Freising:Kultureller Aschermittwoch

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Domführer Gernot Anders (links) empfindet den Altar als zu groß. "Für mich stimmen hier die Proportionen nicht", sagt er. (Foto: Marco Einfeldt)

Freisinger Mitte verzichtet auf politischen Abend und besichtigt stattdessen den imposanten Hochaltar im Dom

Traditionell verzichtet die Freisinger Mitte am Aschermittwoch auf einen politischen Abend. Sie bietet allen Interessierten stattdessen Kultur. Am Mittwoch erläuterte Stadt- und Domführer Gernot Anders vor rund 25 Zuhörern den Hochaltar im Freisinger Dom. Anschließend zelebrierten Monsignore Böck und Prädikant Rolf Lübkert einen ökumenischen Gottesdienst in der Marienkapelle, bevor der Abend beim Fischessen im "Alten Gefängnis" ausklang.

Wohl jeder Freisinger kennt den Altar im Dom, aber nur wenige standen schon einmal unmittelbar davor. Dieser Raum sei normalerweise für Besucher gesperrt, sagte Anders. Im dämmrigen Abendlicht standen die Zuhörer beeindruckt vor dem Hochaltar, den Anders selbst jedoch als zu riesig empfindet: "Für mich stimmen hier die Proportionen nicht." Natürlich solle der Altar die Blicke auf sich ziehen. Dem rund fünf Meter hohen Bild, das Peter Paul Rubens schuf, könne sich niemand entziehen. Auf jeder Seite ist das Gemälde von zwei prächtigen Säulen eingerahmt, auf denen ein Dach ruht, so dass eine Art Gebäude, ein "aedes" entsteht. Links neben dem Altarbild steht Korbinian, rechts der Heilige Sigismund. Im 17. Jahrhundert habe Fürstbischof Veit Adam das Hochaltarbild bestellt, erzählte der Domführer. Thema ist die apokalyptische Frau, in der Mitte sieht man eine Maria, die mit ihrem Fuß die Schlange des Bösen festhält. Bemerkenswert sei die blaue Farbe ihres Gewandtes, nur einmal komme Blau in dem Bild vor, da diese Farbe damals sehr teuer gewesen sei und aus Afghanistan habe herbei geschafft werden müssen. Man vermute, dass nicht das gesamte Bild von Rubens gemalt wurde, sondern Teile von seinen Schülern. So erkläre sich auch, warum zum Beispiel das blaue Gewand im Gegensatz zu den perfekt gemalten Kleidungsstücken auf dem Bild eher wie ein "Farbbatzen" wirke, so Anders. Am Fuße des Bildes ist natürlich eine Ansicht von Freising zu sehen.

Offensichtlich hat der Auftraggeber einen alten Stich zu Rubens nach Antwerpen geschickt, damit er eine Vorlage habe, so der Domführer. Das Originalbild ließen die Wittelsbacher 1803 in die Alte Pinakothek schaffen, der Betrachter muss sich heute mit einer Kopie von Emil Böhm aus dem Jahr 1926 begnügen.

© SZ vom 12.02.2016 / ka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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