Balkan by Bike:Von München bis ans Schwarze Meer

Lesezeit: 3 min

Zurück aus den Karpaten: Theresa Drösler und Philipp Hubert aus Freising berichten von ihrer Reise und dem Aufforstungsprojekt. (Foto: Johannes Simon)

Theresa Drösler und Philipp Hubert legen 3000 Kilometer zurück und unterstützen ein Aufforstungsprojekt in den rumänischen Karpaten. Jetzt sind sie zurück - engagieren wollen sie sich auch weiterhin.

Von Charline Schreiber, Freising

Sich für den Klimaschutz einzusetzen ist, gerade für viele aus der jüngeren Generation, eine Handlung aus Überzeugung. Im vergangenen Juli machten Theresa Drösler und Philipp Hubert ihr Abitur. Während sich die einen nach ihrem Abschluss für ein Auslandsjahr in den USA, Australien oder Neuseeland entscheiden, beschlossen Drösler und Hubert, eine Radreise zu machen. CO₂-neutral sollte sie sein, gleichzeitig wollten sie etwas für den Klimaschutz tun.

Umwelt und Klimaschutz haben beiden schon immer am Herzen gelegen. "Nur auf den Klimaschutz achten, reicht nicht", sagt Drösler, "Man muss aktiv etwas gegen den Klimawandel unternehmen." Von Bekannten erfuhren die Abiturienten dann von einer Stiftung, der "Foundation Conservation Carpathia", die zerstörte Urwälder in den rumänischen Karpaten aufforstet. Die Foundation hat in den Jahren 2019 und 2020 einen 300 Hektar großen Kahlschlag in Groapele in den Făgăraș-Bergen erworben, also eine Fläche, die illegalem Raubbau ausgesetzt war.

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255 Hektar sollen jetzt neu aufgeforstet werden, um den ursprünglichen Zustand des Waldes wiederherzustellen. Um die Stiftung dabei zu unterstützen, riefen die beiden Freisinger "balkan by bike - cycling for reforestation" ins Leben. Für 1,25 Euro können Spender die Anzucht, Pflanzung und Pflege eines Baumes finanzieren. Die Aufforstung von zwei Hektar Wald, also 8000 Bäumen, setzten sich Drösler und Hubert für ihr Projekt zum Ziel.

Von München bis an Schwarze Meer

Ihre Reise ging von München bis an das Schwarze Meer, einmal quer über den Balkan durch Kroatien, Bosnien, Serbien, Rumänien, Bulgarien. 3000 Kilometer Strecke legten die beiden mit ihren Fahrrädern zurück.

Sie habe schon öfter Radreisen gemacht, sagt Theresa Drösler. Um die Gegend zu erkunden, sei das Fahrrad perfekt. Man sehe mehr, rieche die Natur und treffe auf Menschen, die einem im Auto nicht begegnet wären.

Ein Tagebuch für die Follower

Zu Beginn ihrer Reise machten Drösler und Hubert auch bei Freisinger Partnergemeinden Halt, unter anderem in Obervellach in Österreich. "Das ist fast wie zuhause gewesen, man wird erwartet und die Leute freuen sich auf einen", erinnert sich Drösler. Ihre Reise dokumentierten die beiden auf ihrer eigenen Webseite in einem Blog und posteten Bilder auf Social Media - ein persönliches Tagebuch auch für ihre Follower.

Drösler und Hubert haben aber nicht nur schöne Landschaften und weites Meer gesehen. Bosnien sei vom Krieg gezeichnet, Minen seien quer über das Land verteilt. Immer wieder mussten sie die Minenkarte kontrollieren. "Da war gefühlt alles rot", sagt Philipp Hubert. Besonders beeindruckt seien sie von Sarajevo gewesen, dort hätten sie sich mit der komplexen Geschichte Bosniens und der politischen Lage eindringlich beschäftigen können.

Sechs Hundewelpen im Straßengraben

Theresa Dröslers Mutter Konstanze Schönthaler selbst war zuversichtlich, dass ihre Tochter wieder sicher nach Hause kommt. Sie selbst habe viele Radreisen gemacht und durch das Smartphone habe sie immer die Möglichkeit gehabt, mit ihrer Tochter in Kontakt zu sein, erzählt sie.

Ein aufregendes und positives Erlebnis hatten Drösler und Hubert an Tag 43. Im Straßengraben fanden sie, zwei Kilometer vor ihrem Zielort, sechs weinende Hundewelpen. Drösler und Hubert packten die von Maden und Fliegen übersäten Jungtiere kurzerhand ein und brachten sie in das nächstgelegene Dorf. Dort trafen sie zufällig die Pfarrerin Astrid, die über viele Jahre in einer Auffangstation Wildtiere gepflegt hat. Gemeinsam brachten sie alle sechs Hundewelpen über die nächsten drei Nächte und schafften es sogar, dass die Tiere Ende des Jahres zur Adoption nach Deutschland freigegeben werden.

Spende für 7000 Bäume

Spenden für die Aufforstung von 7000 Bäumen konnten Drösler und Hubert vom 5. August, dem Start ihrer Reise, bis zum Ende am 2. Oktober sammeln. Um ihrem Ziel von 8000 Bäumen noch etwas näher zu kommen, versprach auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher eine Spende von 100 Bäumen. "Ich finde es einfach großartig, was die beiden da vollbracht haben", so Eschenbacher. Die letzte Radreise sei das nicht gewesen, da ist sich Theresa Drösler sicher. Und auch nicht die letzte Verbindung zu Carpathia.

© SZ vom 08.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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