Podcast aus Freising:Wo Tradition und Moderne zusammengebraut werden

Lesezeit: 3 min

Der Aufnahmeprozess: Anton Hirschfeld (links) und Matthias Ebner (rechts) mit Gast Florian Lehnhardt von der TU München. (Foto: Staatsbrauerei Weihenstephan)

Beim "Biercast" beleuchten Anton Hirschfeld und Matthias Ebner von der Staatsbrauerei Weihenstephan alle möglichen Aspekte rund ums Bier. Mal geht es um technische, meistens aber um kulturelle Fragen, die mit Bier in Zusammenhang stehen.

Von Sofia Wiedemann Gonçalves, Freising

Podcasts boomen. Die Audioformate, die man sofort abspielen oder herunterladen und später anhören kann, werden immer beliebter. Der Name setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Zum einen aus der englischen Abkürzung "pod", was für "playable on demand" (zu Deutsch: abspielbar auf Abruf) steht, und zum anderen aus "cast" von dem Wort "broadcast", was Rundfunksendung bedeutet. Längst ist der Trend auch im Landkreis angekommen. Die SZ stellt in loser Folge eine Auswahl vor.

Die Kunst der alkoholfreien Bierherstellung oder die Arbeit der Bierjournalisten - zu wissen wie das geht, gehört nicht zur Allgemeinbildung. Doch die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan hat sich vorgenommen, möglichst alle Aspekte rund ums Bier zu lüften. In ihrem "Biercast" bieten sie Podcast-Episoden zu wissenschaftlichen und technischen Aspekten des Bierbrauens sowie zur geschichtsträchtigen Bierkultur.

Der Podcast wurde im April 2021 als Corona-Idee geboren, als die Brauerei nach Marketingalternativen suchten. Zwischen Online-Tastings und Livestreams kam der Podcast, um zu bleiben. Wissen rund um Bier und Bierkultur wird hier auf lockere Art vermittelt. Mit "Stammtisch-Feeling", sagt Anton Hirschfeld, Online-Marketing-Manager der Staatsbrauerei und einer der beiden Podcast-Sprecher. Den Podcast nur als Marketinginstrument oder Unterhaltungsform abzutun, wird dem Ganzen aber nicht gerecht. Denn die Vision hinter dem Podcast, der im kommenden Jahr bereits in die fünfte Staffel gehen soll, ging schon damals weit darüber hinaus.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Kulturelle Vermittlung steht im Mittelpunkt. So werden die meisten Folgen parallel auch auf Englisch aufgenommen, um Biergenießer im Ausland die deutsche Bierkultur ein Stück näherzubringen. Matthias Ebner, Export-Manager und zweiter Sprecher im Podcast, hofft auch, dass so einige Klischees abgebaut werden könnten. Das "Learning und Aufklärungs-Potenzial" sei hier enorm, sagt Ebner, selbst für Bierkenner und gebürtige Bayern.

Beispielhaft steht dafür eine Folge aus der dritten Staffel: "Geheimnisse der Tracht - und warum Lederhosen und Dirndl das nicht sind." Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbandes, Pankraz Perfler, wird ein Blick in die Geschichte der deutschen Tracht geworfen und einiges dazu gelernt.

Neben der kulturellen Sensibilisierung soll der Podcast den Zuhörern aber auch die Arbeitsintensität der Bierherstellung vor Augen führen, indem er Einblicke in die Herstellung und Verarbeitung gibt. Denn wie viel Mühe, Können, Zeit und Forschung hinter einem Glas Bier steckt, ist den wenigsten bewusst. "Verdammt viel Arbeit", sagt Ebner.

Da kann es auch schon mal sehr technisch werden, wie in der ersten Folge, in der es mit einer Brauexpertin von der TU München um die "Kunst und Wissenschaft des Brauens alkoholfreier Biere" geht. Bier-Laien müssen sich laut Hirschfeld aber keine Sorgen machen. Denn wenn sein Podcastpartner Ebner mit Fachbegriffen um sich wirft, garantiert er immer eine "Übersetzung für Dummies". So wagt sich das eingespielte Team nach eigenen Worten "an den Spagat zwischen Kultur, Wissenschaft und Unterhaltung".

Das Cover zum Biercast. (Foto: Staatsbrauerei Weihenstephan)

Doch auch wer beim Geschirrspülen leichte Kost für zwischendurch sucht, wird beim "Biercast" fündig. In mehreren Episoden setzen sich die beiden Moderatoren bei zwei oder drei Weißbieren zusammen und erzählen sich gegenseitig Anekdoten und humorvolle Erinnerungen. Aber auch in diesen Episoden, sagt Ebner, müsse immer die Kernidee erhalten bleiben. So sei etwa die Episode, in der die beiden die verrücktesten Biersorten aufzählen, in Wirklichkeit ein Plädoyer für gutes, unverfälschtes Bier, das aus nur vier Zutaten besteht - und aus nicht mehr.

Die Produktion des Podcasts haben die beiden von A bis Z komplett selbst übernommen. Dass es am Anfang Herausforderungen gab und sich hier und da ein paar tontechnische Fehler eingeschlichen haben, geben beide zu. Doch gerade deshalb sei das Ergebnis ein "echter" Podcast. "Das ist uns ganz wichtig, davon lebt nämlich unser Business - absolute Authentizität", sagt Hirschfeld. Dies wäre auch eines der Hauptziele gewesen, dass der Podcast in seiner Art die Brauerei selbst und ihre Unternehmensphilosophie widerspiegelt. Auch deshalb, so Hirschfeld, sei die Idee eines Podcasts überhaupt entstanden, um als älteste bestehende Brauerei "am Puls der Zeit" zu bleiben und dem langjährigen Motto "Tradition und Moderne" gerecht zu werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Podcast
:Eine Stadtführung für die Ohren

In seinem Podcast "Déjà-vu" klärt der Historiker Ralf Grabuschnig über Geschehnisse der Weltgeschichte auf. Eine Folge widmet er der Stadt Freising und nimmt seine Hörerinnen und Hörer mit auf einen Spaziergang in die Vergangenheit.

Von Ella Rendtorff

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: