Freising:Siesta gegen den Kollaps

Lesezeit: 3 min

Die Hitzewelle im Landkreis stresst die Natur und den Menschen. Ärzte raten, es ruhig angehen zu lassen

Von Marina Wudy, Freising

Der Sommer gibt momentan noch einmal so richtig Vollgas: Laut Wetterbericht sind am Wochenende gefühlte Temperaturen von über 38 Grad möglich. Bis einschließlich Samstag hat der Deutsche Wetterdienst für den Landkreis Freising eine amtliche Hitzewarnung herausgegeben. Es sei mit "extremer Wärmebelastung zu rechnen." Die SZ Freising hat sich umgehorcht, wie Stadt und Landkreis mit der Hitzewelle umgehen und vor allem auch, was es zu beachten gilt.

"Durch die extreme Trockenheit steigt natürlich die Gefahr für Waldbrände", sagt Stadtbrandinspektor Anton Frankl von der Freiwilligen Feuerwehr Freising. Glücklicherweise sei der Landkreis bisher von solchen Bränden verschont geblieben. Die Feuerwehren hätten mehr mit brennenden Feldern zu kämpfen, die unter dem Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen leicht in Brand geraten können. So brannte beispielsweise erst am Mittwochnachmittag ein fast abgeerntetes Weizenfeld zwischen Eglhausen und Hohenkammer ab. Der Grund dafür war vermutlich ein Funke, der vom heißgelaufenen Mähwerk des Mähdreschers auf das Feld übersprang.

Dennoch sei angesichts der aktuellen Temperaturen auch bezüglich der Waldbrandgefahr auf alle Fälle äußerste Vorsicht geboten, betont Anton Frankl . Gerade auf Feldern und in und um Wälder solle auf keinen Fall ein Feuer entzündet oder geraucht werden.

Wie hoch derzeit die Gefahr für Waldbrände ist, zeigt der Waldbrandindex des Deutschen Wetterdienstes. Dieser liegt für den Landkreis Freising bis Samstag noch auf der vierten von fünf Warnstufen. Die Regierung von Oberbayern hat deshalb in Abstimmung mit dem Amt für Landwirtschaft und Forsten in Pfaffenhofen sogar eine Luftbeobachtung bis einschließlich Sonntag, 9. August, angeordnet. Dabei handelt es sich um eine vorbeugende Maßnahme zur Waldbrandbekämpfung, die von ausgebildeten amtlichen Luftbeobachtern durchgeführt wird. Von Dienstag an wird der Waldbrandindex voraussichtlich wieder auf Stufe zwei sinken. Bis dahin ist höchste Vorsicht geboten.

Großes Glück hatten bislang die Bauern im Landkreis. Da die Getreideernte bereits größtenteils abgeschlossen sei, richte die aktuelle Hitzewelle keinen allzu großen Schäden an, sagt Gerhard Stock von der Freisinger Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes. Tatsächlich seien die Erntebedingungen dieses Jahr äußerst gut gewesen, da bis Juni ausreichend Regen gefallen sei. "Wäre die Hitzewelle bereits vier Wochen früher gekommen hätte das schlimme Folgen gehabt. So aber ist alles gut gegangen." Problematisch sei aktuell noch der Mais. Denn der vertrage die Hitze zwar gut, bräuchte aber unbedingt demnächst Wasser - dieser Wunsch könnte angesichts der gemeldeten Gewitter bald erfüllt werden. Laut Stock sind die Wälder momentan das weitaus größere Problem. Denn aufgrund der Trockenheit verbreiten sich dort Schädlinge wie der Borkenkäfer besonders gut.

Vor allem für die Gesundheit stellt die aktuelle Hitzewelle eine große Belastung dar. In den letzten Tagen seien die Fälle von Hitzekollaps sowie allgemeine Kreislaufbeschwerden wieder deutlich gestiegen, sagt Christian Fielder, ärztlicher Leiter der Notaufnahme des Klinikums Freising. "Es läuft ohnehin meistens auf die zwei typischen Ursachen hinaus: ein zu langer Aufenthalt in der direkten Sonne, bei dem noch zusätzlich wenig Flüssigkeit aufgenommen wurde", sagt Fiedler. Kritisch werde es, wenn man sich zudem noch intensiver körperlicher Belastung aussetze. Am meisten gefährdet seien ältere Menschen. Aber auch beispielsweise jüngere Jogger, die sich in der glühenden Hitze zu sehr verausgaben, würden in die Notaufnahme kommen.

Praktische Tipps zur Vermeidung solcher hitzebedingter Kreislaufbeschwerden gibt deshalb Matthias Haban, der stellvertretende Leiter des Freisinger Gesundheitsamts. So solle man natürlich die üblichen Dinge beachten: ausreichend trinken und nie ohne Sonnenschutz aus dem Haus gehen. Vor allem bei kleinen Kindern sei eine Kopfbedeckung unerlässlich. Daneben sei es ratsam, die Wohnung möglichst kühl zu halten, indem man tagsüber alle Fenster und Türen verschlossen, im Idealfall sogar verdunkelt hält, und nur spät abends und früh morgens lüftet.

Laut Haban sei es zudem hilfreich, sich an Südländern zu orientieren und Mittags dem Körper möglichst viel Ruhe zu geben. Denn gerade während der extremen Mittagshitze schlage körperliche Betätigung enorm auf den Kreislauf. Entsprechende Ruhe - ganz im Sinne der spanischen Siesta - sei deshalb äußerst ratsam.

Immerhin hat die Hitzewelle so einen positiven Effekt: Auch Oberbayern können sich in diesem Sommer wie echte Südländer fühlen.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: