Freisinger Köpfe:Hüter eines Wissensschatzes

Rudolf Goerge kennt wie kein anderer die Geschichten und die Bräuche des Landkreises Freising.

Seine Mutter floh schwanger und mit neun Kindern 1000 Kilometer weit von Ostpreußen nach Freising. Das war 1945, der Vater war gefallen und Rudolf George gerade zwei Jahre alt. Der mittlerweile 74-jährige Goerge ist im Landkreis aufgewachsen und im Laufe seines Lebens zum Hüter eines Wissensschatzes geworden: Als Kreisheimatpfleger kennt er wie kaum ein anderer das hiesige Brauchtum und die Heimatgeschichte, damit beschäftigt er sich seit 42 Jahren intensiv.

Wer etwas über seine Ortsgeschichte erfahren möchte, wählt seine Nummer. Goerge besuchte einst das Dom-Gymnasium und studierte später Philosophie, Volkskunde, Germanistik, Mittelalterliche und Bayerische Geschichte. 13 Jahre lang arbeitete er in der Dombibliothek. Kreisheimatpfleger war er zunächst ehrenamtlich, dann hauptamtlich, dann wieder ehrenamtlich - seit der Rente. Schon ein halbes Jahrhundert lang spielt er in der Gruppe "Kleiner Kreis Freising" auf historischen Musikinstrumenten und fördert hierzu mittelalterliches Liedgut oder auch mal das älteste Weihnachtsspiel der Welt, aus dem 11. Jahrhundert, zu Tage.

Nun möchte der Fachmann für lokalhistorische Forschungen, religiöse Volkskunde und Erzählforschung langsam aus seinem Amt scheiden. In den Dörfern des Landkreises hielt er die Menschen stets dazu an, ihre vergessenen Bräuche wieder aufleben zu lassen. Mit Erfolg: Besonders in letzter Zeit ist Brauchtum wieder angesagt, sagt Goerge.

© SZ vom 19.12.2016 / zim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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