Gesperrte Ortsdurchfahrt:Alle sind genervt

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Brav in der provisorischen Furt bleibt diese Mutter mit ihrem Sohn, manch einer überquert die Baustelle aber auch ein Stück dahinter, weil der Weg kürzer ist. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Baustelle an der B 13 stellt Fahrenzhausen auf eine Belastungsprobe. Ein verärgerter Autofahrer fährt einen Bauhofmitarbeiter an, Kindergarten-Eltern beschweren sich beim Bürgermeister, der jetzt auch grantig wird

Von alexandra Vettori, Fahrenzhausen

Doch, die Ruhe ist himmlisch, mitten auf der Bundesstraße 13. Seit Mitte Juni ist die Straße in Fahrenzhausen wegen einer Sanierung gesperrt, seit Montag noch ein wenig mehr, da ist man zu Bauabschnitt zwei übergegangen. Die Straßenbaustelle wuchs nach Süden, nun ist auch die Römerstraße zur Sackgasse geworden. Seither liegen die Nerven blank bei vielen in Fahrenzhausen, trotz Ruhe. Die Autofahrer, auch die Durchgangsfahrer, sind so genervt, dass vergangene Woche ein Wagen mit Münchner Kennzeichen einen Mitarbeiter des Gemeindebauhofes angefahren hat. Mit Absicht, weil der ihm sagte, dass auf einer kleinen Nebenstraße die Durchfahrt verboten sei. Jetzt ist der Mann krankgeschrieben wegen der schmerzenden Hämatome, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt.

Entsprechend sauer ist auch der Bürgermeister von Fahrenzhausen, Heinrich Stadlbauer, sonst ein Mann eher sanften Gemüts. Er ist nicht nur genervt von den genervten Autofahrern, sondern im Moment auch von den genervten Eltern des Kindergartens "Sternschnuppe". Der Kindergarten an der B 13 ist seit Montag praktisch vom Straßennetz abgeschnitten, was nicht ganz so dramatisch ist, wie es klingt, da der Parkplatz eines nahen Discounters gleich auf der anderen Seite der B 13 liegt und mit dem Auto erreichbar ist. Die Baustelle freilich müssen die Eltern mit den Kindern überqueren, und deshalb hagelte es diese Woche Beschwerdemails im Rathaus. Darin beklagen sich Eltern darüber, wie gefährlich die Situation und wie unverantwortlich es sei, dass es keinen ordentlichen Übergang gebe. Das aber ist nicht möglich, weil die Baustelle ständig weiter wandert. So balancierten viele mitten durch den Bereich, in dem gerade Randsteine verlegt werden, manch einer trat dabei auch in frischen Beton.

Bürgermeister Stadlbauer war deshalb am Mittwoch persönlich vor Ort und schlug einen weniger gefährlichen Weg an der Römerstraße zum Überqueren der B 13 vor, was einige aber auch nicht wollten, "weil der gesperrte Fußweg vom Parkplatz 95 Meter kürzer ist als über die Römerstraße", wundert sich der Bürgermeister. Er hat beim Staatlichen Bauamt trotzdem nachgebohrt, am Freitag war bereits eine Furt über die B 13 zum Kindergarten mit Flatterband angezeigt. Dass er als Bürgermeister die Beschwerden abbekommt, obwohl das Staatliche Bauamt Bauherr auf der Bundesstraße ist, kann er noch akzeptieren. Dass ihm Eltern jetzt aber Verantwortungslosigkeit und ihre auf Umwegen verlorene Lebenszeit vorwerfen, das ärgert ihn.

Als am Freitag Abholzeit ist beim Kindergarten Sternschnuppe, haben zumindest die befragten Mütter kein Problem mit dem Übergang. "Ganz ehrlich, die Baustelle ist halt jetzt da, weil es gemacht werden muss. Und so gefährlich ist es wirklich nicht, die Baustelle ist groß und gut einsehbar", sagt eine Mutter. Auch die nächste meint, "ich habe kein Problem". Ihre Namen möchten die beiden aber nicht sagen, sie befürchten Diskussionen.

Ein Stück weiter innerorts herrscht immer noch viel Ruhe, nur ab und zu kommt ein Auto vorbei. Die Bäckerei Kistenpfennig schließt jetzt immer schon um 14 Uhr, nachmittags käme eh meist nur Lauf- oder besser Fahrkundschaft, so eine Verkäuferin. Ein Stück weiter an der Wirtschaft "Sakrisch guat" dagegen klebt ein Zettel: Ab 27. Oktober ist geschlossen, der Wirt hofft, dass die Gäste ihm in seine neue Gaststätte folgen. Zur Zeitung mag er nichts sagen, nur so viel, dass die Straßensperre nicht der Grund sei.

An der Amperbrücke kämpft sich Briefträgerin Irmgard Rottmeier mit ihrem Lastenrad durch den Schotter. "Doch, anstrengend is' scho", sagt sie, vor allem an der Waldstraße. Recht viel länger als sonst brauche sie aber nicht, "zehn Minuten vielleicht. Und freilich nehm ich alles mit und fahre nicht öfter". Auch bei der Landmetzgerei Geißinger ist die freundliche Verkäuferin entspannt: "Die Stammkunden aus dem Ort kommen trotzdem, nur die Brotzeitholer fehlen jetzt, aber das ist kein großes Problem."

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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