Freising:Rote Karte für Kino-Fassade

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Die Planer haben den Entwurf komplett verändert. Die Mitglieder des Gestaltungsbeirats reagieren verschnupft, weil der in einem Goldton gehaltene Neubau das Denkmal Schlüterhallen beeinträchtigen würde

Von Kerstin Vogel, Freising

Das war eine etwas seltsame Debatte am Montag im Gestaltungsbeirat: Erst stellten Vertreter der Firma Saller den überarbeiteten Entwurf für die Fassade des geplanten Kinos an den Schlüterhallen vor. Dann sollten die im Gremium vertretenen Stadträte etwas dazu sagen - und konnten es nicht, weil sie irritiert waren. Abgesehen davon, dass man eigentlich längst mit einem Baubeginn gerechnet habe, sei das, was man da jetzt sehe, etwas völlig anderes als das, was vor einigen Jahren im Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats vorgestellt worden sei, formulierte es Sebastian Habermeyer (Grüne) schließlich verwundert - und Professor Rudolf Hierl, einer der Experten im Gestaltungsbeirat, gab ihm recht.

Offenbar hatten die Investoren inzwischen den Planer gewechselt, doch das sei genau das Problem, sagte Hierl - und ließ in seiner Beurteilung kaum ein gutes Haar an dem neuen Entwurf. "Wir sehen hier einen großen Unterschied auch in der Qualität", bemängelte er. Die Zurückhaltung, die im Bebauungsplan für die Gestaltung des Kinobaus gefordert werde, könne er nicht mehr erkennen. Eigentlich sei es darum gegangen, "das Denkmal Schlüterhallen leben zu lassen. Aber die Bauherren haben im Gegenteil beschlossen, ihr eigenes Gebäude aufzubrezeln."

Was die Gestaltungsfachleute so stört, ist die - noch dazu in einem Goldton gehaltene - "stark bewegte Fassade" des neuen Entwurfs, das bestätigte auch Hierls Kollege Johann Spengler. "Teilweise sind da Riesenlöcher drin und dann kommen lange Strecken ganz ohne Fenster." Zudem sei für die Fassade eine horizontale Struktur vorgegeben worden, vorgelegt worden sei dagegen eine vertikale. "Das ist eigentlich das Gegenteil von dem, was man will", so Spengler, während Hierl noch deutlicher wurde: "Das ist schon eine rote Karte, die wir jetzt zeigen", sagte er. Der Entwurf sei am Thema vorbei und der Gestaltungsbeirat empfehle daher, zur ersten Planung zurückzukehren, für die man 2011 nur noch eine Überarbeitung habe erreichen wollen.

Auch den Hinweis seitens der Firma Saller, dass man schließlich Kunden in das neue Gebäude locken wolle und die jetzt vorgeschlagene Fassade "die Schlüterhallen eher unterstützt", ließen die Experten nicht gelten. Das Denkmal dürfe nicht beeinträchtigt werden, sagte Hierl: "Geschichte kann ich nicht bauen". Da half es auch nichts, dass Stadtrat Robert Weller (FW) eigentlich auch dem ursprünglichen Entwurf "die rote Karte zeigen" wollte, denn das sei "ein nichtssagender grauer Kasten", so seine Kritik. Er finde die neue Linienführung gar nicht so schlecht, sagte er - und fand Unterstützung bei CSU-Stadtrat Hubert Hierl.

Die Fachleute im Gestaltungsbeirat aber ließen sich nicht umstimmen und blieben bei ihrer Ablehnung. Eine Entscheidung fiel nicht, das Gremium hat nur beratende Funktion.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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