Freisinger Bussystem:Schluss mit dem Flickwerk

Lesezeit: 2 min

Die Stadtratsfraktion der Freisinger Mitte fordert, einen Arbeitskreis zum Busverkehr zu gründen. Ziel ist es, so viele Bürger wie möglich zum Umsteigen auf den Nahverkehr zu bewegen, um die Straßen zu entlasten.

Von Nadja Tausche, Freising

Jeder plant für sich, jetzt sollen alle zusammenarbeiten: So fasst Stadträtin Katrin Stockheim (Freisinger Mitte) das Ziel des Antrags zusammen, den ihre Partei im Stadtrat gestellt hat. Die Stadtratsfraktion der Freisinger Mitte fordert, einen Arbeitskreis zum Busverkehr in Freising zu gründen. Darin soll diskutiert werden, wie sich das Bussystem der Stadt verbessern lässt. "Das Verkehrsnetz ist am Limit", erklärte Stockheim bei einem Pressetermin am Donnerstagabend: Fahren mehr Freisinger Bus, bedeute das weniger Autos auf den Straßen und schone außerdem die Umwelt.

Als konkrete Idee schlägt die Partei vor, an Bushaltestellen automatische Tafeln mit den Abfahrtszeiten der Busse zu installieren. Das sei "eigentlich selbstverständlich", sagt Fraktionsvorsitzender Reinhard Fiedler. Momentan müsse man sich an Aushängen auf Papier orientieren - die allerdings beziehen die aktuelle Verkehrslage nicht mit ein und geben nicht an, wo man am besten umsteigt. Noch wichtiger dürfte sein, was auf den Aushängen und Tafeln zu lesen ist. Darum will die Fraktion die Takte der Busse anpassen: Ziel sei es, so Fiedler, dass man an jeder Haltestelle der Stadt maximal zehn Minuten auf den nächsten Bus warten müsse. Die Linie 633 fährt momentan nur ein Mal pro Stunde, so steht es im Antrag. Diskutieren soll der Runde Tisch nach Wunsch der Freisinger Mitte auch darüber, ob ein Ausbau oder gar eine Verlegung des Busbahnhofs sowie des Park-and-Ride-Parkplatzes am Bahnhof Sinn macht. Beide seien schließlich viel zu klein. Die immer wiederkehrende Frage, wie der Busverkehr billiger oder sogar umsonst gestaltet werden könnte, müsse man auch besprechen: Das sei zwar schwierig umzusetzen, so Fiedler, aber ein entscheidender Punkt.

Ein Wahlkampfthema soll aus den Bussen nicht werden

Bei dem Runden Tisch sollen Stadträte, die Stadtwerke, die Stadtplanung und -verwaltung zusammenarbeiten. Wichtig ist Stockheim und Fiedler klarzustellen, dass ihre Vorschläge keine konkreten Einzelforderungen seien. Stattdessen sollen sie die Grundlage für eine Diskussion bilden. Als Wahlkampfaktion für die Kommunalwahl kommendes Jahr will die Freisinger Mitte die Aktion nicht verstanden wissen: Man habe schließlich eineinhalb Jahre daran gearbeitet, betont Stockheim.

Rausgekommen ist dabei auch ein Plan, auf dem die Busrouten der Stadt in Farbe eingezeichnet sind. Auf der anderen Seite der faltbaren Karte sind die Radrouten der Stadtgekennzeichnet, auf denen wenige bis keine Autos unterwegs sind. Denn auch beim Radverkehr müsse sich etwas tun, findet die Freisinger Mitte. Um sich Inspiration zu holen, war ein Teil der Fraktion in die Fahrradstädte Erlangen und Kopenhagen gefahren. Die Einschätzung: "Von der Infrastruktur her ist Freising gar nicht so schlecht aufgestellt", meint Stockheim - allerdings müsse sich die Einstellung ändern: "Innerhalb der Stadt könnte man locker alle Bewegungen mit dem Fahrrad machen." Beim ADFC-Klimatest 2018 hatten Freisinger Radfahrer ihrer Stadt nur die Note 4,1 gegeben.

Einen Runden Tisch für Radverkehr gibt es schon

In Freising gibt es bereits mehrere Initiativen zum Thema Verkehr. Der Runde Radltisch beschäftigt sich mit dem Radverkehr, im Oktober 2018 hat die Stadt das Mobilitätskonzept auf den Weg gebracht. Die Freisinger Mitte ist zuversichtlich, dass der Antrag zum Runden Tisch für den Busverkehr durchgeht. Bis konkret etwas am Busnetz geändert wird, könnte es zwar dauern. Das nehme man aber in Kauf, so Fiedler, wenn man dafür vom bisherigen "Stückwerk" wegkomme.

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: