Freising:"Pragmatische Lösungen" gefragt

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SPD-Kreisrätin Beate Frommhold-Buhl kritisiert, dass es zu wenige Asylsozialhelfer gibt und der Informationsfluss zu den Helferkreisen zu wünschen übrig lässt. Das Landratsamt verweist auf einen leer gefegten Arbeitsmarkt

Von Kerstin Vogel, Freising

Im Landkreis Freising gibt es zu wenige Asylsozialhelfer - und: der Informationsfluss zu den Helferkreisen in den einzelnen Gemeinden lässt sehr oft zu wünschen übrig. Mit dieser Kritik hat sich die Neufahrner Kreisrätin Beate Frommhold-Buhl bei der Neujahrspressekonferenz der SPD zu Wort gemeldet. Für die Besetzung der bereits genehmigten 16 neuen Stellen im Landratsamt fordert sie angesichts der weiter steigenden Flüchtlingszahlen nun "pragmatische Lösungen".

Das Landratsamt hat Mühe, die zur Bewältigung der Flüchtlingsproblematik geschaffenen Stellen auch zu besetzen, denn der "Markt" für Sozialpädagogen und ähnlich qualifizierte Bewerber ist leergefegt. Doch die derzeit nur zehn besetzten Stellen für Asylsozialhelfer seien bei mittlerweile 2200 Asylsuchenden viel zu wenig, beklagte Frommhold-Buhl, die selber in ihrer Heimatgemeinde Neufahrn im Helferkreis engagiert ist. Wenn man aber kein entsprechend ausgebildetes Personal bekommen könne, "muss man bei der Suche eben andere Wege gehen".

Der Vorschlag der Kreisrätin: Einfach mal die Reihen der ehrenamtlichen Helfer prüfen, vielleicht würde sich da schon der eine oder andere passende Kandidat finden. Unterstützung kam vom Juso-Kreisvorsitzenden Andreas Mehltretter. Die Stellen müssten doch gar nicht alle mit Sozialpädagogen besetzt werden, argumentierte er, die Hilfe für die Flüchtlinge habe doch an vielen Stellen auch einfach mit Organisation zu tun. Dass die Helferkreise dringend Unterstützung benötigen, daran ließ Frommhold-Buhl keinen Zweifel: "Die Ehrenamtlichen brauchen Hilfestellung, damit das weiter reibungslos funktioniert." Ganz dringend müsste ihrer Einschätzung nach außerdem eine flächendeckende Information gewährleistet werden. So würden Änderungen bei der Auszahlung des Geldes oft viel zu spät oder gar nicht kommuniziert, gleiches gelte für Neuerungen bei der An- und Ummeldung der Asylbewerber - und selbst von Änderungen der Zuständigkeiten im Landratsamt erfahre man in den Helferkreisen oft nur durch Zufall. Dabei würden all diese Änderungen oft viel zusätzliche Arbeit für die ehrenamtlichen Unterstützer der Flüchtlinge mit sich bringen - oder auch einen höheren organisatorischen Aufwand, wie Frommhold-Buhl am Beispiel der in Neufahrn geplanten Traglufthalle schilderte. "Rein zufällig" habe sie auf einem Plan für das Projekt dort eingezeichnete Kochcontainer entdeckt, nachdem es bislang immer geheißen habe, die Bewohner der Halle würden von einem Caterer versorgt. Über derartige Planänderungen müssten die Helferkreise doch informiert werden, bedauerte Frommhold-Buhl: "Es ist ja ein Unterschied, ob wir uns so wie jetzt um 70 oder 74 Asylbewerber in der Gemeinde kümmern oder es dann 300 bis 400 sind, die auch noch selber kochen sollen."

Lob für die engagierten Bürger kam von Kreisratskollege Anton Neumaier. Ohne die Helfer wäre "das alles längst im Chaos geendet", so seine Mutmaßung, doch er äußerte auch Bedenken: "Wenn wir die, die schon da sind, ordentlich integrieren wollen, können wir eigentlich keine weiteren mehr reinlassen", sagte er: "Bis zu 4000 Flüchtlinge im Landkreis - wie soll denn das gehen?"

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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