Freising:Strategien für Molkereien

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Mit der Milchwirtschaft ist derzeit nicht viel Geld zu verdienen. Deshalb geben immer mehr Landwirte ihre Betriebe auf. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Lehrstuhl an der TU will Milchbetriebe unterstützen

Von Katharina Aurich, Freising

Die wirtschaftliche Lage der Milchbauern in Deutschland ist aufgrund des niedrigen Milchpreises schwierig. Inzwischen erhalten die Landwirte zwar wieder etwas mehr Geld für einen Liter, dennoch ist die Zukunft vieler Betriebe unsicher. Entscheidend für den Milchpreis ist, zu welchen Preisen Molkereien ihre Produkte vermarkten. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fördert daher ein Forschungsprojekt, in dem Corina Jantke vom Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie der TU München in Weihenstephan, der von Professor Johannes Sauer geleitet wird, untersucht, welche konkreten Strategien sich für einzelne Molkereitypen anbieten.

Die finanziellen Hilfen für Milchbauern, die vor einigen Monaten von der Bundesregierung bewilligt wurden, mögen zwar Härten kurzfristig abmildern, eine Perspektive sei es jedoch nicht, von Subventionen und Hilfszahlungen abhängig zu sein, sagt Jantke. Es stelle sich daher die Frage, wie es mit der Landwirtschaft und auch der Molkereiwirtschaft in Deutschland grundsätzlich weiter gehe. Die Wissenschaftlerin kennt sich in der Branche gut aus, da sie diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln während ihrer beruflichen Laufbahn kennenlernte und an der TU zu diesen Themen forscht und lehrt. Eines ihrer Projekte beschäftigt sich mit Internationalisierungsstrategien und Innovationsaktivitäten von Molkereien.

Die Unternehmen müssen eine stetig wachsende Milchmenge verarbeiten und vermarkten, aber der Pro-Kopf-Verbrauch stagniert und die Bevölkerungszahl in Deutschland nimmt ab. Eine mögliche Strategie wäre daher, auf das Auslandsgeschäft zu setzen, aber dies können und wollen nicht alle Molkereien. Im Süden Bayerns gebe es Beispiele, Milchprodukte regional erfolgreich zu vermarkten und den Landwirten einen guten Preis zu bezahlen. Andere Molkereien setzen auf den nationalen Markt und den Export in die EU und Drittstaaten, wobei es nicht einfach sei, langfristige Kundenbeziehungen im Ausland zu knüpfen, weiß Jantke. Es gebe kulturelle Unterschiede, die politischen Verhältnisse seien instabil, es fehlten Sprachkenntnisse oder Geschmacksvorlieben und Ernährungsgewohnheiten sind unterschiedlich, so dass die Produktpalette angepasst werden müsste.

Die Internationalisierung hat verschiedene Stufen, die einfachste ist der reine Export. Molkereien produzieren aber auch im Zielland direkt mit einheimischen Mitarbeitern. Jede Molkerei müsse für sich entscheiden, welche Strategie am Besten zum Unternehmen passe, sagt Jantke. Nicht nur für die Molkereien, sondern auch für die Bauern wird am Lehrstuhl geforscht und für Milcherzeuger verschiedene Möglichkeiten der Betriebsentwicklung geprüft. Eine Möglichkeit sind Kooperationen innerhalb der Wertschöpfungskette, welche die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Betriebe verbessern können.

Hier setzt ein gemeinsames Projekt mit der Landesanstalt für Landwirtschaft an. Das Forschungsteam untersucht, wie Kooperationen funktionieren, welche Gründe Landwirte antreiben, zusammenzuarbeiten, welche finanziellen Effekte davon zu erwarten sind und unter welchen Voraussetzungen es sich lohnt, Zusammenschlüsse mit staatlichen Mitteln zu fördern. Gerade in Bayern bieten Kooperationen kleineren landwirtschaftlichen Familienbetriebe die Chance, weiterhin konkurrenzfähig zu produzieren, zu vermarkten und das Einkommen zu sichern, sagt Jantke. Dabei kommen verschiedene Formen der Zusammenarbeit für Landwirte in Frage. Bewährt haben sich Maschinenringe, in denen sich die Mitglieder ihre großen Maschinen teilen.

Möglich seien Vermarktungs- und Einkaufszusammenschlüsse, schildert die Wissenschaftlerin. Die Landwirte können entscheiden, ob sie an den Einzelhandel vermarkten oder direkt auf dem Hof und ihre Produktpalette mit den Erzeugnissen des Nachbarn ergänzen. Trotz einer Reihe von Vorteilen hätten Landwirte häufig Bedenken, mit Wettbewerbern oder Marktpartnern zusammenzuarbeiten, bedauert Jantke.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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