Freising:Seelsorger für Flughafenregion

Lesezeit: 1 min

Sebastian Lenz würde sogar gegen die dritte Startbahn protestieren

Von Petra Schnirch, Freising

Den Flughafen-Anwohnern steht künftig ein eigener Seelsorger zur Seite - ein offenes Ohr will er insbesondere für die von den Startbahn-Plänen besonders betroffenen Menschen in Attaching und Eittingermoos haben. Derjenige, den die Erzdiözese München und Freising für dieses Amt auserkoren hat, kennt die Belastungen durch den Flughafen zur Genüge: Diakon Sebastian Lenz wohnt selbst in Schwaig.

Für zunächst fünf Stunden in der Woche wird der 68-Jährige als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, nach Auskunft des Erzbischöflichen Ordinariats werden für ihn Räume in Attaching gesucht. Seine bisherigen Aufgaben im Pfarrverband Wartenberg wird Lenz weiterführen. Seit zwei Jahren ist der hauptberufliche Diakon dort tätig, davor leitete er 23 Jahre lang den Pfarrverband Aufkirchen.

Dass diese neue Stelle nun unmittelbar nach Abweisung der Klagen gegen den Bau einer dritten Startbahn durch das Bundesverwaltungsgericht geschaffen wird, sei Zufall, sagt Ursula Hinterberger, Sprecherin des Ordinariats. "Wir sind seit Mai dran." In der Erzdiözese mache man sich regelmäßig Gedanken, wo besonderer Betreuungsbedarf bestehe. Im Flughafenumland sei das zweifellos der Fall.

Lenz macht keinen Hehl daraus, dass auch er eine dritte Startbahn für nicht notwendig hält - und dass er bereit ist, mit den Anwohnern gegen das Projekt zu demonstrieren. Die Belastungen nicht nur aus der Luft seien schon jetzt enorm, auch auf den Straßen. "Ich brauche keinen Wecker", sagt der Diakon. Jeden Morgen rauschen Autos und Lastwagen von 5.30 Uhr an durch Schwaig in Richtung Flughafen.

Als ihm die neue Aufgabe angetragen wurde, habe er zunächst geschluckt, gesteht Lenz, schließlich fühle er sich im Pfarrverband Wartenberg ausgesprochen wohl. Er sehe aber die Verantwortung für die Menschen - dafür, dass man in den Dörfern noch leben könne. Er wolle für die Leute da sein und ihnen zeigen, "dass die Kirche Interesse an ihrem Schicksal hat". Er will mit den Betroffenen reden, ihnen aber auch Raum geben, zu jammern, zu weinen und den ganzen Ärger rauszulassen. Auch hat sich Lenz vorgenommen, beide Seiten an einen Tisch zu bringen. Dies alles sei eine Herausforderung für die Kirche, Lenz sieht jedoch auch die Chance, einiges für die Leute zu erreichen.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: