Sternsingeraktion 2023:Nachwuchsprobleme bei denen, die den Segen bringen sollen

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Empfang für die Sternsinger mit Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig, Hauptamtsleiter Rupert Widmann und den Königen Valentin, Valentin und Jakob. (Foto: Johannes Simon)

Nach zwei Jahren Corona schwärmen in diesen Tagen die Sternsinger wieder aus und singen für den guten Zweck. So sammeln Geld sie für soziale Projekte. Doch immer weniger Kinder können sich dafür begeistern.

Von Pauline Held, Freising

Kinder, verkleidet als Caspar, Melchior und Balthasar, ziehen mit Stern, Krone und Kreide von Haus zu Haus: Nach zwei Jahren Corona schwärmen in diesen Tagen die Sternsinger wieder aus und singen für den guten Zweck. Der erste Stopp für die Freisinger Sternsinger der Pfarrei St. Georg: Der traditionelle Empfang im Rathaus. Am Dienstagvormittag begrüßte Bürgermeisterin Eva Bönig die kleinen Könige, die bis zum 5. Januar im Stadtgebiet unterwegs sein werden. In der Zwischenzeit kämpft die Pfarrei St. Georg zunehmend mit Nachwuchsproblemen, wie Edmund Krockauer weiß. Seit 23 Jahren kümmert er sich ehrenamtlich um die Sternsingeraktion in St. Georg: "Es werden immer weniger Kinder. In guten Zeiten hatten wir etwa 16 Gruppen, jetzt sind es zwischen zwölf und 14." Aufgrund der Corona-Pandemie fehlten ihm zwei Jahrgänge an potentiellen Sternsingern. Insgesamt 60 Kinder sind in diesem Jahr für St. Georg im Einsatz.

"Kinder stärken, Kinder schützen - in Indonesien und weltweit"

Unter dem Motto "Kinder stärken, Kinder schützen - in Indonesien und weltweit" ziehen in diesen Tagen tausende Sternsinger durch ihre Gemeinden und schreiben den Segen "20*C+M+B+23", was "Christus, segne dieses Haus heißt" mit Kreide an die Haustüren. Im Erzbistum München-Freising eröffnete Kardinal Reinhard Marx am 28. Dezember die Sternsingeraktion 2023. Rund 200 Kinder nahmen an der Aussendungsfeier in Bad Tölz teil. "Wir haben nach den Pandemie-Jahren erstmals wieder in Präsenz miteinander die Aussendung gefeiert, das war für alle Beteiligten etwas Besonderes", sagt Diözesanjugendpfarrer Richard Greul. "Manche Sternsinger waren zum ersten Mal dabei und waren ganz begeistert zu sehen, wie viele andere Kinder und Jugendliche mitmachen." In diesem Jahr sammeln sie Geld für die ALIT-Stiftung in Indonesien, die sich für Kinderrechte und Kinderschutz engagiert.

Kardinal Marx hat am 28. Dezember in Bad Tölz die 65. Sternsingeraktion eröffnet. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch in Moosburg sammeln die Kinder für den guten Zweck. Hier kommen die Sternsinger vom 2. bis zum 5. Januar zu den Einwohnern. Im Hintergrund laufen schon seit Wochen die Vorbereitungen in St. Kastulus: Das Pfarramt wählte ein geeignetes Projekt aus, das es in diesem Jahr finanziell unterstützen will. Dazu mussten ausreichend Kinder und Jugendliche aufgetrieben werden, die von Helfern geschminkt, verpflegt und gefahren werden müssen. Mit dem gesammelten Geld will St. Kastulus Kinder in Ghana unterstützen, genauer die Diözese Navrongo-Bolgatanga im Nordosten des Landes: "In der Region leben rund 80 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze", so Pastoralreferent Markus John. Viele leiden an Unterernährung und können keine Schule besuchen. Ein Hilfsprojekt führt mehrmals im Jahr Gesundheitschecks durch. Mit den Spenden will St. Kastulus dafür sorgen, dass das Hilfsprojekt in Zukunft noch mehr Kinder in Ghana ärztlich betreuen kann.

Auch in Erding fehlt der Nachwuchs

Wie in Freising hat die katholische Kirche auch in Erding Probleme, ausreichend Kinder und Jugendliche für die Aktion zu finden. Im Pfarrgebiet von St. Johannes sind am 6. und 7. Januar 15 Kinder unterwegs, im Pfarrverband Erding-Langengeisling sind es rund 40. "Der Trend zeigt: Es finden sich immer weniger Kinder, die Sternsinger sein wollen", sagt Gemeindeassistentin Christiane Görge. Durch Corona sei das Ganze in den vergangenen Jahren "massiv eingeschlafen", weshalb es schwierig ist, in diesem Jahr alles wieder auf Normalzustand hochzufahren. "Uns geht es nicht darum, ganz Erding zu bespielen. Die Kapazitäten haben wir nicht." Stattdessen konnten sich Bürger, die den Besuch der kleinen Könige wünschen, anmelden. Das taten allerdings nur zehn Haushalte. Am Dreikönigstag ziehen die Kinder Mittags los, davor sind alle zum Gottesdienst in St. Johannes geladen. "Sechs Erwachsene sind als Helfer involviert, die die Kinder auf ihrem Weg begleiten."

Die Gemeinde Dorfen hingegen hat kein Nachwuchsproblem. Öffnen die Bewohner hier ihre Haustüre, bietet sich ihnen ein ungewöhnlicher Anblick. Es sind die etwas anderen Sternsinger, die im Moment durch Dorfens Straßen ziehen: Erwachsene Männer singen mit tiefer Stimme Epiphanie-Lieder. Statt Sternsingern überbringen in Dorfen seit 1975 die Dreikönig-Sänger den Segen Gottes - und sind mit ihren 120 Mitgliedern gut aufgestellt.

Dreikönigs-Sänger in Dorfen

"Alle freuen sich, dass es nach so langer Zeit endlich wieder richtig losgehen kann", sagt Hans Baumgartner. Man kann ihn als Oberkönig von Dorfen bezeichnen, seit 1986 ist er bei der Gruppe dabei und organisiert jährlich die Strecke der Karawane, wie er die Dreikönig-Sänger nennt. Im Jahr 2023 müssen die mit der Zeit gehen und sind seit neuestem in den sozialen Netzwerken vertreten. Dort können die Einwohner die Route der Karawane einsehen, die zwischen dem 6. und 8. Januar durch Dorfen zieht. Am Dreikönigstag sieht man fünf Gruppen bestehend aus dem Sternträger, Caspar, Melchior und Balthasar durch die Straßen laufen, bepackt mit Gitarre, Flöte und Spendendose. "Wir gehen circa dreiviertel aller Straßen ab", erklärt Baumgartner. Wer die Dreikönig-Sänger unbedingt in seinem Haus begrüßen möchte, der konnte sich vorher anmelden.

In der Zwischenzeit hofft Hans Baumgartner, sein Spendenziel von 20 000 Euro auch 2023 zu erreichen. Mit dem Geld wollen die Sänger die Berufsausbildung minderjähriger Mütter in Ruanda unterstützen, die Ecuador-Hilfe in Obertaufenkirchen, Aids-Waisen in Zimbabwe sowie die Menschen in der Ukraine.

Die Corona-Pandemie überlagerte alles

Im Pfarrverband Isen ist die jährliche Spendensumme etwas niedriger: Rund 17 000 Euro kommen hier in der Regel zusammen. Doch in den vergangenen zwei Jahren überlagerte die Corona-Pandemie alles. Statt vor der Haustüre zu singen, legten die Sternsinger ihre Botschaft in die Briefkästen, dazu eine Spendenaufforderung. Etwa 10 000 Euro sind so zusammengekommen: "Das hat mich sehr überrascht", sagt Dekan Josef Kriechbaumer. 2023 ist wieder alles normal, vom 2. bis 8. Januar sind insgesamt 60 Sternsinger im Pfarrverband unterwegs. Etwa 30 Haushalte kündigten bereits an, dass sie den Besuch der kleinen Könige wünschen: "Bei insgesamt 5500 Katholiken in unserem Pfarrgebiet ist das nicht viel", so Kriechbaumer. Jedoch könnten die Sternsinger in der einen Woche ohnehin fast alle Straßen abdecken, weshalb eine Anmeldung nicht erforderlich sei.

Anders ist das im Pfarrverband Wartenberg. Hier gilt seit diesem Jahr: Wer will, dass die Sternsinger am Dreikönigstag an der Haustüre singen, der muss sich vorab anmelden. Denn insbesondere in der Nachbargemeinde Langenpreising, die zum Pfarrverband zählt, fehlt es an ausreichend Kindern, um alle Straßen abzulaufen. Stand letzter Woche haben sich in Langenpreising 60 Familien angemeldet, Pfarrsekretärin Brigitte Beibl rechnet noch mit mehr Zulauf.

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