Leserbrief:Energieeffizienz ja, Klimaschutz nein

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Zu "Heizen mit dem Schiffsmotor" vom 3. April:

Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ist grundsätzlich energieeffizient, weil Strom und Abwärme genutzt werden. Allgemein gilt, dass ein BHKW zwischen 4000 und 5000 Betriebsstunden im Jahr unter Volllast laufen sollte, damit es wirtschaftlich Strom und Wärme produziert. Mit seinem Pufferspeicher von 85 Kubikmetern ist das BHKW Angerstraße gut dimensioniert. Es kann bei Dunkelflaute - wenn zu wenig Strom aus erneuerbaren Energien im Netz vorhanden ist - als Regelkraftwerk Strom produzieren. Die Versorgungssicherheit erhöht sich dadurch etwas.

Jetzt kommt das große Aber: Das BHKW Angerstraße wird mit Erdgas, also einem fossilen Energieträger, betrieben. Dadurch werden "bei einem wirtschaftlichen Betrieb" etwa 1100 Tonnen CO₂ pro Jahr freigesetzt. Ist das nun viel oder wenig? Zum Vergleich: Mit der PV-Anlage auf den Steinparkschulen, der größten PV-Anlage der Stadt Freising, werden 100 Tonnen CO₂ eingespart. Zur Kompensation der 1100 Tonnen CO₂ müssten elf solcher PV-Anlagen gebaut werden. Auf der Sporthalle bei den Steinparkschulen gäbe es noch Platz, um zumindest 45 Tonnen CO₂ einzusparen. Fazit zum BHKW Angerstraße: Energieeffizienz ja, Versorgungssicherheit etwas, Klimaschutz nein.

Nach dem Energiepreis-Schock beim Erdgas kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. In der Innenstadt zahlen die Kunden heute 170 Euro pro Megawattstunde für die Fernwärme aus Zolling, aus dem BHKW in der Angerstraße sind es 233 Euro, also fast 40 Prozent mehr. Und Erdgas wird aufgrund der steigenden CO₂-Bepreisung in Zukunft auf alle Fälle teurer. In der "Energiezentrale an der Angerstraße" gibt es ein Café, welches die Anwohner und auch mich erfreut. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachtenden.

Michael Enneking, Freising

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