Manchmal kommt es vor, dass eine der Leihomas verloren geht. "Dann wird die Bindung zwischen der Familie und der Leihoma so eng, dass die Familie sie nicht mehr gehen lässt und sie quasi adoptiert", lacht Sabine Bock, Leiterin von Wellcome. Ein Verlust für sie, doch ein Gewinn für die Familie. Wellcome ist eine Vermittlungszentrale für Familien, die ein Baby haben und etwas Unterstützung gebrauchen können - etwa weil sie keine Großeltern vor Ort haben. Die Wellcome-Mitarbeiterinnen helfen dann ehrenamtlich aus, bis das jüngste Kind der Familie ein Jahr alt wird.
Bock, zugleich auch Leiterin des Zentrums der Familie, entschied von fünf Jahren, dass Freising es "dringend nötig" hatte "so etwas hier aufzubauen", und machte sich für das 2002 in Hamburg entwickelte Projekt stark. Die hohe Nachfrage seitdem rechtfertige es, sagt sie. "Gerade im südlichen Landkreis schaffen wir es nicht, alle Familien, die anfragen, zu betreuen." Trotzdem sollte sich keiner scheuen anzurufen, manchmal ergebe sich doch etwas.
Wellcome hat bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad. "Oft sind wir die erste Anlaufstelle für Familien", sagt Bock. Bundesweit gibt es mittlerweile 250 Welcome-Vermittlungsstellen, Bundeskanzlerin Angela Merkel ist Schirmherrin. "Manchmal wissen Familien einfach nicht, wohin sie sich sonst wenden sollen", sagt Bock. Wenn die Familie doch eher eine Haushaltshilfe, eine Pflegekraft oder eine sozialpädagogische Betreuung benötige, vermittle Wellcome sie an die richtigen Ansprechpartner weiter. 20 Familien im Landkreis haben aktuell eine Wellcome-Mitarbeiterin an ihrer Seite. Allerdings handelt es sich nicht ausschließlich um "Leihomas": Meist seien es zwar Frauen mit erwachsenen Kindern, die sich engagieren, so Bock. Unter den Ehrenamtlichen sind aber auch Studentinnen und ein Mann.
"Das Misstrauen der Mütter gegenüber einem Mann, der sich um ein Baby kümmern will, ist allerdings sehr groß", berichtet Bock. Der Mann sei daher nicht so leicht zu vermitteln. Insgesamt gibt es 50 Ehrenamtliche, eigentlich eine Zahl, die sich sehen lassen kann, doch ergeben sich geografische Probleme bei der Verteilung. Während der Landkreis-Norden viele Helfer habe, gebe es im Süden einen Mangel, sagt Bock. Dort sei das Leben teurer, weshalb die Frauen mehr arbeiten und weniger Zeit für ehrenamtliche Aufgaben haben. "Wenn man so ein gut gelauntes Kind sieht, und man merkt, dass die eigene Arbeit Früchte trägt, macht es sich für einen bezahlt", berichtet die Ehrenamtliche Silvia Thalhammer. Sie kümmerte sich auch schon um eine Mutter und Kind in einer Notunterkunft, die nichts hatten außer Bett und Kühlschrank. Thalhammer organisierte Haushaltsgegenstände und baute mit ihrem Mann das Babybett auf. "Das war ein Extremfall." Denn dafür sind die Ehrenamtlichen eigentlich nicht zuständig. Vielmehr geht es darum, mit den Babys spazieren zu gehen oder die älteren Geschwisterkinder zu betreuen. "In der Regel kommen die Wellcome-Engel in normale Familien, die nicht solche Schwierigkeiten haben", so Thalhammer. Oft seien es Zwillings- oder sogar Drillings-Familien.
"Die Wellcome-Idee ist praktisch, unbürokratisch und schnell", schwärmt Bock. So vereinbart die Familie selbst mit ihrem "Engel", wie oft und wann dieser zu ihnen kommt. Auch wie viel die Familie dafür bezahlen will, bestimmt sie selbst. Der Betrag sollte aber zwischen einem und fünf Euro pro Stunde liegen. Zwar ist die Tätigkeit der Mitarbeiterinnen ehrenamtlich, allerdings bekommen sie die Fahrtkosten für ihre Einsätze erstattet. Finanzielle Unterstützung bekommt das Projekt in geringem Umfang vom Freisinger Jugendamt, ansonsten ist es auf Spenden angewiesen.
Zu ihrem Sommerfest am Samstag, 22. Juli, laden die Wellcome-Mitarbeiterinnen ab 14 Uhr interessierte Familien und alle, die Interesse an einem Ehrenamt haben, in den Garten vor dem Zentrum der Familie (Kammergasse 16). Infos gibt es unter 0 81 61/48 93 10, freising@wellcome-online.de oder www.wellcome-online.de.