Für Fernfahrer:Mini-Hotel muss warten

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Gemeinderat vertagt Umwandlung von Büros zu Schlafräumen

Das Anliegen erschien bei schneller Betrachtung nachvollziehbar: Eine Firma im Gewerbegebiet-West möchte aus fünf Büros lieber Schlafräume machen und dort zehn ihrer Bereitschafts- und Fernfahrer schlafen lassen. Die Mitarbeiter kämen aus weit entfernt liegenden Orten und könnten nach Dienstschluss nicht jedes Mal heimfahren, erklärten die Firmenvertreter im Neufahrner Rathaus. Und wer für die Fuhrparkinstandhaltung gebraucht würde, müsste auch schon früh da sein. Der Bauausschuss wollte die Nutzungsänderung trotzdem nicht genehmigen. Man wolle keinen Präzedenzfall schaffen, hieß es, und in der Diskussion wurde deutlich: Eine Ausnahme könnte Auswirkungen für das ganze Gewerbegebiet haben.

Wohnen auf einem Firmengelände Menschen, müssen die Nachbarn entsprechende Lärmgrenzwerte einhalten. Damit könnten sie "in ihrer gewerblichen Tätigkeit eingeschränkt" werden, erklärte Bauamtsleiter Michael Schöfer. Es komme also zu einer "Nutzmischung, die sich nicht verträgt" - auf Kosten der Gewerbetreibenden, was die weitere Entwicklung des Gewerbegebiets beeinträchtigen könnte. Dieses Fass wollte der Ausschuss nicht aufmachen. Lediglich Christa Kürzinger (CSU) hätte trotzdem eine Ausnahme gemacht. Sie sieht im Außengebiet weniger Probleme als im Ort "für dieses Klientel". Damit spielte sie auf die anhaltenden Diskussionen um Boardinghäuser im Sinne von Arbeiterwohnheimen an. Wie Boardinghäuser rechtlich zu bewerten sind, ist weiterhin unklar. Sind sie mit Hotels vergleichbar und damit in einem Gewerbegebiet möglich oder sind sie echte Wohngebäude? "Sie können beides sein, je nach Nutzung", sagt Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Vor diesem Hintergrund wird auch die Planung für ein Appartementhaus in Bahnhofsnähe kritisch verfolgt (wir haben berichtet). Derzeit läuft für das Gebiet ein Bebauungsplan-Verfahren, mit dem die Gemeinderäte die Entwicklung steuern möchten. Die Erfolgsaussichten sind nach Einschätzung des Rechtanwalts der Gemeinde allerdings zweifelhaft. Mit Blick auf das Verfahren wurde aber auch der Bauantrag für ein kleines Hotel in dem Gebiet erst einmal zurückgestellt.

© SZ vom 20.12.2016 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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