Gemeinde reagiert auf angespannten Wohnungsmarkt:Eching auf der Überholspur

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Viel Platz für eine Nachverdichtung gibt es an der Hollerner Straße im Westen von Eching. Die Sondierungsgespräche sind angelaufen. (Foto: Marco Einfeldt)

Nach Jahren der zurückhaltenden Baulandausweisungen dreht das Rathaus mit dem neuen Bürgermeister Thaler auf. Vier Neubaugebiete sind im Entstehen, für weitere Areale laufen derzeit Vorgespräche

Von Klaus Bachhuber, Eching

Vier üppige Neubaugebiete stehen in Eching derzeit vor der Realisierung - und im Rathaus werden bereits die nächsten vorbereitet. An der Hollerner Straße könnten mittelfristig zwei innerörtliche Baulücken mit zusammen rund 25 000 Quadratmetern Fläche erschlossen werden, in Dietersheim ist die Bebauung des Angers mit 15 000 Quadratmetern Umfang in Vorbereitung. Mit diesem potenziellen Wachstumsschub sollen jetzt offenbar die Entwicklungslücken geschlossen werden, die durch die äußerst sparsame Wohngebietsausweisung in den vergangenen Jahre entstanden sind.

Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) geht davon aus, dass diese Gebiete das Rathaus "vier bis sechs Jahre beschäftigen" könnten. Angesichts der parallelen Anstrengungen auch in den Nachbarkommunen sei es für ihn "vorstellbar, dass dann der Druck auf den Wohnungsmarkt auch mal wieder etwas zurückgeht." Erste Sondierungen bei den Eigentümern an der Hollerner Straße hätten bereits stattgefunden, sagte Thaler auf Anfrage, nachdem die Gemeinde auf den beiden Grundstücken kein Eigentum hat. Hinter verschlossenen Türen informierte Thaler den Gemeinderat bereits über die Gedankenspiele. Mindestens bei einer Fläche sei große Aufgeschlossenheit der Eigentümer für eine Baulandentwicklung erkennbar, sodass der Bürgermeister schon ein Genehmigungsverfahren für 2018 in Aussicht stellt.

Thaler hatte im Wahlkampf vor Jahresfrist stets moniert, dass Eching Baulandausweisung seit 20 Jahren völlig verschlafen habe. Nach der Umsetzung der zuletzt noch eingeleiteten Neubaugebiete zwischen Bahn und Einkaufsmärkten an der Böhmerwaldstraße, in Eching-West und im Süden von Dietersheim will Thaler nun an der Hollerner Straße erste eigene Projekte initiieren. Der Leitsatz "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" habe ihn auf die Flächen an der Hollerner Straße gebracht, erläuterte der Bürgermeister.

Um flexibler in der Baulandgewinnung zu werden, müssten neben dem "Echinger Modell", wonach die Gemeinde einen Teil des Baulandes zu einem günstigen Preis kauft, auch andere Varianten des Infrastrukturkostenausgleichs diskutiert werden, fordert er. Auch die in München entwickelte und von vielen Kommunen übernommene "Soziale Bodennutzung" mit der Festschreibung einer Abgabe für die öffentlichen Folgelasten einer Baulandausweisung müsse eine Option sein. Bei diesem Modell können Kommunen die Grundeigentümer im Gegenzug für den Wertzuwachs ihrer Flächen durch die Baulandwidmung auf eine Infrastrukturabgabe verpflichten und gleichzeitig darauf, einen Teil des entstehenden Wohnraumes zu günstigeren Konditionen abzugeben. Grundsätzlich halte er es aber für die beste Variante, die Folgelasten einer Entwicklung dadurch zu bewältigen, "dass die Gemeinde Grundeigentum erhält", betonte Thaler.

Für den Dietersheimer Anger ist eine Überplanung bereits eingeleitet. Auch hier hat der Gemeinderat nichtöffentlich bereits erste Überlegungen angestellt. Bei der Dietersheimer Bürgerversammlung hatte der Bürgermeister die Grundsatzfrage für die Planung zur Diskussion gestellt, ob in dem Gebiet auch ein Einkaufsmarkt angesiedelt werden solle. Zumindest in der Versammlung war dies auf einhelliges Desinteresse gestoßen. Beim Neubaugebiet Böhmerwaldstraße läuft bereits die Erschließungsplanung, in Eching-West und Dietersheim-Südost sind die inhaltlichen Fragen geklärt, vor einer möglichen Ausweisung sind lediglich noch Formalien an Bauleitplan und Umlegungsverfahren mit den jeweils nötigen Fristen zu erfüllen. Sobald der Gemeinderat seine Vergabekriterien für ein neues Einheimischenmodell oder vergünstigte Bauformen im Wohnungsbau definiert hat, könnte bei diesen drei Quartieren die Umsetzung beginnen.

In Dietersheim-Südwest dagegen einigen sich weiter die Grundeigentümer nicht auf den Zuschnitt der Flächen zur gemeinsamen Entwicklungsplanung. Momentan scheinen alle Ansprüche befriedigt, bis auf die eines einzigen Besitzers. Hier liegen aber die Auffassungen wohl so auseinander, dass ein Lösungsansatz für das Rathaus nicht erkennbar ist.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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