Große Pläne:Investition in den Erhalt des Standorts

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Im Kraftwerk Anglberg soll für zwölf Millionen Euro eine Anlage zur Trocknung von Klärschlamm gebaut werden

Von Katharina Aurich, Zolling

Die Entsorgung des Klärschlamms aus kommunalen Kläranlagen wird zunehmend schwierig, da die Ausbringung auf landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr zulässig ist. Im Kohlekraftwerk Anglberg bei Zolling wird schon seit langem der nasse Klärschlamm aus Haag mit verbrannt. Dieses Geschäftsfeld soll nun ausgeweitet werden, im Juni wollen die Betreiber des Kraftwerks, die Engie Kraftwerk Zolling GmbH, sowie die Freisinger Stadtwerke und das Bayernwerk Natur vorbehaltlich der Zustimmung durch das Landratsamt und der Kommunalaufsicht eine gemeinsame Gesellschaft gründen und für rund zwölf Millionen Euro in Anglberg eine Anlage zur Trocknung von Klärschlamm bauen. Dieser soll dann im Kohleblock mit verbrannt werden.

Der Freisinger Stadtrat hat dem Einstieg in die Gesellschaft bereits zugestimmt, in der neuen Anlage in Anglberg soll dann auch der Freisinger Klärschlamm getrocknet und entsorgt werden. Haags Bürgermeister Anton Geier steht dem Vorhaben kritisch gegenüber, er fürchtet, dass das benachbarte Kohlekraftwerk immer mehr zu einem Entsorgungsstandort umgebaut werde. Außerdem bedeute die geplante Trocknungsanlage eine größere Verkehrsbelastung, denn der Schlamm würde dezentral mit Lastwagen transportiert, die mitten durch Haag fahren. Im Gegensatz dazu wird die Kohle für die Stromerzeugung auf der Schiene angeliefert. Alle neuen Vorhaben in Anglberg bedeuteten mehr Verkehr und dafür seien die Straßen rund um das Kraftwerk nicht ausgelegt, gibt Geier zu Bedenken.

Auch Zollings Bürgermeister Max Riegler ist nicht erfreut über die Pläne, aber für ein Bewertung benötige er mehr Fakten, vor allem über die Emissionen aus einer solchen Anlage. Natürlich sei es wichtig, Arbeitsplätze zu erhalten, Gewerbesteuer bekomme die Gemeinde, auf deren Gebiet sich das Kraftwerk befindet, aber schon seit Jahren nicht mehr. Die Kommune könne die Klärschlammtrocknungsanlage, die das Landratsamt genehmigt, nicht verhindern, sondern lediglich ihre Bedenken äußern, schildert Riegler.

Kraftwerksleiter Lothar Schreiber informiert in Sachen Verkehrsbelastung, dass bereits jetzt täglich 25 Lastwagen-Transporte zur Anlieferung von nassem Klärschlamm genehmigt seien und diese Anzahl auch mit der neuen Anlage nicht überschritten werde. Der Bau der Trocknungsanlage sei ein kleiner Baustein zum Erhalt das Kraftwerksstandorts in Anglberg, sagt Schreiber. Denn der Kohlestrom würde immer weniger nachgefragt und das Kraftwerk arbeite unwirtschaftlich. Neben dem Kohlekraftwerk wird in einem Biomasseheizkraftwerk seit 2003 Altholz verbrannt, für den daraus erzeugten Strom gibt es bis 2023 eine Einspeisevergütung nach dem EEG-Gesetz. Läuft diese aus, könnte auch im Biomasseheizkraftwerk der getrocknete Klärschlamm verbrannt werden, schildert Schreiber die Pläne.

Die neue Anlage soll neben dem Biomasseheizkraftwerk entstehen und für die Trocknung die Abwärme aus dem Kohleblock genutzt werden. Zusätzliches Personal sei nicht nötig, da die Mitarbeiter des Kraftwerks die Trocknung mit betreiben könnten, heißt es in der Projektbeschreibung.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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