Schon als Kind stand für Margit Zeitler-Feicht fest, dass sie Verhaltensforscherin werden wollte. Ihr großes Vorbild sei Konrad Lorenz gewesen, erinnert sie sich. Vor 40 Jahren, als sie begann, in Weihenstephan Agrarwissenschaften zu studieren, habe das Verhalten von Nutztieren keine Rolle gespielt. Die Verhaltensforschung (Ethologie) habe nahezu keinen Stellenwert gehabt. Denn man sei der Ansicht gewesen, dass es einem Tier, das reichlich Milch gebe, viele Ferkel werfe oder dessen Fell glänze, an nichts fehle.
Heutzutage weiß man, dass die Haltungsbedingungen unsere Nutztiere häufig krank machen. Inzwischen gibt es zum Beispiel für Pferde Leitlinien, anhand derer man Ställe, Weiden oder Hallen unter Tierschutzgesichtspunkten beurteilen kann und welche die Mindestanforderungen für eine tiergerechte Haltung beschreiben. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat die Kriterien herausgegeben, an denen Zeitler-Feicht federführend mitgearbeitet hat.
Die Wissenschaftlerin ist über Jahrzehnte ihrem Thema treu geblieben. Nach einer langen Zeit in einer Nische ist sie inzwischen aufgrund des wachsenden gesellschaftlichen Interesses für die Haltung der Nutztiere eine gefragte Expertin, Gutachterin und Referentin. Am Lehrstuhl für Ökologischen Landbau am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU gibt Zeitler-Feicht Studenten ihr Wissen über die tiergerechte Haltung sowie über Indikatoren, anhand derer man das Tierwohl beurteilen kann, weiter. Seit über 15 Jahren leitet sie die Arbeitsgruppe Ethologie, Tierhaltung und Tierschutz. Sie hält nicht nur über das Verhalten von Rindern, Pferden und Schweinen Vorlesungen, sondern auch über Ziegen, Schafe, Lamas, Esel oder Damwild. Aber über dasjenige Tier, das sie seit ihrem sechsten Lebensjahr begleitet, hat sie noch keine Vorlesung gehalten - eine Landschildkröte, die jetzt gerade aus dem Winterschlaf erwacht. Im SZ-Interview berichtet Zeitler-Feicht, dass in der Haltung von Pferden, die für viele Menschen geliebter Freizeitpartner sind, viele Fehler gemacht werden.