Kriminalität:"Die Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft"

Lesezeit: 2 min

Gewaltdelikte an Schulen nehmen bayernweit zu. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Die Gewaltdelikte an Bayerns Schulen steigen an. Wie sieht die Situation im Landkreis Freising aus und was machen die Schulen hier, damit es gar nicht so weit kommt? Prävention spielt eine große Rolle.

Von Pia Stock, Freising

Diese Zahlen haben viele aufgeschreckt: Bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für Bayern berichtete Landespolizeipräsident Michael Schwald kürzlich, dass die im Jahr 2023 registrierten Gewaltdelikte an den bayerischen Schulen im Vergleich zum Vorjahr um 24,5 Prozent zugenommen hätten. Doch wie sieht die Situation in Freising aus und vor allem: Wie wirken die Schulen der Domstadt möglicher Gewalt entgegen?

Manfred Röder, Leiter des Freisinger Dom-Gymnasiums, hat laut eigenen Aussagen an seiner Schule zwar keine Fälle von physischer oder gar Waffengewalt bemerkt. Manche Kinder hätten aber Probleme, bestimmte Themen kommunikativ aufzuarbeiten und suchten deshalb andere Wege. Vor allem "verbal Unangemessenes" habe er hier leicht verstärkt wahrgenommen, so der Direktor.

Auch an der Mittelschule Eching gibt es laut Schulleiterin Barbara Müller keine besonderen Vorkommnisse. Es gebe zwar immer mal wieder Grenzüberschreitungen, jedoch wirke die Schule einer größeren Eskalation mit einem "Abfangen der Auffälligkeiten" entgegen, wie sie das formuliert.

Doch wieso werden manche Schüler überhaupt erst auffällig? Susanna Räde, Direktorin des Freisinger Josef-Hofmiller-Gymnasiums, sieht "Übermut" und "Überforderung" als mögliche Ursachen. Rangeleien auf dem Pausenhof nennt sie hier etwa als Beispiel, diese könnten sich manchmal auch negativ entwickeln.

"Verschiedene Ursachen, die wie im Brennglas kumulieren."

Schulleiter Röder sieht das ähnlich: Meistens seien es "verschiedene Ursachen, die wie im Brennglas kumulieren". Schulen seien "ein Spiegel der Gesellschaft", passten sich also an sie an. Der zunehmend rauere Ton, der in der heutigen Gesellschaft herrsche, beeinflusse auch das Klima an den Schulen entsprechend, so der Direktor. Auch die fehlenden sozialen Interaktionen während der Corona-Pandemie sieht er als Einflussfaktor, ebenso wie Social Media. Bei letzterem sei die zum Beispiel die Hemmschwelle Mobbing niedriger, "weil man da keinem ins Gesicht schauen muss", meint Röder.

Um all diese potenziellen Gefahren zu bannen, spielt Gewaltprävention eine große Rolle in den Freisinger Bildungseinrichtungen. Bei vielen Schulen im Stadtgebiet und Landkreis ist "Zammgrauft" ein verbreitetes Programm, organisiert von der Polizeiinspektion Freising in Zusammenarbeit mit entsprechend geschulten Lehrkräften. Im Laufe von zwei Vormittagen behandeln diese mit Schülern von elf bis 18 Jahren unter anderem Themen wie Mobbing oder Gemeinschaft. Ebenso sind Fragen wie "Wo beginnt Gewalt?" oder wie sich die Kinder außerhalb der Schule vor Übergriffen schützen können Teil des Projekts.

Die Staatliche Wirtschaftsschule Freising ist ebenfalls Teilnehmerin, hat jedoch auch noch andere Präventionsangebote. Eine Jugendsozialarbeiterin unterstützt die Bildungseinrichtung, ebenso ist ein Schulpsychologe mit von der Partie. Die Schüler nähmen die Präventionsangebote gut an, sie beteiligten sich gerne daran, so Direktor Johann Müller. Für die Kinder seien diese eine Abwechslung im Schulalltag. Der Schulleiter möchte mit den Maßnahmen ein "friedliches Miteinander" und "Kollegialität" unter den Schülern fördern. Wie die Mittelschule Eching betont auch er, wie wichtig es sei, potenzielle Gefahren frühzeitig abzufedern.

Schüler und Schülerinnen lernen, mit Stress umzugehen

Deren Rektorin Barbara Müller hebt besonders hervor, wie wichtig ein "gesundes Maß an Aufmerksamkeit" für die Kinder sei. Durch die Präventionsmaßnahmen erlernten die Schüler einen "besseren Umgang mit Stress". Das sei essenziell für die Reduktion und Verhinderung möglicher Gewalt. Für Susanna Räde ist außerdem das Schaffen von Aufmerksamkeit bei den Kindern wichtig. Die Schüler lernten mithilfe der Aktionen zum einen die rechtliche Seite besser kennen, zum anderen würde ihnen bewusst, "was man darf und nicht darf". Die meisten Präventionsangebote sind deshalb, wie auch bei den anderen Schulen, für alle verpflichtend.

Am Josef-Hofmiller-Gymnasium gibt es zusätzlich zu Projekten wie "Zammgrauft" auch noch Kurse zum Thema Kommunikation. In den fünften Klassen geht es etwa um den sozialen Umgang miteinander: Hier lernen die Schüler, wertschätzend und verantwortungsvoll miteinander zu kommunizieren, auch im Umgang mit Handys, dort speziell beim Chatten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDemenz im Alter
:Schöne Tage im "Haus der Harmonie"

In einer Demenz-WG im Landkreis Freising leben Menschen, die alle eines gemeinsam haben: das große Vergessen. Doch hier dürfen sie so selbstständig wie möglich bleiben.

Von Lena Meyer, Leonhard Simon und Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: