Freising:Lehrlinge halten einen Betrieb jung

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Viele Unternehmer im Landkreis bilden aus, doch gerade im Handwerk wird es immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Die Freisinger SZ hat mit sechs Geschäftsführern über die aktuelle Situation gesprochen - und auch darüber was sie den Jugendlichen zu bieten haben

Von Dennis Wenzl, Freising

Das Ausbildungsjahr hat vor wenigen Wochen begonnen und es zeichnet sich ab, dass viele Lehrstellen im Landkreis Freising unbesetzt bleiben werden. Bei der Agentur für Arbeit waren 204 offene Lehrstellen gemeldet. Die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern geht sogar von über 300 aus. Die Freisinger SZ stellt sechs Betriebe aus dem Landkreis vor, die mit diesem Problem zu kämpfen haben und präsentiert sechs verschiedene Lehrberufe, die diese Unternehmen anbieten.

Friseur/in

Ausbildung bei Friseur Lachermeier in Eching und Garching:

Der Friseur hat 17 Mitarbeiter in drei Betriebsstellen in Eching und Garching, sagt Geschäftsführer Georg Lachermeier. Er bescheinigt seinen Filialen eine gute Auftragslage. Ein Teil der Kunden komme aus dem Münchner Norden zu ihm, aber auch aus anderen Städten wie Ingolstadt. Sein Unternehmen biete "das ganze Spektrum aus dem Friseurbereich". In den vergangenen Jahren habe sich das Hochzeitsangebot stark verändert. Dazu gehörten mittlerweile Make-Up, Hausbesuche und das Styling von Braut samt Brautjungfern. Auch die Begleitung bei Fotoshootings durch Visagisten könne man bieten. "Alles im grünen Bereich", sagt der Friseur. Wenn er denn genügend Auszubildende hätte. Diese seien enorm wichtig für die Nachwuchsfindung. Der Salon in Eching habe beispielsweise fünf Mitarbeiter, von denen vier im eigenen Betrieb ausgebildet worden seien, sagt der Geschäftsführer. Ein Lehrling fange als Unterstützung für die Friseure an, erklärt Lachermeier. Normalerweise hätten seine Läden einen Bedarf von insgesamt fünf Azubis. Derzeit habe man nur drei. Diese seien kurzfristig eingestellt worden, bis Juli hatte man keine einzige Bewerbung für den Ausbildungsstart am 1. September. Sein Betrieb biete eine "perfekte Ausbildung", sagt Georg Lachermeier. Man wolle die Auszubildenden "fordern und fördern". Dennoch habe man ein familiäres und freundschaftliches Betriebsklima. Es sei nicht überall üblich, sich zu duzen und sich mit den Lehrlingen "auf die gleiche Stufe" zu stellen. Die Auszubildenden nähmen regelmäßig an Wettbewerben teil. So habe man während des bald 45-jährigen Bestehens der Firma etliche Lehrlinge hervorgebracht, die als "Bayerns Beste" ausgezeichnet wurden.

Er hätte gern noch mehr Azubis, doch es gibt zu wenig Bewerber: Zwei Stellen konnte Friseurmeister Georg Lachermeier in diesem Jahr nicht besetzen. (Foto: Marco Einfeldt)

Maler/in, Kirchenmaler/in, Lackierer/in

Ausbildung im Malerbetrieb Kürzinger in Freising:

Der Malerbetrieb Kürzinger in Freising hat acht Mitarbeiter, sagt Michael Kürzinger, stellvertretender Geschäftsführer. Die Auftragslage sei "sehr zufriedenstellend" und man arbeite hauptsächlich für Kunden aus dem Landkreis Freising und den angrenzenden Landkreisen. Der Betrieb habe sich auf alle Malertätigkeiten, Tapezieren und Gestaltung spezialisiert. Außerdem male man Kirchen aus und fasse Figuren, erklärt Kürzinger. Ein Lehrling in seinem Betrieb bedeute eine Arbeitserleichterung. Es gebe viele Arbeiten, die ein Auszubildender gleich von Anfang an ausführen könne. Dabei solle er nicht nur einfache Tätigkeiten wie Schleifen, sondern den gesamten Zusammenhang verstehen lernen. Der Auszubildende müsse von Beginn an erklärt bekommen, wie seine Arbeit in den gesamten Auftrag einfließe und welche Folgen Fehler dabei haben könnten. Lehrlinge suche man dauernd, sagt der stellvertretende Geschäftsführer, seit fünf oder sechs Jahren schon. Dieses Jahr habe man leider keinen mehr. Der ursprünglich eingestellte Kandidat habe schnell die Lust verloren und die Lehre aufgegeben, schildert Kürzinger. Dabei habe man den Auszubildenden eine junge und freundliche Kollegschaft zu bieten. Außerdem habe man ein breit aufgestelltes Geschäftsfeld und von Monotonie sei keine Spur. Den Beruf des Malers und des Kirchenmalers vermittelt man simultan. Eine Besonderheit, auf die Michael Kürzinger Wert legt: Alle Ausbildungskosten übernimmt der Betrieb.

Dachdecker/in, Spengler/in

Ausbildung bei Bauer GmbH & Co. KG in Freising:

Acht Mitarbeiter hat der Betrieb von Andreas Bauer in Freising. Er habe eine gute Auftragslage und seine Kunden kämen hauptsächlich aus dem Landkreis Freising, aus Landshut, Dachau, München und Erding, zählt der Dachdecker auf. Man könne in etwa von einem 50-Kilometer-Radius sprechen. Seine Firma sei in zwei Bereichen tätig: die Dachdeckerei und die Spenglerei. Dabei decke man hauptsächlich Dächer und Flachdächer ein. Bei der Spenglerei komme noch die Entwässerung hinzu. Ein Auszubildender lerne bei ihm zuerst den Umgang mit Materialien und dem Werkzeug. Er suche jedes Jahr nach jungen Leuten, aber in den vergangenen Jahren hätten sich immer weniger beworben. Dieses Jahr habe er nur zwei Bewerbungen erhalten. Leider habe er keinen der beiden Kandidaten nehmen können. Einerseits gebe es häufig ein Problem mit der Bewertung der Lehrer. Diese sei ihm wichtiger als die Noten der Schulabgänger. Andererseits könne er keine Bewerber nehmen, die morgens nicht pünktlich kommen könnten, weil ihr Wohnort zu weit entfernt ist. Für das aktuelle Ausbildungsjahr seien die Bewerbungen erst Mitte August eingegangen. Bauer führt dies darauf zurück, dass sich viele noch melden, wenn es mit dem "Traumjob" nicht geklappt habe. Erst dann entschieden sich viele in ihrer Not für das Handwerk. Er finde das schade, werde doch eine Ausbildung zum Dachdecker gut bezahlt.

Elektroniker/in, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik

Ausbildung bei Elektro Hofmann GmbH in Allershausen:

Das Ehepaar Hofmann führt in diesem Betrieb in Allershausen 35 Mitarbeiter. Annett Hofmann spricht von einer guten Auftragslage. Ihr Betrieb sei hauptsächlich für Kunden im Münchener Norden und Erding tätig. Ihr Mann Michael Hofmann erklärt das Tätigkeitsfeld des Betriebs. So sei man hauptsächlich in der Datentechnik und der Elektroinstallation für Industriebetriebe tätig. Dabei habe man mehrere Rahmenverträge, unter anderem mit Brauereien und dem Flughafen. Auszubildende brauche man "für die Zukunft". Der Lehrling begleite die Monteure und helfe, "wo er kann". Man suche ständig nach neuen Lehrlingen und der Betrieb bräuchte eigentlich zwei bis drei Auszubildende. Derzeit habe man aber nur einen, sagt Michael Hofmann. Zwar bekomme man Bewerbungen, doch die kämen häufig von Schulabgängern, die zu weit entfernt wohnen. "Für einen 15-Jährigen kann das schon schwierig sein, so weite Strecken zurückzulegen", erklärt Hofmann. Sein Unternehmen biete einen guten Ausbildungsplatz, ein angenehmes Betriebsklima und viele menschliche Kontakte. In seinem Betrieb kenne man sich gegenseitig und die Auszubildenden seien dabei "keine Nummern", wie es in großen Unternehmen oft der Fall sei. Schließlich sei man ein familiengeführter Betrieb.

Hotelfachmann/frau

Ausbildung bei Golden Tulip Hotel Olymp in Eching:

Christopher Riemensperger ist Geschäftsführer in dem Echinger Hotel mit etwa 75 Mitarbeitern. Das Hotel hat zu 60 Prozent Gäste aus Deutschland und zu 40 Prozent internationale Gäste aus aller Welt und ist gut besucht. Für den Alltag in einem Hotel, also bei der Beherbergung und Bewirtung von Gästen, werden auch Azubis gesucht. Sie seien die Fachkräfte der Zukunft und sie auszubilden, bereichere den Arbeitsalltag, erklärt Riemensperger. Zwar brauche man dafür "Zeit, Geduld und Nerven" und müsse stets selbst auf dem neusten Stand, was die Fachkenntnisse betrifft. Aber es erfülle einen mit Stolz, wenn ein Lehrling die Abschlussprüfung besteht. "Junge Menschen halten den Betrieb und einen selbst jung", fügt der Geschäftsführer noch hinzu. Man suche permanent Nachwuchs, um die zehn Lehrstellen in den drei Bereichen Hotelfachmann/frau, Restaurantfachmann/frau und Koch/Köchin zu besetzen. Aber derzeit habe man nur sechs Auszubildende, sagt der Hotelier. Diesen biete man eine "fachlich fundierte Ausbildung", individuelle Betreuung, Schulungen und einen regelmäßigen Abteilungswechsel innerhalb des Betriebs. Zudem sei es eine Ausbildung, bei der Kreativität und Engagement gefordert seien. Das Team sei motiviert und es gebe regelmäßig Events und interne Feiern. Man sei ein traditionsbewusstes, herzliches und familiär geführtes Unternehmen, sagt Riemensperger.

Auch Glaser Norbert Schuhmann sorgt sich, ob er bis zum Herbst wieder einen Auszubildenden finden wird. (Foto: Marco Einfeldt)

Glaser/in, Fachrichtung Verglasung und Glasbau

Ausbildung zum bei Schuhmann-Glas in Allershausen:

Geschäftsführer Norbert Schuhmann ist Chef von acht Mitarbeitern. Die Auftragslage ist gut und er ist hauptsächlich in einem 50-Kilometer-Umkreis tätig. Die meisten seiner Kunden kommen aus München. Der Betrieb bietet unter anderem Ganzglastüren und -anlagen, Vordächer, Glasmöbel sowie Spiegel und Lampen an. In seinem Unternehmen sei ein Auszubildender nicht zum Brotzeitmachen da, sondern um den Beruf von der Pike auf zu erlernen, sagt der Glasermeister. Ein Auszubildender werde vom ersten Tag an wie jeder andere Mitarbeiter behandelt, schließlich sei er der Nachwuchs für die Zukunft. Er nehme im Drei-Jahres-Takt Auszubildende auf und auch derzeit sei ein Lehrling in Ausbildung, der nächstes Jahr abschließen werde, erklärt Schuhmann. Dennoch mache er sich Sorgen, ob er die Stelle danach besetzen könne. Normalerweise habe er ganzjährig Praktikanten der umliegenden Schulen im Betrieb. Dieses Jahr habe er erst einen Einzigen gehabt. Deshalb habe man sich, zusätzlich zu normalen Stellenausschreibungen, bei einem Programm angemeldet, das Bewerber mit Migrationshintergrund vermittelt, sagt der Geschäftsführer. Sein Unternehmen habe einen modernen Beruf zu bieten. Zudem arbeite man in seinem Betrieb in einem jungen Umfeld, da die meisten Kollegen in den Zwanzigern seien.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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