Freisinger Schüler für Flüchtlinge:Neuschwanstein bunt malen

Lesezeit: 2 min

Sie sollen als Jungunternehmer erfolgreich sein, so die Projektaufgabe einiger Schüler des Josef-Hofmiller-Gymnasiums. Herausgekommen ist ein Malbuch für Flüchtlingskinder, denn Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit schließen sich für sie nicht aus.

Von Tobias Wagenhäuser, Freising

Gründet ein Unternehmen und bietet ein Produkt an: So lautete vor vier Monaten der Auftrag an die 14 Schüler der Q 11 in ihrem Projekt-Seminar am Josef-Hofmiller-Gymnasium. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Seit vier Wochen verkauft das Schülerunternehmen Refugeesbook Malbücher, die anschließend an Flüchtlingskinder verschenkt werden. Sie sollen ihnen Spaß bringen - und zugleich die neue Sprache und Kultur spielerisch ein Stück mehr vertraut machen.

Schlägt man "My Welcome Book" auf, warten Schloss Neuschwanstein, die Zugspitze und Hänsel und Gretel vor dem Hexenhaus darauf, in Farbe getaucht zu werden. Dafür gibt es zu jedem Buch gleich eine Packung Buntstifte dazu. Nachdem Anfragen bei namhaften Stifte-Herstellern erfolglos geblieben waren, kauften die Schüler für jedes der etwa 300 Exemplare auf eigene Faust ein. Solange sich der Aufwand noch in Grenzen hält, werden die Bücher, in Absprache mit dem Landratsamt Erding, auch von den Schülern selbst überreicht, berichtet Michael Weindl, der mit Christoph Tschernitz die eigene Presseabteilung leitet. Gegebenenfalls würden dies aber auch Flüchtlingshilfsorganisationen übernehmen.

Schulleiterin Nicole Storz und OB Tobias Eschenbacher sind "Aktionäre"

Die persönliche Kontakt zwischen Spender und Kind gehe trotz der indirekten Weitergabe nicht verloren, verspricht Weindl, denn jeder Spender kann und soll auf der ersten Seite einen kleinen Gruß verfassen. Bei der Auswahl der Motive achteten die jungen Unternehmer auch darauf, dass der lokale Bezug nicht zu kurz kommt. Und so findet sich auf den insgesamt 24 Seiten, die Tim Ihlenfeldt zusammen mit Jonathan Voß illustriert hat, ein eigener Comic zur Geschichte des Heiligen Korbinian, des Schutzpatrons Freisings. Und damit auch die Sprache genügend Raum hat, werden Farben und einfache Worte in altersgerechten Kombinationsspielen vermittelt.

Das Konzept hat Schulleiterin Nicole Storz und Freisings OB Tobias Eschenbacher überzeugt: Beide sind bereits "Aktionäre". Der Verkauf ist gut angelaufen. 86 Malbücher konnten schon verkauft werden, einige davon über den Online-Shop der vor Kurzem an den Start ging. Die nächste Auflage ist in Planung. Dann sollen auch eine Landkarte und ein Kalender dabei sein. Bis es soweit ist, hoffen die Jungunternehmer, noch viele Bücher verkaufen zu können, etwa beim Junior-Unternehmertreff am 11. März in Regensburg. Das Junior-Programm vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln - es hat das Refugeesbook erst ermöglicht - bietet Schülern seit 20 Jahren die Möglichkeit, ein Unternehmen zu gründen und die Wirtschaft unter dem Motto "learning by doing" kennenzulernen. Noch bis zum Ende des Schuljahres wird das Projekt weitergeführt. Ganz im Unternehmergeist sind die Ziele bis dahin hoch gesteckt: Die Vorbereitungen für den Landeswettbewerb des Junior-Programms laufen auf Hochtouren. In die Bewertung der Jury werden neben der Geschäftsidee auch Buchführung und ein Geschäftsbericht einfließen. Sollten die Freisinger dort Erfolg haben, steht das nächste Ziel schon fest. Dann will man die Augen auf den bundesweiten Wettbewerb richten. Und natürlich auf die Europameisterschaft.

Erwerben kann man "My Welcome Book" für 3,50 Euro auf www.refugeesbook.de.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: