Freising:Nicht schön, aber preiswert

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Einige Grüne schwänzen die Kreistagssitzung für Horst Seehofer. Darum wird die Realschule jetzt billiger

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Wegen der Abwesenheit einiger Kreisräte, vor allem bei den Grünen, hat Rudolf Heinz (CSU) seinen Antrag, für die Fassade der neuen Realschule in Freising das günstigere Wärmeverbundsystem statt teuren Sichtklinker zu verwenden, doch noch durchgesetzt. Heinz erhofft sich dadurch eine Kostenersparnis von rund einer Million Euro. Die Abstimmung endet mit 27:48 Stimmen - eben wegen der fehlenden Kreisräte, die es vorgezogen hatten, statt zur Kreistagssitzung den Besuch von Horst Seehofer in Attaching zu verfolgen. Keinen Erfolg hatte Heinz mit seinem zweiten Antrag: Für die Verwendung von Rasterdecken statt einer geschlossenen Trockenbaudecke fand er keine Mehrheit. Die Abstimmung ging 24:24 aus.

Im Schulausschuss hatten die Befürworter des Sichtklinkers noch mit 8:5 Stimmen die Mehrheit. Im Kreisausschuss war daraus ein Patt mit 7:7 geworden. Landrat Josef Hauner (CSU) hatte auf die ausführlichen Debatten hingewiesen und gebeten, sich bei der Diskussion im entscheidenden Kreistag auf die zwei umstrittenen Punkte, die Fassade und die Decke zu beschränken. Heinz sagte erneut, dass es beim Bau Einsparmöglichkeiten gebe und die sollte man dort nutzen, wo es sinnvoll sei. "Sinnvoll ist es in den Bereichen, wo die Einsparmöglichkeit Ausbildung und Lehre nicht tangieren." Er verwies darauf, dass für den Neubau hohe Kredite aufgenommen werden müssten. Dazu müsste sich der Landkreis langfristig verschulden. "Wir sollten daher jedes sinnvolle Einsparpotenzial nutzen", sagte Heinz. Die geplanten Sichtklinker gehörten zu den teuersten Fassadenverkleidungen. Das Wärmeverbundsystem komme nach Angaben der Architekten um rund 615 000 Euro günstiger. Rechne man die Baunebenkosten hinzu und die aktuellen Kosten für solche Systeme, sei es sogar rund eine Million Euro. Eine Putzfassade sei im übrigen nicht weniger wertig und optisch ansprechend als eine Klinkerfassade.

Dem widersprach Architekt Aslan Tschaidse. Das Architektenteam sei bestrebt gewesen, eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung zu finden. Rasterdecken hätten gravierende Nachteile, vor allem, weil man sie nicht anmalen könne. Wenn, dann müsse man sie komplett austauschen. Dass einzelne Elemente herausgenommen werden könnten, fördere zudem den Vandalismus bei Schülern. Auch an dem Wärmeverbundsystem ließ Tschaidse kein gutes Haar. Die Schüler wüssten das hochwertige Material einer Klinkerfassade als Alleinstellungsmerkmal ihrer Schule in einer Umgebung von heterogenen Zweckbauten durchaus zu schätzen. Ziegelfassaden seien zudem langlebig und einfach zu reinigen, während Wärmeverbundfassaden nach rund zehn Jahren für viel Geld, rund 250 000 Euro, wie Tschaidse sagte, erneuert werden müsse.

Scharf kritisiert wurde der planende Architekt von Anita Meinelt (CSU). Zuvor hatte Tschaidse Rudolf Heinz angegriffen. Er verstehe es nicht, wie Heinz, der selber Architekt sei, den Landkreis so beraten könne, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit gehe. Meinelt verbat sich das. Heinze trage wie alle anderen Kreisräte Verantwortung für den Bau und den Etat und sei vom Landkreis auch in seiner Eigenschaft als Architekt um eine Stellungnahme gebeten worden. Ihr sei es wichtiger, dass die Ausstattung in der Schule stimme. "Wenn es drinnen fehlt, bringt auch das Außen nichts", sagte sie. Mit einer Million Euro könne man viel an Ausstattung haben. Für die Grünen verteidigte Robert Wäger die Klinkerlösung. "Man darf nicht hergehen und die Kosten in die Zukunft verlegen", sagte er. Das sei der Fall, wenn man später teuer sanieren müsse. Zudem seien Kredite derzeit sehr günstig zu erhalten. "Wir stehen dazu, dass wir eine gute Schule bauen wollen." Auch Martin Pschorr (SPD) sagte, dass es nicht um Schönheit gehe, sondern um Nachhaltigkeit. Deshalb müsse man die Folgekosten beachten. Auch der Hinweis von Angelika Werner-Ripperger (Bündnis 90/Grüne), dass die hohen Baukosten von 44 Millionen Euro ganz andere Ursachen habe und dass man auf dem falschen Weg sei, wenn man an der Fassade spare, nutzte nichts.

Gegen das Gesamtprojekt Neubau Realschule Freising stimmten zum Schluss - nach den beiden Einzelabstimmungen - 13 der zu dem Zeitpunkt anwesenden 48 Kreisräte. Bis zum Ende der Sitzung waren es 54.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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