Freising:Mehrwert vermitteln

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Studenten gestalten Info-Pavillon für Innenstadtumbau

Von Christian Gschwendtner, Freising

"Der Mehrwert muss vermittelt werden", sagt Stadtbaumeisterin Barbara Schelle. Damit ist eigentlich schon die ganze Losung für das neue Informationsprojekt zum Freisinger Großvorhaben "Innenstadtumbau" ausgegeben. Es ist Donnerstagmittag und eine Gruppe von Münchner Designstudenten hat sich im ersten Stock des Rathauses versammelt, Zimmer 10. Bis Anfang Februar wollen sie Pläne für einen Info-Pavillon zur Innenstadtkonzeption vorstellen. "Was die Studenten machen sollen, können wir Ihnen nicht sagen", gibt Barbara Schelle zu erkennen. Die Projektverantwortung liege bei ihnen alleine. Weil die mit der Innenstadtkonzeption nicht übermäßig vertraut sind, wird das vorweihnachtliche Treffen im Rathaus aber schnell zu einer Informationsveranstaltung für die Studenten. Man wolle die jungen Leute "stimulieren", sagt die Professorin Maria Auböck von der Akademie der Bildenden Künste in München. Weil die Studenten aber erst einmal in eine gemütliche Abwartehaltung verfallen, entspinnt sich ein munteres Pingpong-Spiel zwischen den städtischen Würdenträgern und Professorin Auböck. Mit von der Partie sind: die Städtebaumeisterin Schelle, Heiko Huppenberger vom Stadtplanungsamt und Aktiv City-Chef Max Kirchmaier. Sie diskutieren äußerst angeregt über die Vorteile von Öffentlichkeitsarbeit.

Barbara Schelle sagt: "Man kann jetzt auch auf Facebook Freund mit der Stadt Freising werden". Professorin Auböck sagt: "Ja, das ist gut". Sie trägt einen roten Schal und eine grüne Filzjacke. Und sie spricht einen recht sympathischen Wiener Schmäh. Heiko Huppenberger sagt, die Bürger wollen über den Bauablauf, Behinderungen, die Gestaltung der Innenstadt und die Verkehrslage informiert werden. Übereinstimmendes Nicken der drei anderen Diskutanten. Max Kirchmaier sagt, "wir wollen einfach was für die Öffentlichkeitsarbeit tun". Ein Probleme seien die betroffenen Immobilienbesitzer in der Innenstadt. Die würden sich immer über eine Beteiligung bei den Kosten aufregen, obwohl sie doch eigentlich von der Wertsteigerung einer aufgemodelten Innenstadt profitieren würden. Und noch viel schlimmer: Die Immobilienbesitzer nähmen das umfassende Informationsangebot der Stadt nicht richtig in Anspruch. Max Kirchmaier ist selbst ein betroffener Immobilienbesitzer, aber natürlich ein informierter. Damit sich alle anderen schon bald in einer ähnlich komfortablen Lage wiederfinden, müssen die Münchner Studenten jetzt liefern. Professorin Auböck fragt zur Sicherheit noch einmal nach, wo ihre Schützlinge denn die entsprechenden Unterlagen herbekämen. Auf der Homepage der Stadt Freising könne man im Grunde alles Wesentliche einsehen, sagt Kirchmaier. Im Grunde ist ja alles bekannt. Zur Sicherheit führt er die Studenten an diesem Donnerstag aber auf einen Rundgang zu den kritischen Punkten. Die Jugend soll sich selbst ein Bild machen.

Ähnlich äußert sich OB Eschenbacher in einem als Begrüßungsrede getarnten Impulsreferat. Man freue sich über Kreativität von außen. "Das schützt vor Betriebsblindheit", sagt Eschenbacher. Prinzipiell wisse man im Rathaus aber sehr wohl, wo man hin wolle. Stehend skizziert der OB noch schnell die historische Verkehrsentwicklung der Stadt Freising: von ein paar Ochsenkarren zu täglich 36 000 Autos auf der Bundesstraße 301. Nach zehn Minuten will er eigentlich zum nächsten Termin aufbrechen. Professorin Auböck wünscht sich aber noch ein Gruppenfoto ihrer Schützlinge. "Denn auch das gehört zur Öffentlichkeitsarbeit", sagt die gebürtige Wienerin.

So recht will der Funke an diesem Freitag aber nicht überspringen. Die Big Player reden eher auf die Studenten ein. Barbara Schelle erklärt, der Fantasie seien im Grunde keine Grenzen gesetzt. Man könne den Info-Pavillon auch als Wochenmarkt-Gemüsestand tarnen und die Freisinger von dort aus mit Informationen bombardieren. Professorin Auböck appelliert noch einmal an den Ernst der Lage: "Stadtbaumeisterin Schelle sitzt auf einem Feuerstuhl". Von Amts wegen. Als sich eine Studentin meldet und sagt, sie sei aus Langenbach, sind die vier Diskutanten glücklich. Auf ihren Schultern lastet jetzt die ganze Verantwortung.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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