Feuerwehren im Landkreis:"Das ist nicht mehr normal"

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Immer wieder musste die Feuerwehr in den vergangenen Tagen ausrücken. (Foto: Freiwillige Feuerwehr Moosburg)

Die zahlreichen Unwettereinsätze der vergangenen Tage waren auch beim zweiten Sommergespräch mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Florian Herrmann Thema. Die Rettungskräfte beschreiben die Einsätze als kräftezehrend und psychisch belastend.

Von Victoria Hehle, Freising

Beim zweiten Sommergespräch mit Staatsminister Florian Herrmann, CSU, drehte sich im Weihenstephaner Braustüberl alles um die zahlreichen Unwettereinsätze, mit denen die Feuerwehren im Landkreis Freising zu kämpfen hatten. "Das ist nicht mehr normal", meint Kreisbrandrat Manfred Danner im Bezug auf die Schlammfluten.

Die Einsätze seien für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute sehr kräftezehrend und auch psychisch belastend, da sie die Betroffenen meist persönlich kennen. Er befürchtet, dass sich solche Extremwetterlagen in der Zukunft häufen werden. Dementsprechend müsse sich die Feuerwehr besser darauf vorbereiten.

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In Freising besitze man zwar Hilfsmittel wie Sandsäcke oder Notdächer, doch derzeit werde das Material quer im Landkreis verteilt gelagert. Im Ernstfall müsse man schnell und einheitlich darauf zugreifen können, meint Danner. Als Lösung sieht er den Bau eines Zentrallagers für die Freisinger Feuerwehren. Dieses soll ohnehin Teil des geplanten Katastrophenschutzzentrums werden, das am Kammermüllerhof zwischen Freising und Flughafen entstehen soll. Das Zentrum könne einerseits als Lager dienen, andererseits auch Platz bieten, um Menschen im Katastrophenfall unterzubringen, erklärt der Kreisbrandrat. Auch eine Ausbildungsstätte soll auf dem Gelände Platz finden.

Momentan befindet sich das Großprojekt noch in der Planungsphase

Momentan befindet sich das Großprojekt allerdings noch in der Planungsphase und auch die Finanzierung ist offen. So sollen die geschätzten Kosten von 33 Millionen Euro mehrheitlich vom Landkreis Freising getragen werden. Der Freistaat hingegen würde nur die Stellplätze der Fahrzeuge bezahlen. Da der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann aber im Juli angekündigt hatte, in jedem Regierungsbezirk ein überregionales Katastrophenschutzlager errichten zu wollen, schlägt Kreisbrandrat Danner vor, jenes für Oberbayern in Freising umzusetzen. Das Lager könne dann von Hilfsorganisationen landkreisübergreifend genutzt werden und würde primär vom Land finanziert werden.

Positive Nachrichten kann Kreisjugendwart Roman Bittrich zum Thema Nachwuchs bei der Feuerwehr beitragen. Nach dem coronabedingten Tief gebe es nun wieder mehr jugendliche Beteiligung. Erst in der vergangenen Woche habe man außerdem eine Premiere gefeiert und die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis Freising gegründet. Die Feuerwehr in Pfrombach und Aich bietet nun auch ein Angebot für Sechs- bis Zwölfjährige an, bei dem sie spielerisch an Feuer und Wasser herangeführt werden.

Ziel ist es, durch die frühe Eingliederung in die Feuerwehr längerfristig für Nachfolger zu sorgen. "Die Herausforderung ist es nur, das man zwölf Jahre überbrücken muss, bis die Kinder tatsächlich zum ersten Mal ausrücken dürfen", überlegt Bittrich. Man wolle daher für unterschiedliche Altersgruppen auch unterschiedliche Programme anbieten.

Vor neuen Herausforderungen stehe die Feuerwehr in Neufahrn, berichtet Kreisbrandrat Manfred Danner. Dort hat die Medizintechnikfirma ITM eine neue Produktionsstätte in Betrieb genommen und stellt dort Lutetium-177 her. Der Stoff ist radioaktiv und dient zur Bestrahlung von Tumoren. Für das Team der örtlichen Feuerwehr war es deshalb notwendig, eine Zusatzschulung zu Radioaktivität belegen. "Man muss den Einsatzkräften die Angst davor nehmen", meint Danner.

Smartphones als Fehlalarm-Auslöser

Generell seien Einsätze mit Gefahrengut weniger geworden, freut sich Helmut Schmid, der Kreisbrandinspektor für den Süden Freisings. Auch Großbrände hätten sich vermindert, stattdessen werde die Feuerwehr nun eher zu Kleineinsätzen gerufen. Stadtbrandinspektor Oliver Sturde sieht den Grund bei strengeren Auflagen: "Die Heimrauchmelderpflicht hat viele Schäden minimiert." Ein vermeintliches Präventionstool, das bei der Feuerwehr hingegen für Ärger sorgt, ist der automatische Notruf.

Diese Funktion ist bei modernen Smartphones oder Fitnessuhren inkludiert und soll bei Unfällen selbstständig die Notrufzentrale alarmieren. In vielen Fällen geht das aber nach hinten los. "Wir wurden zu einem Unfall auf der Autobahn gerufen. Gefunden haben wir nur ein Auto, das am Pannenstreifen stand", erzählt Helmut Schmid. Die Insassen seien stehengeblieben, weil sie ihr Smartphone auf dem Autodach vergessen hätten. Das Handy habe durch die Erschütterung automatisch den Notruf abgesetzt.

Wenn der Alarm auf der Autobahn tatsächlich kein Fehlalarm ist, hat die Freisinger Feuerwehr allerdings mit anderen Problemen zu kämpfen. "Zuerst erfolgt bei unseren Einsätzen die Personenrettung. Dann verständigt die Polizei einen Abschleppdienst", berichtet Helmut Schmid. Dabei komme es in letzter Zeit immer zu langen Wartezeiten, da die Polizeileitstelle nicht immer den nächstgelegenen Abschleppdienst anfrage.

Für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute bedeutet das ein längerer Dienst, da sie die Unfallstelle bis dahin absichern müssen. "Das ist frustrierend für unsere Einsatzkräfte", meint Schmid. Außerdem würde durch die Wartezeit Stau entstehen und die Gefahr von Auffahrunfällen erhöhe sich dadurch.

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