In zwei Monaten müssen die 20 Bewohner des Hermann-Altmann-Hauses für eineinhalb Jahre umziehen: Der Zeitplan für den Neubau der Lebenshilfe in Sünzhausen steht, im Februar soll das bestehende Gebäude abgerissen werden. Ein großes Problem aber ist nach wie vor ungelöst: Die Zufahrt ist extrem eng mit rechtwinkeligen Kurven. Anwohner fürchten Schäden an ihren Grundstücken. Sein Zaun sei in den vergangenen Jahren schon zehn Mal angefahren worden, schilderte ein Anlieger bei einer Informationsveranstaltung der Lebenshilfe. Ein anderer ist sich sicher: "Das wird viel Ärger geben."
Feuerwehrkommandant Josef Krimmer bestätigte, dass man mit großen Baufahrzeugen nicht durchkomme. "Das ist ganz, ganz heikel." Gemeinsam mit der Stadt Freising, der Baufirma und den betroffenen Bürgern will Lebenshilfe-Geschäftsführer Michael Schwaiger nach einer Lösung suchen. Er betonte, dass die Baufirmen bei der Ausschreibung auf die schwierige Situation hingewiesen worden seien. Er sah hier aber auch die Stadt in der Pflicht, die den Bauantrag genehmigt hat und die Zufahrt ermöglichen müsse. Anwohner schlugen vor, während der Bauarbeiten eine Behelfsstraße anzulegen. Da müsse man "die Fachleute noch mal drauf schauen lassen", sagte Schwaiger.
Die Behinderteneinrichtung nutzt das alte Schulhaus seit 1981. Das Gebäude aus dem Jahr 1954 entspricht jedoch nicht mehr den Vorschriften, da es nicht barrierefrei ist. Um das Hermann-Altmann-Haus weiter betreiben zu können, ist ein Neubau erforderlich. Die Kosten bezifferte Schwaiger auf 4,8 Millionen Euro. die Zuschüsse in Höhe von 2,8 Millionen Euro kommen überwiegend aus dem Landesbehindertenplan, die restliche Summe muss die Lebenshilfe auf dem Kreditmarkt aufnehmen. Eine Renovierung wäre deutlich teurer.
Er wisse, dass der Abriss des alten Schulhauses "mit Emotionen behaftet ist", sagte Schwaiger. Damit haben sich die Sünzhausener aber offenkundig abgefunden. "Schön", meinten einige zu den Entwürfen des Neubaus am Schulweg, die Architekt Michael Wacker vorstellte. Andere fanden das Gebäude dagegen "ziemlich massiv". Der First wird wegen der geringeren Dachneigung allerdings nicht höher sein als der des bestehenden Hauses, dies war eine Auflage der Stadt. Der Neubau verfügt über drei Stockwerke, jedes bietet acht Zimmer für insgesamt 24 Bewohner. Jeder erhält ein eigenes Bad. Das Hauptgebäude ist in zwei Baukörper unterteilt, die durch ein Glaselement verbunden sind, in dem sich jeweils die Wohnzimmer der drei Gruppen befinden. In einem Nebengebäude sind Küche, Verwaltung und Personalräume untergebracht. Durch diese Dreigliederung soll sich der Bau besser in die Umgebung einpassen. Im Untergeschoss, unter einer Terrasse, ist ein Gemeinschaftsraum vorgesehen. Auch eine Tagesstätte für Senioren mit zwölf Plätzen bietet das Hermann-Altmann-Haus künftig - denn auch die Schützlinge der Lebenshilfe werden älter. Die Lebenshilfe überlegt, die Tagesstätte für die Bevölkerung zu öffnen. "Das wäre eine schöne Idee", sagte Martina Neumeyer, Bereichsleiterin Wohnen. Geplant sind auch gemeinsame Aktivitäten. Denn abkapseln will man sich nicht.
Nicht einfach wird die Situation in den kommenden Monaten auch für die Bewohner des Hermann-Altmann-Hauses. Sie werden nach Freising umziehen. In Lerchenfeld hat die Lebenshilfe bis Mitte 2017 eine Etage im "Haus Corbinian" an der Amselstraße angemietet, die Vitalis GmbH betreibt dort ein Seniorenpflegeheim. Es sei schwierig gewesen, etwas zu finden, sagte Johannes Reicheneder, der bei der Lebenshilfe für Bauprojekte zuständig ist. Es ist froh, dass die drei Wohngruppen in Freising bleiben können.