Korbiniansfest:Neue Wege wagen

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Kardinal Reinhard Marx feiert im Freisinger Mariendom den zentralen Gottesdienst zu Ehren des Heiligen Korbinian. Elias und Eremias sprechen für die Kinder. (Foto: Marco Einfeldt)

Kardinal Reinhard Marx ruft beim Festgottesdienst im Mariendom zum Umdenken in Kirche und Gesellschaft auf.

Von Corinna Bail, Freising

Es sei eine "herausfordernde Zeit", in der das diesjährige Korbiniansfest begangen werde, sagte Kardinal Reinhard Marx am Samstag beim Festgottesdienst im Freisinger Mariendom zu Ehren des Heiligen Korbinian. Doch die Pandemie sei ebenso eine Zeit der Chance: Unter dem Motto "Wohin gehst du?" rief der Erzbischof von München und Freising am Samstag dazu auf, in dieser Phase des Stillstands neue Wege in Kirche und Gesellschaft zu wagen.

Im Freisinger Dom selbst erinnerten rund 30 Gläubige mit Kardinal Marx an den Bistumsgründer Korbinian, der vor 1300 Jahren erstmals nach Bayern gekommen war. Über einen Live-Stream konnten zusätzlich 270 Besucher digital an den Feierlichkeiten teilnehmen.

Marx begrüßte insbesondere die Zugeschalteten aus Tirol und Frankreich, die Partnerdiözese von München und Freising im französischen Évry, dort liegt Korbinians Geburtsort Arpajon, sendete ihre Grüße per Videobotschaft in den Mariendom. Bischof Michel Pansard schilderte dabei den langen Weg der deutsch-französischen Freundschaft, die nach der Ankunft Korbinians in Bayern durch langjährige Konflikte gelitten habe und erst Schritt für Schritt durch den gemeinsamen Austausch der Länder wieder aufgebaut worden sei. Pansard lud die Gläubigen dazu ein, auch künftig "das Abenteuer der Brüderlichkeit" gemeinsam zu verfolgen. In seiner Predigt ermutigte Marx die Kirchengemeinde dazu, die Corona-bedingten Einschränkungen als "kreative Pause" umzudeuten. Dieser Einschnitt als "Stopp-Schild" von außen wecke das Bewusstsein für die immerwährende Spannung zwischen Gewohntem und dem Aufbrechen in unbekannte Richtungen erneut. "Wir müssen Heimat und Geborgenheit zusammenbringen mit dem Element des Aufbruchs, des Neuen, des Wagnisses und des Entdeckens. Das gehört zum Menschsein und das gehört zum Kirchensein dazu." Ein "weiter so" nach diesen von der Pandemie gekennzeichneten Monaten ist nach den Worten von Marx eine verpasste Chance. Der Umgang der Kirche mit dem Thema Sexualität oder Diskussionen über die Zukunft katholischer Priester könnten jetzt neu angestoßen werden. "Vielleicht haben wir künftig auch Priester, die nicht ehelos leben, warum sollte das nicht in Zukunft möglich sein?", sagte Marx am Samstagmorgen.

In der Kindervesper am Nachmittag leitet Kardinal Marx ebenfalls neue Wege ein: Da der Erzbischof in diesem Jahr die etwa 50 jungen Gläubigen vor Ort und vor den Bildschirmen nicht wie gewohnt persönlich segnen konnte, durften Eltern und Kinder einander selbst durch ein Kreuz auf der Stirn den Segen erteilen. "Ich glaube, dass das ein ganz besonderer und spezieller Segen ist, wenn die Kinder die Eltern segnen", äußerte sich Marx. Dass auch der Nachwuchs von den Corona-Beschränkungen betroffen ist, verdeutlichten die Kinder per Videobotschaft in ihren vorgetragenen Fürbitten. "Mir fehlt am meisten, dass ich nicht mehr meinen Sport machen kann", klagte ein Junge. Ein anderer sagte, er vermisse es in Zeiten von Kontaktbeschränkungen besonders, mit seinen Freunden zu spielen. Kardinal Reinhard Marx versicherte den Kindern, dass sie nicht allein in der Krise seien. "Es ist wichtig, dass wir wissen, wir haben noch einen zusätzlichen Freund: Das ist der Heilige Korbinian und das ist Jesus."

Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Erzdiözese München und Freising zeichnete Erzbischof Marx am Samstag im Freisinger Mariendom dann noch Elisabeth Ebneth aus Obertaufkirchen, Marianne Brucker aus Isen, Franz Auer aus dem Pfarrverband Garching-Engelsberg und Paul Langemeyer aus Ramersdorf-Perlach mit der Korbiniansmedaille aus.

© SZ vom 23.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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