Problem für Sehbehinderte in Freising:Achtlos abgestellte Hindernisse

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Damit das taktile Leitsystem für Blinde in der Innenstadt funktioniert, müssen auch die mitdenken, die sehen können.

Von Henrike Adamsen, Freising

Parkende Autos und achtlos abgestellte Fahrräder, das sind die größten Hindernisse für sehbehinderte und blinde Menschen, die das neue taktile Leitsystem in der Freisinger Innenstadt nutzen möchten. Die Stadt appelliert daher an alle Mitbürger, "einen Beitrag zum Gelingen des erarbeiteten Orientierungssystems zu leisten und den Korridor freizuhalten", so heißt es in einem aktuellen Informationsflyer zur Barrierefreiheit.

Die Orientierungsspur für Sehbehinderte ist als Teil der Innenstadt-Erneuerung in den ersten fertiggestellten Bauabschnitten umgesetzt worden. Sie beginnt in der Unteren Hauptstraße auf Höhe der Amtsgerichtsgasse und verläuft dort sowohl auf der linken als auch auf der rechten Straßenseite. Die General-von-Nagel-Straße und die Heiliggeistgasse verfügen ebenfalls über das Leitsystem.

Erkennbar ist die barrierefreie Spur an den breiten Steinen, die einen Weg andeuten und im Kontrast zu den quadratischen Natursteinen stehen, sowie an der 1,5 Zentimeter hohen Leitkante. In Abständen heben dunkelfarbige Bojensteine aus gebrochenem Naturstein das Leitsystem zusätzlich ab. An den Straßeneinmündungen stoppt die Spurführung, um möglichen Querungsverkehr zu signalisieren. Danach führt das Leitsystem wieder weiter

Doch bei einem Gang durch die Stadt wird schnell klar: Die Hindernisse für sehbehinderte Menschen sind zahlreich. Ein großes Problem stellen beispielsweise die Fahrradabstellvorrichtungen dar. Sie stehen oft nah an der Leitspur, die abgestellten Fahrräder ragen deshalb häufig über den 80 Zentimeter breiten Korridor hinaus und stehen dann auf der Leitspur. Dieser zusätzliche Korridor links und rechts von der Orientierungsspur soll die Nutzung für Personen, die auf einen Blindenstock angewiesen sind, für Links- wie Rechtshänder ermöglichen. Auch Autos und Transporter blockieren oft das Leitsystem, da viele Fahrer gewohnheitsmäßig am Rand parken, aber dort weder die Leitspur noch den Korridor beachten.

In der Heiliggeistgasse scheint der Weg für Sehbehinderte dagegen frei zu sein. Der entscheidende Unterschied liegt an der Lage der Orientierungsspur: Diese verläuft hier mittig. Parkende Autos können also wie gewohnt am Rand stehen, ohne die Leitspur zu behindern.

Zudem schränken auch Sitzplätze angrenzender Cafés und Werbetafeln die Benutzbarkeit des Leitsystems an manchen Stellen ein. Der Informationsflyer zur Barrierefreiheit solle mit einer umfassenden Darstellung des Leitsystems zum besseren Verständnis beitragen, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Freundliche Hinweise an Uninformierte über die Bedeutung des Orientierungssystems seien erwünscht.

Der Informationsflyer ist online im Internet einsehbar (www.innenstadt.freising.de) und zum Mitnehmen erhältlich im Bürgerbüro, in der Touristinformation, der Stadtbibliothek und im Büro der Aktiven City.

© SZ vom 24.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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