Genug geplant:Augen zu und durch

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Die Planungen für den Rathaus-Umbau sind auf der Zielgeraden, letzte Änderungswünsche wurden abgelehnt. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Echinger Gemeinderat lehnt letzte Korrekturvorschläge zur Sanierung des Rathauses ab. Auch die umstrittenen fünf neuen Parkplätze entlang des Verwaltungsgebäudes sollen trotz Bürgerprotests gebaut werden

Von Klaus Bachhuber, Eching

Auf der Zielgeraden der Planungen zum Rathausumbau verfährt der Echinger Gemeinderat nun offenbar nach der Devise: Augen zu und durch. CSU und FWG haben im Bauausschuss mit ihrer Mehrheit um eine Stimme alle letzten Korrekturvorschläge und Änderungsoptionen abblitzen lassen mit der Argumentation, dies bereits früher so festgelegt zu haben. So wird von dem auf den mittelfristigen Bedarf dimensionierten Bürgerbüro kein Teil für eine zwischenzeitliche Vereinsnutzung abgezwackt und die vorgesehenen neuen Parkplätze entlang des Rathauses werden trotz einer Unterschriftenaktion dagegen angelegt.

Über 200 Bürger hatten sich gegen die fünf neuen Längsparkplätze an der Nordseite der Hauptstraße ausgesprochen. Thomas Kellerbauer (CSU) tat dieses Votum mit der Behauptung ab, er könne "bis Ende der Woche mehr als 200 Unterschriften für diese Parkplätze zusammenbringen". Mit den Parkplätzen soll ein oberirdisches Stellplatzangebot entstehen, nachdem die nominellen Rathausparkplätze alle in der Tiefgarage liegen. Die gewerblichen Anlieger gegenüber und nebenan würden sich beklagen, dass ihre Parkplätze von Rathausbesuchern zweckentfremdet würden.

Die Gemeinde hat nach dem Umbau nach ihrem eigenen Stellplatzschlüssel Bedarf an 29 zusätzlichen Stellplätzen. Gelöst werden soll dies dadurch, dass die derzeit 35 in der Tiefgarage fremd vermieteten Parkplätze künftig nicht mehr vermietet werden. Und in der bisherigen Planung eben durch fünf oberirdische Plätze.

SPD, Bürger für Eching und Grüne, die sich von jeher gegen die Stellplätze ausgesprochen hatten, argumentieren hingegen mit einer Gefährdung für den Geh- und Radverkehr auf dem anliegenden Gehsteig und auf der viel befahrenen Hauptstraße, wo nun Längsparker auf der Nordseite gegenüber von Senkrechtparkern auf der Südseite liegen. "So eine Situation empfiehlt einem niemand", begründete Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos), der zuvor für die Stellplätze gestimmt hatte, seinen Meinungsumschwung.

Zudem würden "fünf Plätze die Situation auch nicht retten", sagte Stefanie Malenke (SPD), und belegt würden die neuen Parkplätze wohl zuvorderst von Besuchern der Bäckereien gegenüber, so dass der Effekt verpuffe. Leon Eckert (Grüne) warb zudem um einen Effekt der Verkehrssteuerung, indem man keine zusätzlichen Parkplätze anbiete, um Besuchern die Autonutzung weniger schmackhaft zu machen. Freiraumplaner Hermann Brenner hatte als Alternative entwickelt, zwei Behindertenparkplätze vorzusehen und vor dem neuen Rathauseingang eine Haltebucht für den Lieferverkehr, analog zur faktisch jetzt bestehenden Situation, was aber von CSU und FWG verworfen wurde.

Das Bürgerbüro sollte im neuen Rathaus von bisher rund 200 Quadratmeter Fläche auf 375 ausgebaut werden, mit der Argumentation, damit für mittelfristiges Wachstum vorzusorgen. Aus architektonischen Zwängen eingeplant sind nun sogar 415 Quadratmeter, was die Idee entstehen ließ, einen Teil räumlich abzutrennen und für die ersten Jahre einer externen Nutzung zu überlassen. Bürgermeister Thaler brachte spontan Volkshochschule oder Tagesmütterprojekt ins Gespräch. Mit geschätzten Mehrkosten von 50 000 Euro für den späteren Rückbau hätten entweder 85 oder 130 Quadratmeter externe Nutzung abgezwackt werden können.

Die CSU, die das Raumprogramm des neuen Rathauses stets als überdimensioniert gerügt hatte, lehnte die übergangsweise Reduzierung ebenso wie die FWG ab, weil das die beschlossene Planung wieder umwerfe. Thaler hatte argumentiert, dass mit einer externen Nutzung die Kosten-Nutzen-Relation des Gebäudes verbessert werde, was stets ein allgemeines Anliegen sei. Dies jetzt abzulehnen, sehe er deswegen als "nicht konsequent"

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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