Freisinger Innenstadt:Den richtigen Ton getroffen

Lesezeit: 2 min

Die Ideen des Berliner Landschaftsarchitekturbüros "ST raum a" gefallen dem Preisgericht. Christoph Valentien hofft, dass sich nun auch die Kritiker von der Moosachöffnung überzeugen lassen

Von Kerstin Vogel

So könnte der Blick in die Freisinger Altstadt von Westen her einmal aussehen. An der geöffneten Moosach könnte man sitzen. (Foto: Marco Einfeldt)

Für Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ist "ein großes Etappenziel erreicht", der Vorsitzende des Preisgerichts, Professor Christoph Valentien, freute sich über "das vorläufige Ende einer jahrzehntelangen Diskussion": Die Stadt Freising hat am Dienstag die Ergebnisse aus dem Wettbewerb zur Neugestaltung der Straßen und Plätze in der Innenstadt präsentiert. Noch einmal unterstrichen wird damit die Absicht, die Moosach im Bereich der Oberen Hauptstraße zu öffnen und die Verkehrsflächen in der Stadt höhengleich auszubauen - beide Ziele werden im Siegerentwurf umgesetzt. Herausstechendes Merkmal dieser Arbeit ist außerdem eine Ausdehnung des Marienplatzes, der künftig optisch bis zum Asamtrakt reichen soll.

Für den Wettbewerbsteil "Obere und Untere Hauptstraße, Seitengassen und Moosachöffnung" hatte das Preisgericht am vergangenen Wochenende einen klaren Sieger ermittelt. Der erste Preis ging an das Landschaftsarchitekturbüro "ST raum a" aus Berlin. Nicht ganz so überzeugend waren offenbar die eingereichten Arbeiten für den Wettbewerbsteil "Stadteingänge". Zwar lobte Eschenbacher auch hier die hohe Qualität der Entwürfe: Einen eindeutigen Favoriten aber fanden die Preisrichter nicht - und vergaben stattdessen insgesamt fünf Anerkennungspreise.

Einer davon ging ebenfalls an "ST raum a". Hier hatten sich die Teilnehmer entschieden, die ehemaligen Stadttore an den Eingängen ins Zentrum als dunkle, kontrastierende Flächen auf dem Boden darzustellen. Durch den Wechsel des Belags werde die Neugierde geweckt, Schriftzüge im Boden würden den Namen des Tores verraten, heißt es im Protokoll des Preisgerichts: Diese "einfache und gleichzeitig bescheidene Darstellung" sei wirkungsvoll und könne eine Bremswirkung für den Autoverkehr entfalten.

Ob nun tatsächlich einer der Entwürfe aus dem Wettbewerb für die Stadteingänge umgesetzt wird, muss sich zeigen. Man habe auf jeden Fall viele gute Anregungen erhalten, lobte Eschenbacher. Auch die Siegerarbeit für die Umgestaltung von Oberer und Unterer Hauptstraße ist laut Valentien erst einmal "Grundlage für die politische Diskussion und die Diskussion mit den Bürgern". Er hoffe jedoch, dass damit nun auch die Skeptiker beruhigt würden, sagte der Vorsitzende des Preisgerichts - auch mit Blick auf die Moosachöffnung: "Wer jetzt nicht anerkennt, dass davon auch Privat- und Geschäftsleute profitieren, der hat die Zeit nicht erkannt."

Die Wettbewerbsaufgabe selber nannte Valentien für die 26 Teilnehmer "schwierig und komplex" umzusetzen - und zog einen Vergleich aus der Welt der Musik heran: "Man musste den richtigen Ton treffen, nicht zu laut und nicht zu schrill." Das ist "ST raum a" offenbar am besten gelungen. Laut Protokoll des Preisgerichtes zeichnet sich der Entwurf "durch eine angenehme Zurückhaltung im Einsatz der formalen Mittel aus". Neben der optischen Aufweitung des Marienplatzes mit einem Pflasterboden erfüllt die Arbeit auch das Kriterium, die Moosach zwar zu öffnen, den Bereich aber mit Brücken und Übergängen trotzdem gut nutzbar zu halten.

Auf allzu viel Grün haben die Wettbewerbssieger verzichtet - eine historisch korrekte Entscheidung. Entlang der Moosach finden sich immerhin ein paar Bäume im Entwurf, Sitzstufen zum Wasser hin sollen die Aufenthaltsqualität steigern. Für den Boden schlagen die Wettbewerbssieger verschiedene Verlegearten, Pflaster- und Plattengrößen vor. Mit dem durchgängigen Material Granit erreichen sie aber dennoch die laut Preisgericht "wünschenswerte Homogenität". Die Fahrbahn soll mit Granitpflaster abgesetzt werden, aber weitgehend bodenbündig bleiben. Die Gehwege werden mit gut begehbaren Plattenbelägen versehen. Auf jeden Fall soll der neue Untergrund der "städtebaulichen Inklusion" dienen, wie Eschenbacher sagte: Die Innenstadt wird endlich barrierefrei.

© SZ vom 13.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: