Freising:Lukrative Alternative

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Auch im Landkreis Freising nimmt die Zahl der Bio-Landwirte zu. Obwohl sich Ackerbauern mit dem Wechsel oft noch ein wenig schwer tun, gibt es hier mittlerweile 105 ökologisch bewirtschaftete Betriebe

Von Alexandra Vettori, Freising

Nach Jahren der Stagnation nimmt die Zahl der Biobauern in Bayern wieder zu. Allein im vergangenen Jahr ist ihre Zahl um zehn Prozent gestiegen, mittlerweile gibt es über 7300 Biobetriebe im Land. Die Rate dürfte sich heuer noch erhöhen. Vor allem Milchbauern mit Grünland steigen um, weil sie sich damit am leichtesten tun - und weil der Preisverfall bei konventioneller Milch die Alternative "Bio" lukrativer macht. Im Landkreis Freising wirtschaften derzeit 105 der 1571 Bauern ökologisch, sie verzichten auf chemische Spritzmittel und mineralischen Dünger und halten Tiere artgerechter.

Auch hier steigt die Zahl der Biobauern. Allein im vergangenen Jahr haben 14 Betriebe umgestellt. Heuer sind bereits vier Anträge auf Umstellung registriert worden - und das, obwohl im Freisinger und Erdinger Land der Ackerbau dominiert, und der Umstieg auf Bio da wesentlich schwieriger ist. Es gebe keine Pflicht, sich als Biobauer im Amt für Landwirtschaft zu melden, deshalb gebe es auch keine wirkliche Statistik, sagt Otto Roski, Leiter im Amt für Landwirtschaft in Erding, das auch für den Kreis Freising zuständig ist. "Kein landwirtschaftlicher Betrieb muss uns melden, wie er wirtschaftet", sagt er.

Allerdings kann Roski trotzdem belastbare Daten liefern. Denn in seinem Amt beantragen die ökologisch wirtschaftenden Betriebe eine staatliche Förderung nach dem Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm. Das Geld, sagt Roski, "wird trotz höherer Verkaufserlöse von den ökologisch wirtschaftenden Betrieben dringend für den Ausgleich der Leistungsminderung oder zusätzlichen Arbeitsbelastungen benötigt". An den Anträgen auf Übergangsförderung kann Roski die Zahl der Umsteiger ablesen. Sie erhalten zwei Jahre lang besondere Staatsförderung. Denn die Anfangsphase ist die schwerste: die höheren Kosten und der Mehraufwand werden schon fällig, die höheren Preise für Bioware bekommen die Bauern aber noch nicht.

Die 105 ökologisch wirtschaftenden Landwirte im Kreis Freising nutzen rund 3380 Hektar Land, rund sieben Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche. 2015 kamen 14 Betriebe mit 245 Hektar dazu. Heuer sind im Amt für Landwirtschaft vier Anträge eingegangen. Im Landkreis Erding, wo der Ackerbau noch stärker dominiert, wirtschaften 93 der 2059 antragstellenden Betriebe ökologisch, das sind 4,5 Prozent. Sie nutzen eine Fläche von 2834 Hektar, also rund 4,7 Prozent des landwirtschaftlichen Grundes. Der Zuwachs im Jahr 2015 betrug im Landkreis Erding drei Betriebe mit gut 15 Hektar, heuer sind schon acht neue Anträge auf Umstellungsprämie gestellt worden.

Dass im Vergleich zu Südbayern, wo Milchwirtschaft mit Grünland dominiert, Landwirte im Erdinger und Freisinger Land zögerlicher umstellen, habe seinen Grund darin, erklärt Roski, dass sich die Ackerbauern schwerer mit dem Wechsel tun - und ihn auch nicht so nötig haben. "Die Erträge bei den Milchbauern fallen nach der Umstellung nicht so stark ab wie bei den Bio-Ackerbauern. Damit ist die Schwelle zum Umstieg für die konventionellen Landwirte auch nicht so hoch", sagt Roski. Wer aber Schweine oder Hühner halte, der tue sich als Ökolandwirt schwerer.

Das bestätigt auch Gerhard Stock, Geschäftsführer des Bauernverbands in den Landkreisen Erding und Freising. "Wir haben hier lauter guten Ackerboden, vor allem in Erding." Für Bauern mit Tierhaltung bedeutet das, dass über Silage mehr Futter erzeugt werden kann, als mit Wiesen. Die Zahl der Milchviehbetriebe nimmt dennoch seit Jahren ab. Mittlerweile gibt s im Kreis Freising noch 323, in Erding 805.

Allerdings, betont Roski, vermittelten diese Zahlen kein ganz aktuelles Bild. Derzeit stellen Betriebe Anträge, die im Jahr 2015 bis heute auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt haben. "Die schlechte Preissituation bei der Milch kann sich deshalb noch nicht in vollem Umfang auf diese Zahlen ausgewirkt haben", fasst Roski zusammen.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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