Überraschung für Pächter:Geschacher um den Schafhof

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Eine Kündigung gab es nicht und doch suchte der Bezirk von Oberbayern einen neuen Pächter für das Künstlerhaus. Dieser sollte den Schafhof schon Anfang 2016 übernehmen. Eine Behörde in Erklärungsnot.

Von Christian Gschwendtner, Freising

Eigentlich ist das Künstlerhaus Schafhof ein Ort der Idylle. Es liegt beschaulich am Freisinger Stadtrand, dort wo die Wippenhauser Straße ausfranst und die Wiesenlandschaft anfängt. Mit der Ruhe auf dem Hügel ist es aber vorerst vorbei. Im Schafhof hängt der Haussegen schief. Auslöser für den Streit ist eine eigentümliche Ausschreibung des Bezirks von Oberbayern, dem das Künstlerhaus gehört.

Bereits im vergangenen Herbst suchte die Behörde per Zeitungsannonce nach einem neuen Pächter für das Café am Schafhof. Gastronomen mit Interesse für das "beliebte Ausflugsziel" waren aufgerufen, bis Mitte November eine Bewerbung einzureichen. Das Verwirrende an der Sache: weder die aktuellen Pächter, noch der Bezirk von Oberbayern hatten vorher eine Kündigung eingereicht. Der aktuelle Pachtvertrag läuft noch bis mindestens Ende April 2017. Der neue Pächter sollte aber schon Anfang dieses Jahres im Schafhof starten.

Nur einer der Pächter wollte aufhören

Auf Eigentümerseite hatte man es offenbar versäumt, die jetzige Zusammenarbeit frühzeitig zu beenden. Seitens des derzeitigen Pächtertrios spielte einzig Dino Corda im Frühsommer 2015 mit dem Gedanken aufzuhören. Aus persönlichen Gründen, wie er sagt. Seine beiden Geschäftskompagnons, Andreas Eckert und Matthias Franck, wollten hingegen auf jeden Fall weiter machen. Die drei Pächter Corda, Eckert und Franck betreiben das Café im Schafhof gemeinsam als Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts (GbR). Eine Kündigung hätte deshalb nur einvernehmlich erfolgen können. Sie sei aber gar nicht zur Debatte gestanden, heißt es aus dem Pächterumfeld. Franck und Eckert hätten notfalls auch ohne Corda weitergemacht.

Der Bezirk Oberbayern sieht die Dinge anders. Äußerungen aus genau jenem Pächterkreis hätten auf eine vorzeitige Beendigung des Pachtverhältnisses hingedeutet, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Aus Sicht des Bezirks offenbar Grund genug, um den Schafhof umgehend neu auszuschreiben.

Künstlerhausleiter Eike Berg soll für das Schlamassel mitverantwortlich sein

Die eigentliche Misere begann aber erst im Oktober 2015, nach dem Start der wohl unrechtmäßigen Ausschreibung. Nach Angaben des Bezirks gingen insgesamt acht Bewerbungen für das Café ein. Auch Franck und Eckert meldeten ihr Interesse an. Dem Vernehmen nach sind ihnen sehr gute Chancen eingeräumt worden. Der Bezirk hatte ihre Arbeit gewürdigt und dieses Lob am vergangenen Donnerstag noch einmal ausdrücklich wiederholt.

"Hätte es diese Signale nicht gegeben, hätten sich die beiden nie auf ihr eigenes Lokal beworben", heißt es aus dem Dunstkreis von Frank und Eckert. Aus der Pro-Forma-Ausschreibung wurde aber nichts. Stattdessen lief die Suche nach einem Nachfolgepächter ziemlich aus dem Ruder. Cafébesucher berichten von "dubiosen Gestalten", die am Schafhof aufkreuzten, mit Geldbündeln in der Hand - sie wollten das Café offenbar gleich auf der Stelle kaufen. Ein seriöser Bewerber um den Schafhof sagt im Nachhinein: "Da ist einiges sehr komisch abgelaufen."

"Muskat Catering Partyservice" als Favorit

Zum Jahreswechsel soll sich dann die Firma "Muskat Catering Partyservice" zusehends als Favorit herauskristallisiert haben. Der Bezirk Oberbayern streitet jedoch ab, ihr einen inoffiziellen Zuschlag gegeben zu haben. Zu diesem Zeitpunkt war auch längst klar, dass Corda, Franck und Eckert an ihrem bis 2017 laufenden Pachtvertrag festhalten. Einen Aufhebungsvertrag, wie von Eike Berg, dem künstlerischen Leiter des Schafhofs und Vertreter des Bezirks Oberbayern, ins Spiel gebracht, wird es vorerst nicht geben. Dafür müsste man auch erst einmal eine Einigung über die Ablöse des Café-Inventars erzielen, wonach es im Moment nicht aussieht.

Es scheint zudem, als sei der Vertreter des Bezirks, Künstlerhausleiter Eike Berg, für den Ausschreibungsschlamassel mitverantwortlich. Zumindest erheben die Anwälte der Pächter nun massive Vorwürfe gegen Berg, ein entsprechendes Schreiben liegt der Redaktion vor. Berg selber will nun aber nach vorne blicken und hofft, dass bald wieder Ruhe auf dem Schafhof einkehrt. Er arbeitet bereits am Kunstprogramm für 2017.

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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