Germering:Haas hält sich mit Jubel zurück

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Der Germeringer Oberbürgermeister sieht noch Hindernisse auf dem Weg zu einer neuen Bahnstromtrasse - deren Kritiker formieren sich.

Andreas Ostermeier

Auf allgemeine Zustimmung ist im Germeringer Stadtrat die Einwilligung der Landeshauptstadt München gestoßen, eine Verlagerung der Bahnstromtrasse auf Münchner Gebiet nahe der Autobahn A99 zuzulassen. Aus sämtlichen Fraktionen wurde das Verhandlungsergebnis zwischen den Nachbarkommunen positiv gewürdigt und der Germeringer Verwaltung gedankt. Grünen-Stadträtin Sibylle Nottebohm sagte, eine Verlegung der Masten tue nicht nur dem Stadtbild gut, sie sei auch ein Beitrag zum Gesundheitsschutz der Einwohner.

Der Germeringer Oberbürgermeister sieht noch Hindernisse auf dem Weg zu einer neuen Bahnstromtrasse. (Foto: Günther Reger)

Peter Klotz (FDP) sagte, er freue sich auch darüber, dass nun in den Gärten der Germeringer, die noch unter der Hochspannungsleitung wohnen, bald die Bäume wieder hoch wachsen könnten. Auch Günter Schöbel, Sprecher der Bürgerinitiative, die eine Verlegung der Stromleitung aus der Stadt fordert, zeigte sich im Gespräch mit der SZ zufrieden. Eine "wichtige Hürde" sei genommen, sagte er. Der große Einsatz der Bürger habe sich gelohnt.

Etwas gedämpfter klang Oberbürgermeister Andreas Haas in der Stadtratssitzung am Donnerstag. Er betonte, dass das Verfahren zur Verlegung noch nicht abgeschlossen sei. Nun müsse das Eisenbahnbundesamt die Planungen prüfen und billigen. Haas wies auch auf den engen Zeitrahmen hin. Denn bis November 2011 muss die neue Leitungstrasse fertig gestellt sein. Er glaube erst, dass die Bahnstromleitung aus dem Germeringer Wohngebiet heraus sei, wenn sie tatsächlich auf der neuen Trasse verlaufe, sagte der Oberbürgermeister im Gespräch mit der SZ.

Die zurückhaltende Reaktion von Haas hängt möglicherweise auch damit zusammen, dass es nicht nur Zustimmung zur Verlegung der Stromleitung gibt. So wollte sich am gestrigen Freitagabend ein Interessenkreis von Anwohnern der Gegend um die Kerschensteinerstraße sowie die Straße Am Forst treffen. Dort, an der südlichen Stadtgrenze, soll die neue Leitung vorbeiführen - auf der Südseite der Lindauer Autobahn. Günter Dietlmaier, der zu diesem Kreis gehört, sagte am Freitag zur SZ, er befürworte zwar die Verlegung der Stromtrasse, lehne jedoch die Errichtung von 56 Meter hohen Masten im Kreuzlinger Forst ab.

So hoch sollen die Masten sein, damit die Leitungen sich nicht in den Ästen von Bäumen verfangen können. "Der Forst ist die Paradeseite Germerings", sagte Dietlmaier, dort Stahlträger mit einer derartigen Höhe aufzustellen, sei ein "Wahnsinn". Dietlmaier möchte deshalb erreichen, dass die Masten kleiner ausfallen, auch wenn dafür Bannwald gerodet werden muss. Es müsse eine Lösung geben, mit der alle Germeringer leben könnten, fordert er und lädt auch die Vertreter der Bürgerinitiative ein, mit ihm an "einem Strang zu ziehen".

Die Anwohner aus dem Gebiet um die Kerschensteiner Straße wollten nun ihr weiteres Vorgehen beratschlagen. Denn es gebe unter ihnen auch welche, die die Stromleitung überhaupt nicht im Kreuzlinger Forst sehen möchten und deshalb auch erwägten, juristische Schritte gegen eine Verlagerung dorthin zu unternehmen, sagte Dietlmaier.

© SZ vom 18.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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