Freising:Eine Stadt im Zeichen der Rose

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Ein wunderbar ruhiger Platz mitten in der Stadt: Auf der Roseninsel in Freising wachsen etwa 85 verschiedene Sorten und erfreuen die Besucher mit ihrem Duft und ihrer Farbenpracht. (Foto: Marco Einfeldt)

Kunsthistorikerin Christina Metz ist fasziniert von der Königin der Blumen und bietet dazu in Freising eigene Führungen an. Denn die schöne, dornige Pflanze betört nicht nur durch ihre Farbenpracht und den Duft, sondern hat auch große Symbolkraft.

Von Lena Meyer, Freising

Sie klettert, sie rankt, sie blüht und sie duftet: die Rose. Bis in den Hochsommer hinein erfreut die Königin der Blumen Gartenfreunde mit einem facettenreichen Farbspiel und intensivem Duft. Auch in Freising. Hier klettern tiefrote oder strahlend weiße Blüten an Fassaden hoch, lehnen an Gerüsten oder stehen in Gärten dicht an dicht - immer umgeben von einer Leibgarde aus Dornen. Schon seit Jahrzehnten fasziniert die Pracht der Rosen den Menschen, dient ihm als vielseitiges Symbol und künstlerisches Motiv: für Liebe, für Vergänglichkeit. Man denke etwa an die Protagonistin einer Liebesgeschichte namens Rose, die durch das Erscheinen eines Eisberges ein tragisches Ende finden sollte, oder an musikalische Klassiker wie "La vie en rose".

Gerade diese "vielschichtige Symbolik" der Pflanze ist es, die Kunsthistorikerin Christina Metz besonders fasziniert. "Über Rosen gibt es viel mehr zu erzählen als nur die Pflege", weiß sie. Deswegen gibt sie seit 2016 Führungen durch die Rosenstadt Freising und ermöglicht dadurch Einblicke in die Bedeutung der Pflanze. Denn warum ist sie eigentlich Symbolbild für die Liebe? Und welche weiteren Verknüpfungen gibt es zu der Stadt Freising?

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Zugegeben, den Ursprung von Symbolen zu ergründen, ist ein schwieriges Unterfangen. "Sie haben oft eine Geschichte von Tausenden von Jahren und haben sich in ihrer Bedeutung nicht selten sehr verändert", sagt Metz. Ähnlich verhalte es sich eben auch bei der Rose. Warum wir gerade die roten Blüten dieser Blume dennoch mit der Liebe assoziieren, könne mit der griechischen beziehungsweise römischen Mythologie zusammenhängen. "Sie ist, kurz gesagt, die Blume der Göttin der Liebe, also der Venus", weiß Metz. Wie das zusammen passt, erklärt sie: Nach dem antiken Mythos nämlich wollte die Göttin Venus ihrem sterbenden Liebhaber Adonis zu Hilfe eilen, trat dabei allerdings in einen Dorn, woraufhin ihr Blut die weißen Rosen rot färbte. Damit gehöre die rote Rose in den Kontext jener antiken Liebesgeschichte. In anderen Kulturen symbolisiere die rote Blüte der Rose etwa das Herz und stehe damit für tiefe Verbundenheit, Liebe oder Hingabe.

In Freising jedenfalls rankt und wächst sie unter anderem in den verwinkelten Gassen - mit rotem, weißem, gelbem oder violettem Kopf. Angesichts der hohen Temperaturen hängt manch eine allerdings betrübt zu Boden, während der Rosenduft schwer in der schwülen Luft hängt. Fruchtige, würzige und frische Noten vermischen sich; die Aromen selber seien äußerst komplex, erklärt Metz: "Der Duft einer Rose setzt sich aus etwa dreihundert Duftmolekülen zusammen". Den einen Rosenduft gebe es nicht, jede Blüte rieche unterschiedlich.

Die Rose wächst in der Freisinger Altstadt fast überall wie hier im Arpajon-Garten am Wörth. (Foto: Marco Einfeldt)
Auch in der Fischergasse setzt die Königin der Blumen Akzente. (Foto: Marco Einfeldt)

Das lässt sich auch auf der Freisinger Roseninsel feststellen - eine "Idylle im Herzen der Stadt", so nennt Christina Metz jenen Ort, an dem sich etwa 85 Rosenarten befinden und nur darauf warten, bestaunt zu werden. Sie trägt die Handschrift des "Rosenprofessors" Josef Sieber, eines leidenschaftlichen Rosenzüchters, der viele Züchtungen mit Freisinger Bezug entwickelte, wie Metz erklärt. So etwa die Rose "Freisinger Morgenröte" oder auch "Rosenstadt Freising", die mit einem weiß-roten Farbspiel beeindruckt. Der 2011 verstorbene Sieber sei "treibende Kraft" gewesen, dass die Domstadt den offiziellen und klangvollen Titel "Rosenstadt" im Jahr 2001 von der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde erhielt.

Im Mittleren Graben umrahmt sie ein idyllisches Plätzchen. (Foto: Marco Einfeldt)

Aber nicht nur in den Gassen oder Gärten lässt sich die Blume wiederfinden: Auch im Wappen des Landkreises ist sie zu sehen und teilt sich dort den Platz mit dem gekrönten "Freisinger Mohr" und den bayerischen Rauten. Mit ihren silbernen Blüten sei die Rose dem Stammeswappen der Grafen von Moosburg entlehnt und stehe noch heute für die Stadt im nördlichen Landkreis, so Metz. Über die Bedeutung allerdings sei wenig bekannt. "Wenn es nicht gerade Wappen sind, deren Symbole sich auf einen Ort oder Namen zurückführen lassen, ist das schwer zu klären."

Mögliche Bedeutungen könnten jedoch Liebe, Lebensfreude oder Glück sein - vielleicht sogar Frömmigkeit. Denn immerhin ist auch die Rose ein Symbol im Christentum: Die Jungfrau Maria werde oftmals mit dornenlosen Rosen gekrönt dargestellt, erklärt Metz. Und dann gibt es ja auch noch den Rosenkranz, jene Gebetskette in der römisch-katholischen Tradition. "Im edelsten Fall", so Metz, seien die Perlen des Kranzes mit geschliffenen Granaten versehen, die entweder Blutstropfen oder eben auch Rosen symbolisieren sollen.

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