Hochzeitsladerin:Eine der Letzten ihrer Art

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Früher waren die Gäste trinkfester, sagt Hochzeitsladerin Alexandra Kuba-Schuster. Sie bedauert, dass die alten Bräuche heutzutage nicht mehr so gefragt sind.

Von Katharina Aurich, Gerlhausen

Eine Hochzeit war früher auf den Dörfern ein großes Ereignis, zu dem nicht selten 250 Gäste geladen waren. Damit das reibungslos funktionierte, gab es den Hochzeitslader, eine Art Zeremonienmeister und Organisator. Häufig übernahm diese Rolle der Schulmeister oder der Viehhändler des Ortes, die meist redegewandt waren und einen guten Überblick über heiratsfähige junge Menschen in der Umgebung hatten. Denn manchmal halfen sie bereits bei der Eheanbahnung.

Aber diese Zeiten seien längst vorbei, erzählt Alexandra Kuba-Schuster aus Gerlhausen, eine der letzten Hochzeitsladerinnen in Bayern. Auch sie sei nur noch selten in Sachen Hochzeitsbrauchtum unterwegs, räumt sie ein. Denn heutzutage werde "Party gemacht", es würden maximal hundert Gäste eingeladen - und die Aufgaben des Hochzeitsladers meist vom Discjockey oder der Band mit erledigt, bedauert Kuba-Schuster. Die 45-Jährige hat vor zehn Jahren begonnen, Brautpaare zu begleiten. Hochzeitslader könne sich jeder nennen, das sei keine geschützte Berufsbezeichnung, erklärt sie. Ihre Aufträge erhalte sie durch Mund-zu-Mund-Propaganda, wenige über ihre Homepage. Am Hochzeitstag müsse sich das Paar um nichts kümmern und sie sorge dafür, dass es allen gut gehe.

Manchmal helfe sie dem Brautpaar auch, sich gegen Eltern durchzusetzen, die alles bestimmen wollten. Die Hochzeitsladerin sei zur Stelle, wenn der Bräutigam vor dem Altar die Ringe nicht mehr finde oder wenn es jemandem in der Kirche schlecht werde, schildert Kuba-Schuster. Sie mache Ansagen, wo die Geschenke deponiert würden und wann das Essen beginne. Später übernehme sie gerne den Job des Alleinunterhalters, unterhalte die Gäste mit Gedichten oder Gstanzln und sorge dafür, dass die Stimmung nicht abfalle.

Leider seien viele alte Sitten und Bräuche verschwunden, bedauert Kuba-Schuster. So gehe heute niemand mehr mit einem Stock von Haus zu Haus, um die Gäste mit einem Gedicht oder Lied zur Hochzeit einzuladen. Am Stab des Hochzeitsladers waren früher bunte Bänder angebracht, ein Rotes für die Liebe, ein Blaues für Treue, ein Weißes für Jungfräulichkeit und ein Grünes für die Hoffnung. Der Hochzeitslader kümmerte sich früher auch um das "Mahlgeld", denn die Gäste beteiligten sich an den Kosten von Essen und Trinken und er handelte die Aussteuer aus.

Der Ablauf einer traditionellen Bauernhochzeit war genau festgelegt, jeder wusste, was ihn erwartete. Der Tag begann mit einem Weißwurstfrühstück vor der Kirche, nach der Trauung wurde ausgiebig gegessen und getrunken, um Mitternacht war man erschöpft und ging nach Hause, berichtet Kuba-Schuster. Heute jedoch beginne das Fest häufig erst am Nachmittag, es werde bis weit in die Nacht hinein gefeiert und es gebe mehr "Ausfälle" als früher, vermutlich, weil die Menschen nicht mehr so trinkfest seien.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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