"Splash im Fresch":Haltung zeigen bei der "Schmalen Katze"

Lesezeit: 4 min

"Splash im Fresch" wurde zu einem echten Spektakel im Freisinger Freibad. (Foto: Marco Einfeldt)

Sprungtechnik, Landung, Höhe der Wasserspritzer und Kreativität: Beim "Splash Diving" muss man vieles beachten. Am Sonntag begeistert das Nationalteam die Badegäste im "Fresch" mit seinem Können. Der Trainer des Teams erklärt, warum man diese Sportart durchaus ernst nehmen sollte und warum Scheitern so wichtig ist.

Von Lena Meyer, Freising

Was gibt es Schöneres, als den Sommer in einem Schwimmbad zu verbringen? Im kühlen Nass lassen sich die fegefeuerverdächtigen Temperaturen durchaus aushalten, der Weg zum nächsten Eis ist auch nicht weit. Wie ein Teppich aus flüssigen Edelsteinen leuchtet die Wasseroberfläche. Doch plötzlich: Ein Klatschen, dicht gefolgt von einer meterhohen Fontäne, die funkelnde Wasserspritzer in die Luft schleudert. Staunen, beeindruckendes Nicken und begeisterte Rufe. Eines steht fest: Bombastisch war dieser Tage nicht nur das Wetter. Am Sonntag, konnten Besucher und Besucherinnen des Schwimmbads Fresch Zeuge eines wahrhaft explosiven Spektakels werden: dem "Arschbomben"-Wettbewerb. Badegäste jeden Alters waren eingeladen, an dem "Splash im Fresch"-Wettkampf teilzunehmen und ihre Künste zu demonstrieren. Der Jüngste von ihnen war vier Jahre alt. Gekürt sollten diejenigen werden, die mit Sprungtechnik, Landung, Höhe der Wasserspritzer und Kreativität hervorstachen. Begleitet wurde das Event von dem Radiosender Top FM.

Der Sommer ist gut verlaufen für das "Fresch". (Foto: Marco Einfeldt)
Bewertet wird nach Sprungtechnik, Landung, Höhe der Wasserspritzer und Kreativität. (Foto: Marco Einfeldt)
Ganz wichtig: Die Höhe der Wasserspritzer, hier perfekt demonstriert von Alexander Schröder. (Foto: Marco Einfeldt)

Zugegeben, die Sportart "Arschbombe" scheint doch recht unbekannt und sorgt für ein amüsiertes Schmunzeln. Tatsächlich wurde sie aber 2004 gegründet und 2006 durch Professor Wolfgang Buskies von der Universität Bayreuth als offizielle Sportart anerkannt. Der Name jedoch wurde zu Splash Diving geändert - "Arschbombe" ließ sich international weder gut aussprechen noch erklären. Seit dieser Zeit jedenfalls gibt es eine Nationalmannschaft im "Splash Diving".

"Wir reden nicht über Schmerzen, sondern über Wohlweh"

Diese eröffnete, angereist mit ihrem Trainer Oliver Hillebrecht, den Wettkampf und ließ es ordentlich platschen. Akrobatische Sprünge, teilweise unter Einsatz eines Trampolins und hohe Wasserfontänen - die Nationalmannschaft stellte ihr Können unter Beweis. Wer dabei denkt, es gebe nur die eine Variante der "Arschbombe", der irrt: Chair, Anker, Brett, offenes Brett, schmale Katze - insgesamt gibt es 13 offizielle Sprünge, wie Oliver Hillebrecht erklärte und eine Tafel mit entsprechenden Abbildungen zeigte. Und die Profis beherrschen sie alle. So demonstrierten sie nicht nur Körperspannung, sondern auch Präzision und "lehrbuchmäßige Sprünge". "Guck dir das Wasser an, Wahnsinn!", raunte es andächtig durch das Schwimmbad.

Haltung ist alles beim "Splashdiving". (Foto: Marco Einfeldt)
Lässig auftauchen natürlich auch. (Foto: Marco Einfeldt)
Das Publikum war begeistert. (Foto: Marco Einfeldt)

"Das muss doch weh tun!", kommentierte eine Zuschauerin, als die einzelnen Körper mit lautem Klatschen auf der Wasseroberfläche landeten. Mitleidige Rufe aus der Menge gaben ihr Recht - angesichts des Aufpralls scheinen Schmerzen garantiert zu sein. Besonders wenn man bedenkt, dass professionelle Splash Diver aus einer Höhe von zehn bis 27 Metern springen. Oliver Hillebrecht jedoch verwies auf das spezielle Training: Der größte Teil davon würde aus Übungen auf dem Trockenen bestehen und unter anderem Gymnastik, Akrobatik und Ballett beinhalten. Das "Splashen", das Springen in das Wasser, würde nur einen geringen Anteil des Trainings ausmachen. Dennoch bestehe ein gewisses Restrisiko an Verletzungsgefahr. "Wir reden nicht über Schmerzen, sondern über Wohlweh", lachte Hillebrecht.

Von ganz oben ging's nach unten. (Foto: Marco Einfeldt)

Um die perfekte "Arschbombe" zu kreieren, wurde allen Teilnehmendes des Events ein Workshop von professionellen Splash Divern angeboten. Einer von ihnen ist Benedikt Dallwitzer. Eigentlich fing er als Turmspringer an, nun ist er seit zehneinhalb Jahren ein Splash Diver, unter anderem weil er "freier springen wollte". Am Sonntag half er Teilnehmenden des Wettbewerbs, die richtige Körperhaltung einzunehmen. Einige von ihnen hatten sich einen Lerneffekt gewünscht, der eintreten sollte: Die Tipps und Techniken, die Dallwitzer und seine Kollegen präsentierten, wurden begeistert aufgenommen und umgesetzt, als es hieß: "Zeig uns deine Arschbombe".

Den Worten sollten hohe Wasserfontänen und jubelnde Rufe folgen. Unter Applaus demonstrierten die Teilnehmenden des Wettkampfs ihr Können. So sprangen sie teilweise mit klassischen "Arschbomben", teilweise mit eben erlernten neuen Sprüngen aus ein, drei und fünf Metern Höhe.

Splash Diving hilft, Scheitern zu lernen

Ob Handstand auf dem Brett, mehrfache Salti oder einem Kopfsprung rückwärts - der Kreativität und Akrobatik der Teilnehmenden war kein Limit gesetzt und wurde mit jubelnden Rufen belohnt. Diese steigerten sich, sobald die Jury-Mitglieder ihre Punkte in die Höhe hoben und der Menge präsentierten. Unter anderem wurden Sprungtechnik, Landung, Höhe der Wasserspritzer und Kreativität bewertet. Dabei stellte die Note zehn die beste Leistung, die Note null die schlechteste dar. Diese sollte vergeben werden, falls Sprünge misslingen sollten. Jedoch merkte Hillebrecht an, dass Scheitern das "täglich Brot" eines jeden Splash Divers wäre. Es sei normal, wenn Sprünge misslingen würden, das komme vor.

Umso wichtiger ist es dem Trainer, diese Botschaft Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Er möchte einen "Impuls setzen", mit Splash Diving zu beginnen, da dieser Sport dazu leite, "das Scheitern zu lernen", so Hillebrecht. Das hätte einen wichtigen pädagogischen Wert für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und würde sie in vielen Situationen stärken.

Der Sommer war lang und heiß, das wirkt sich auch auf die Besucherzahlen im Freisinger Kombibad "Fresch" aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Von gescheiterten Sprüngen konnte an diesem Tag jedoch keine Rede sein. Trainer Oliver Hillebrecht zeigte sich beeindruckt von den verschiedenen Leistungen der Kandidaten und Kandidatinnen. Auch das Publikum zeigte sich begeistert und lobte unter anderem die kreativen Sprünge. "Ich finde, alle haben das toll gemacht. Jeder hat seine Technik", bemerkte eine Zuschauerin. Besonders beeindruckt schien die Menge von Ramona Homm, die einen Handstand auf dem Rand des Sprungbrettes demonstrierte, bevor sie in das kühle Nass sprang. "Ich habs beim Turmspringen gesehen und habe gedacht, das kann ich auch", sagte sie. Am Ende des Events wurde das finale Springen ausgetragen. Die Siegerinnen und Sieger erhielten Pokale und die sogenannten "Fresch" -Wundertüten, gefüllt mit Gutscheinen.

Von dem Event schienen viele Badegäste positiv überrascht, von der Sportart hatten allerdings die wenigsten gehört. "Ich habe so was noch nie gesehen", kommentierte ein Zuschauer. Splash Diver allerdings sehe man häufiger, so Oliver Hillebrecht. Sie wären des Öfteren Stunt-Doubles für Schauspielende in verschiedenen Filmen und würden Sprünge aus der Höhe darstellen. Die Sportart sei sehr männerdominiert, moniert Hillebrecht. Ihn würde es freuen, wenn mehr Frauen vertreten wären. Um sich für das Team zu qualifizieren, müssten Interessentinnen und Interessenten "mindestens Doppelsalto und Schraube" beherrschen können, sagt Hillebrecht. Doch auch soziale Kompetenzen wie "Teamfähigkeit und soziale Empathie." Das Nationalteam tritt am Sonntag, 31. Juli, in der Fernsehsendung Freizeit und am Sonntag, 7. August, live im ZDF Fernsehgarten auf.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: