Gemeinderat Fahrenzhausen:Angst vor dem Verkehrsinfarkt

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Heftig umstrittener Standort: Im Ortskern von Fahrenzhausen sollte ein Supermarkt entstehen. Der Bürgermeister sieht darin eine "Aufwertung", der Gemeinderat teilt diese Auffassung nicht.

Sabina Dannoura

Das "Herz der Gemeinde" schlägt nach Überzeugung von Fahrenzhausens Bürgermeister Rudi Jengkofer (CSU) dort, wo sich Rathaus, Kindertagesstätten, Schule, Bücherei, Ärzte und Pfarrheim in nächster Nähe befinden. Wenn nun in diesem Zentrum ein Lebensmittel- und Getränkemarkt angesiedelt würde, werde Fahrenzhausen aufgewertet, meint der Rathauschef.

Auf dem Gärtnerei-Gelände im Zentrum von Fahrenzhausen sollte ein Supermarkt entstehen. Die bereits überlastete B 13 würde dann im Verkehr ersticken, befürchten die Gemeinderäte und haben das Projekt  abgelehnt. (Foto: Marco Einfeldt)

Eine Mehrheit des Gemeinderats teilt diese Auffassung jedoch nicht. Denn auf der Bundesstraße 13 stauen sich bereits morgens und abends die Fahrzeugkolonnen. Ein Einkaufsmarkt generiere zusätzlichen Verkehr "und das führt zum Kollaps, jeden Tag," warnte Heinrich Kislinger von der Freien Bürgerliste (FBL).

Zum ersten Mal hatten sich die Gemeinderäte im Juni mit der Anfrage von Michael Werner befasst: Dieser möchte in der Hauptstraße seine Gärtnerei bis auf ein Gewächshaus durch einen Lebensmittel- und Getränkemarkt ersetzen.

Der Standort im Ortskern war da schon heftig umstritten. Einig waren sich die Kommunalpolitiker, dass die An- und Abfahrt nicht über das Wohngebiet Sonnenstraße erfolgen dürfe, sondern zum Schutz der Anwohner über die B 13. Ein Konzept, wie der Verkehr zu dem Markt abgewickelt werden könnte, hat zwischenzeitlich Ingenieur Franz Lohr für die Gemeinde aufgestellt; und auch das Staatliche Bauamt hat sich zu den Umgestaltungsideen für die B 13 geäußert.

Demnach gibt es zwei Knackpunkte: die Forderung der Straßenbaubehörde, eine Linksabbiegespur zum Markt vorzusehen, und die gefahrlose Überquerung der Bundesstraße für die Kinder.

So würde die beim Rathaus situierte Bedarfsampel nach Osten verschoben. Kinder aus dem Viertel an der Sonnenstraße müssten "quasi an der Schule vorbeigehen, die Ampel drücken, die Straße queren und wieder zurücklaufen - aber wer macht das schon?", gab Simon Trinkgeld (FBL) in der Sitzung am Montag zu bedenken. Auch Andreas Karl (Freie Wähler) befürchtet, dass Kinder keinen Umweg machen und über die Straße laufen werden. Bürgermeister Jengkofer hielt den Einwänden entgegen: Es sei Kindern "schon zuzumuten", dass diese mal 20 oder 30 Meter weiter gehen.

"Verschlechterung der Verkehrssituation" durch Linksabbiegespur

Alternativ hat Lohr noch eine Überquerungshilfe auf Höhe der Sparkasse vorgesehen. Ob diese Mittelinsel wirklich notwendig sei, ist aus Sicht des Staatlichen Bauamts "noch nicht abschließend geprüft" - sie könnte also am Veto der Behörde scheitern.

Unmissverständlich hat das Straßenbauamt indessen erklärt, dass im Abschnitt zwischen Dorf- und Moosstraße ein eigene Linksabbiegespur zum Supermarkt gebaut werden müsse. Dagegen regte sich im Gemeinderat Widerstand: "Das führt zu einer deutlichen Verschlechterung der Verkehrssituation", kritisierten Andreas Karl und Bruno Dawidowitsch (FW). Ingenieur Lohr versicherte indes, er sehe "keine Verschlechterung der Gesamtsituation".

Monika Hermann (CSU) plädierte für den beantragten zentralen Standort, weil sie sich an der Hauptstraße "nichts weiteres als Geschäfte" vorstellen könne. Werde die Linksabbiegespur abgelehnt, sei das gesamte Projekt in Frage gestellt, insistierte der Bürgermeister: Der Marktbetreiber Edeka sehe seine Zukunft außerdem "wesentlich eher beim Rathaus als am jetzigen Standort in Großnöbach". Und eine Wohnbebauung auf dem Areal der Gärtnerei, die ansonsten kommen werde, erzeuge ebenfalls Verkehr. "Aber nicht die Frequenz wie ein Einkaufsmarkt", widersprach Ursula Schwarz (CSU).

Mit vier Gegenstimmen von SPD, Hermann und Jengkofer wurde eine Linksabbiegespur abgelehnt. Eine weiterhin vorgesehene Grundsatzdebatte über einen Supermarkt-Standort erübrigte sich somit. Und die Entscheidung über die Bauvoranfrage von Michael Werner war nur mehr Formsache: Lediglich fünf Gemeinderäte unterstützten das Projekt. Im Gespräch ist trotzdem ein Einkaufsmarkt: Für das Gewerbegebiet Großnöbach, das erweitert werden soll, hat ein Betreiber sein Interesse angemeldet.

© SZ vom 20.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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