Freising:Knallige Farben

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Reinhard Wöllmer scheut nicht vor dem Verwenden von knallbunten, poppigen Farben zurück. (Foto: Marco Einfeldt)

Reinhard Wöllmer stellt in der Galerie 13 aus

Von Katharina Aurich, Freising

Eine Retrospektive der Papierobjekte und Papierkunst von Reinhard Wöllmer ist zur Zeit in der Freisinger Galerie 13 zu sehen. Licht und Schatten sind es, die der Künstler präzise einsetzt und mit einer klaren, reduzierten Formensprache mit seinen Objekten Ruhe und Vielfalt erzeugt. Galerist Fritz Dettenhofer lässt den Betrachter durch die Auswahl und die Art der Hängung die Entwicklung des Künstlers mit verfolgen.

Die große Experimentierfreude des 1959 in Nürnberg geborenen Künstlers ist bereits in den ersten Werken sichtbar - Bilder aus unterschiedlich gefärbtem und strukturierten Papierbögen, aus denen Kreise ausgeschnitten und wieder neu platziert wurden. Durch scheinbar kleine Veränderungen, die Drehung eines Kreises oder das Nebeneinander zweier Farbtöne haben die Papierbilder eine intensive Wirkung. Allerdings sind sie nicht für den schnellen Sehkonsum geeignet, auf die Werke von Wöllmer muss man sich konzentrieren. Sie entfalten ihren Zauber erst beim längeren Hinsehen.

Während eines Stipendiums in Mazedonien, in dem es keine Farben oder Leinwand gab, begann der Künstler, mit alten Zeitungen zu arbeiten. Er zerkleinerte sie, machte daraus einen Papierbrei, den er dann trocknete, ausrollte, einfärbte oder mit Ornamenten bemalte. Diese einfache Entstehungsgeschichte bietet die Grundlage für eine reduzierte, aber wirkungsvolle Bearbeitung.

Wöllmer wandte sich der Kreisform zu, die von da an zum Hauptdarsteller seiner Werke wird. Und er begann, die aus dem Papierbrei entstandenen Bögen unterschiedlicher Dicke vorsichtig mit einem Hammer zu behauen: Die Fasern verdichten sich und der Bogen erhält eine plastische Form. Die verschieden großen Kreisen, Ringe mit Öffnungen werden meist in drei Ebenen zusammen gefügt. Bis heute stellt Wöllmer sein eigenes Ausgangsmaterial aus Zellulose und Farbpigmenten selbst her. Dabei haben seine Bögen manchmal eine Stärke von 3,5 bis 5 Millimeter und somit Kartondicke.

In jüngster Zeit gibt der Künstler seinen Werken eine strukturierte Oberfläche, so dass nun die Form, die Farbe und die Struktur gemeinsam ihre Wirkung entfalten können. Seine schwarzen oder weißen Objekte erhalten manchmal eine farbige Rückseite. Die knallbunten Farben reflektieren auf den weißen Wänden, an denen die Objekte hängen und leuchten geheimnisvoll durch die runden Öffnungen. Natürlich schaut der Betrachter nun genauer hin, um sich die Herkunft dieses Effekts zu erklären.

Wöllmer, der präzise und reduziert arbeitet, scheut nicht vor knalligen Farben zurück. Ein Objekt in einem satten, leuchtenden Rosa füllt eine große weiße Wand aus und strahlt. In seinen Farbraumreliefs, das sind flache, rechteckige vier bis acht Zentimeter tiefe Körper, hat Wöllmer wiederum bunte Kreise hintereinander platziert, so dass im Inneren Licht und Schatten eine eigene Dynamik entfalten. Am Samstag, 11. Juli, führt Reinhard Wöllmer um 16 Uhr durch die Ausstellung, die eine Finissage am Samstag, 1. August, um 16 Uhr beendet.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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