Stadtwerke Freising:Wassermangel ist kein Problem

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Anders als in einigen Regionen Deutschlands ist Wassermangel in Freising kein Thema. Auch die Qualität stimmt: Die Nitratbelastung ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen.

Von Laura Dahmer, Freising

Trinkwasser und dessen Qualität ist derzeit ein großes Thema: Vor wenigen Tagen erschien der neue Wasserrisiko-Atlas des World Resources Institute (WRI) und bescheinigte Deutschland ein Wasserproblem, an Elbe, Saale und Oder zum Beispiel. Die EU-Kommission steht zum wiederholten Male bei der Bundesregierung auf der Matte, weil die Nitratwerte im Grundwasser vielerorts zu hoch sind. Wie ist die Situation in Freising?

Über Wassermangel müsse sich die Region aktuell keine Sorgen machen, Andreas Voigt, Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke, gibt Entwarnung. "Bis dato gibt es keine signifikanten Wasserstandsänderungen." Auch der heiße, trockene Sommer im vergangenen Jahr habe der Region nicht merklich geschadet. "Nur das Hochwasser Ende Mai hat uns etwas Schwierigkeiten bereitet", so Voigt. Denn Hochwasser kann die Flachbrunnen verschmutzen. Aus ihnen wird das Grundwasser unmittelbar unter dem Boden gefördert, bis maximal acht Meter Tiefe. Das ist ressourcenschonender, wie Voigt erklärt. "In Freising versuchen wir deshalb, bei einem Verhältnis von zwei Dritteln zu einem Drittel zu bleiben: Zwei Drittel fördern wir aus dem flachen Bereich, nur ein Drittel aus den Tiefbrunnen."

Alle Flächen, in denen Trinkwasser gefördert wird, gelten als Trinkwasserschutzgebiete. Hier regeln klare Auflagen alles, was die Qualität des Wassers gefährden könnte, wie der Stadtwerke-Chef erklärt. 480 Hektar Schutzgebiet gibt es in Freising. Das gesamte Trinkwasser der Stadt kommt dabei aus Vötting, aus einem vergleichsweise kleinen Bereich hinter dem Sportplatz. Dort stehen drei Flach- und vier Tiefbrunnen.

Die Stadt Freising verbraucht jährlich etwa drei Millionen Kubikmeter Wasser

Derzeit sind die Stadtwerke dabei, ein weiteres Wassergewinnungsgebiet im Kranzberger Forst zu erschließen. "Wir führen dort gerade Untersuchungen durch, um drei neue Brunnen aufzustellen. Mit denen könnte man jährlich eine Million Kubikmeter Wasser fördern", sagt Voigt. Die Stadt Freising verbrauche jährlich etwa drei Millionen Kubikmeter. Und, wie der Geschäftsführer der Stadtwerke erfreut hinzufügt: "Obwohl die Bevölkerung stetig wächst, steigt der Wasserverbrauch nur gering an." Daran merke man, dass sowohl in der Industrie als auch im Privathaushalt mittlerweile bewusster mit der Ressource umgegangen wird. Die Wassergewinnung im Kranzberger Forst sei deshalb nicht dazu da, mehr Wasser zu fördern, "sondern die Gewinnung besser zu verteilen, anstatt viel punktuell zu arbeiten." Da die Lage der Wasserversorgung in Freising ungefährdet sei, habe man sich bisher wenig Gedanken um eine Notfallversorgung gemacht. "Auch wenn dieses Jahr wieder trocken ausfallen sollte - Wasser ist gut da", sagt Voigt. "Wir müssen uns natürlich mit der Thematik auseinandersetzen, aber akut ist es nicht."

Akuter war es an anderer Stelle in der Vergangenheit schon einmal: Die Nitratwerte des Freisinger Grundwassers lagen über dem Grenzwert der EU, bei mehr als 50 Milligramm pro Liter. Das ist aber mittlerweile schon fast zwanzig Jahre her, seitdem hat sich der Wert halbiert. Zu verdanken ist das vor allem einer Kooperation, die die Stadtwerke 1994 als Konsequenz der bedenklichen Messergebnisse gemeinsam mit den Freisinger Landwirten und der Firma Ecozept ins Leben riefen. Auf freiwilliger Basis verpflichten sich die Landwirte per Vertrag, gewisse trinkwasserschonende Vorgaben einzuhalten. Sie erhalten dafür Ausgleichszahlungen.

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95 Prozent der Freisinger Flächen werden trinkwasserschonend bewirtschaftet

"Die Landwirte sind vor allem aufgefordert, Zwischenfrüchte anzubauen", erklärt Andreas Jändl, Geschäftsführer von Ecozept. "Das Grundwasser ist umso besser, je länger eine Pflanze auf dem Boden steht. Sie nimmt das Nitrat auf und verhindert, dass es in den Boden einsickert." Das Nitrat gelangt über die Düngemittel in den Boden, den Pflanzen dienen sie als Nährstoffe. Nach der Ernte unwirtschaftliche Zwischenfrüchte zu pflanzen, bedeutet für die Landwirte mehr Aufwand und weniger Ertrag. Deshalb werden sie entschädigt. "Je nachdem, wie viele Maßnahmen sie wie lange umsetzen", so Jändl. "Zwischen null und 600 Euro pro Hektar kann das alles sein." Im besten Fall ist das kostendeckend.

95 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen werden in Freising mittlerweile trinkwasserschonend bewirtschaftet, 41 Landwirte nehmen an der Trinkwasserschutzkooperation teil. Einer von ihnen ist Herbert Kindl. Er hat sich von Beginn an dem Programm beteiligt. "Über die Zeit sind die Auflagen immer mehr geworden, heute spielt auch so etwas wie Glyphosat eine Rolle", erzählt der 55-Jährige. Mit dem Greening hat die EU das Pflanzen von Zwischenfrüchten in Trinkwasserschutzgebieten 2015 sogar zur Pflicht gemacht. "Natürlich könnte ich ohne die Kooperation mehr erwirtschaften - vor allem weil ich dann mehr düngen könnte", sagt Kindl, der auf seinen Feldern in Vötting Getreide, Mais und Sojabohnen anbaut. "Aber ich will als Landwirt nicht immer nur am Pranger stehen, sondern auch mal was Gutes tun."

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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