Freising:Lebenshilfe überwindet Schranken

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In der neuen Fröbelschule sollen erstmals in Bayern behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden.

Petra Schnirch

Mit dem Neubau der Fröbelschule an der Gartenstraße wird die Lebenshilfe zum Vorreiter in Bayern: Im Herbst 2012 will die Organisation in Freising die erste integrative Schule im Freistaat eröffnen, also behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichten. Bisher gibt es lediglich Integrationsklassen, beispielsweise an der Grundschule Sankt Korbinian in Freising. Gleichzeitig entstehen Neubauten für den Heilpädagogischen Kindergarten und die Heilpädagogische Tagesstätte. Die 17 Klassen - darunter auch die Berufsschüler - mit etwa 160 Kindern und Jugendlichen werden zwei Jahre lang in Containern an der Erdinger Straße unterrichtet.

Ab Herbst 2012 sollen in der Fröbelschule behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen unterrichtet werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein riesiger Kran weist schon von weitem den Weg zur Baustelle, große Erdhaufen türmen sich: Derzeit wird an der Gartenstraße die Baugrube ausgehoben, anschließend wird der Keller betoniert. Für Anfang April ist die Grundsteinlegung geplant. In den kommenden Wochen werde die Konzeption für die Schule ausgearbeitet, sagte Lebenshilfe-Geschäftsführer Franz Burger am Mittwoch während eines Pressegesprächs. "Wir wollen weg von der einseitigen Sicht einer 'Schule für Behinderte' zu einem Förderzentrum, das für alle Kinder und Jugendliche offen ist", erläuterte er.

Eine Sanierung des 30 Jahre alten Schulgebäudes wäre laut Monika Haslberger, der Vorsitzenden der Lebenshilfe Freising, unrentabel gewesen. Es habe "massivste Probleme" mit den sanitären Anlagen gegeben, eine Wärmeisolierung wäre erforderlich gewesen und auch das Flachdach hätte ersetzt werden müssen. Alles in allem sei ein Neubau günstiger. Deshalb habe man sich für einen Abriss entschieden. Der Freistaat hätte eine Renovierung finanziell nicht unterstützt. Für das neue Gebäude der Fröbelschule kommt er komplett auf - allerdings mit zeitlicher Verzögerung. Deshalb ist der Landkreis Freising eingesprungen und hat eine Vorfinanzierung zugesagt.

Die gesamten Investitionskosten, inklusive Auslagerung der Klassen, werden laut Burger auf 21 Millionen Euro geschätzt, sieben Millionen davon entfallen auf die Heilpädagogische Tagesstätte. Diesen Betrag muss die Lebenshilfe selbst aufbringen, denn es gibt keine Zuschüsse - man hoffe daher auf Spenden, sagte der Geschäftsführer. Bisher habe die Tagesstätte am Nachmittag die Klassenzimmer der Fröbelschule genutzt, dies sei jedoch nicht mehr zulässig.

Auch die Krippe soll künftig im Förderzentrum an der Gartenstraße untergebracht werden. Im vergangenen Jahr erweiterte die Lebenshilfe ihr Angebot und bietet seitdem erstmals Krippenplätze für unter Dreijährige in Freising, in der Kinderkrippe am Veitshof II, und in der "Bunten Arche" in Eching an. Auch in Moosburg würde die Lebenshilfe gern Betreuungsmöglichkeiten für die ganz Kleinen im integrativen Kindergarten Inkimo schaffen. "Der Bedarf ist da", sagte Burger, doch es fehlten die Räume.

Anfang 2011 hat die Lebenshilfe zudem die Trägerschaft des Neufahrner Kindergartens "Zauberwald" von der Gemeinde übernommen. Von kommendem Herbst an soll es auch dort Angebote für behinderte Kinder geben. Die Übergangsphase sei bisher problemlos verlaufen, bilanzierte Burger.

© SZ vom 20.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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