Goldachmarkt:Den Discountern getrotzt

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Der Goldachmarkt der Familie Schröckenbauer besteht mit ausgeklügeltem Sortiment trotz benachbarter Supermärkte. Denn hier gibt es neben gutem Fleisch und edlen Tropfen auch Biobrote und heimischen Honig

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Oma war es, die vor 90 Jahren angefangen hat mit dem Goldachmarkt, sie war die Seele des Kramerladens an der Hauptstraße in Goldach. Mittlerweile ist Goldach ein Ortsteil von Hallbergmoos, und aus dem 30-Quadratmeter-Lädchen ein veritabler Supermarkt geworden, der sich hartnäckig gegen die modernen Riesen-Vollsortimenter behauptet. Ein Familienbetrieb ist der Goldachmarkt immer noch, mittlerweile in der dritten Generation. Daran ändern auch die 35 angestellten Mitarbeiter und Honorarkräfte nichts.

Das Interview mit der Familie Schröckenbauer findet in der Bistroecke des Goldachmarktes statt, zwischen Brottheke und Edelkaffee-Regal. Hier erzählt Barbara Schröckenbauer (60) von den Anfängen des Ladens, der ohne die Oma, Magdalena Schröckenbauer, so wohl nie entstanden wäre. "Sie war sehr fleißig und kreativ, hatte immer neue Ideen", so Schröckenbauer. Es war aber der Opa, Theodor, der Anfang der Fünfzigerjahre die Idee mit dem Selbstbedienungsladen hatte. Gesehen hatte er das im Fliegerhorst Erding, bei den Amerikanern, wo er arbeitete. So wurde der Goldachmarkt der erste Selbstbedienungsladen der Region, "bis aus der Schweiz sind Leute gekommen, zum Anschauen", sagt Barbara Schröckenbauer lächelnd. In den Siebzigerjahren wurde der Laden dann erweitert, man musste sich behaupten, denn mittlerweile gab es viele Supermärkte.

Ein neues Konzept musste her, um der wachsenden Konkurrenz zu begegnen. Der erste Schritt war die Frischfleischtheke, die gab es damals noch in keinem Markt. Bis heute ist sie ein wichtiges Standbein. Abgepackte Ware sucht man vergeblich, "aus Überzeugung", wie die Chefin betont. So finden sich im Fleisch-Sortiment, zu dem längst Frischfisch gekommen ist, nicht nur Münchner Premiumweißwurst, sondern auch Grillspezialitäten, Spieße, Schnitzelvariationen und fertige Pfannen, alles vom ladeneigenen Metzger frisch zubereitet.

Das Fachmarktprinzip ist im Goldachmarkt mittlerweile perfektioniert worden. Es gibt eine wohl sortierte Weinabteilung mit teils sehr edlen Tropfen, das Steckenpferd von Theodor Schröckenbauer, dem Jüngeren. Bis nach Südafrika ist er mit Frau Barbara schon gereist und hat dort Weingüter besucht. An der Brottheke gibt es Brote vom Mauracher Hof, einem Familienbetrieb der hochwertige Bio-Brote nach alten Rezepten herstellt. "Das hat uns von der Ideologie her gefallen", sagt Barbara Schröckenbauer. Dazu kommen besondere Sortimente wie Supremo-Kaffee vom Unterhachinger Kaffeeröster, Bio-Eier aus Thurnsberg, Honig aus Moosinning, Andechser Milchprodukte und Hallbergmooser Pralinen. Das Bild für die Pralinenschachtel hat noch der mittlerweile gestorbene Hallbergmooser Künstler Konrad Dördelmann gemalt.

Die Aufgaben im Familienbetrieb sind sauber aufgeteilt: Sohn Simon ist der Thekenspezialist, Barbara ist für Catering, Öffentlichkeitsarbeit und Visual Merchandising zuständig, Theo Schröckenbauer ist der Kopf und Weinkenner und Schwiegertochter Kathrin (30) führt die Bücher. "Ich mache die Sachen, die zeitunabhängig sind", sagt sie lächelnd und schaut auf ihre zwei Kinder, die drei Jahre und neun Wochen alt sind. Dass sich die Familie gut verträgt, ist sofort zu spüren, "sonst würde so was auch nicht gehen", stimmen alle überein. Es sei aber wichtig, dass jeder seinen Posten habe. Dass der Betrieb bei Familienfesten immer wieder Thema ist, bestätigt Barbara Schröckenbauer, "leider ja."

Dem neuen Supermarkt, der demnächst ein Stück weiter in der Hauptstraße entsteht, sehen sie gefasst entgegen. Sie setzen auf die bewährte Strategie und besonderen Service. Denn dass den Stammkunden das Lieblingsbrot zurückgelegt wird, auch die Bestellung mal vergessen wurde, das passiert in einem Großsupermarkt sicher nicht so schnell.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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