Digitale Betrugsmaschen:Völlig lebensfremde Situationen vortäuschen

Lesezeit: 2 min

Die Polizei warnt immer wieder vor dreisten Trickbetrügern. (Foto: Claus Schunk)

Auf perfide Art und Weise versuchen Betrüger, Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Immer öfter nehmen sie Kontakt über Messenger-Dienste auf und geben sich als Angehörige in Notlagen aus. Viele Betroffene schämen sich danach, reingelegt worden zu sein.

Von Paula Dick, Freising

"Hallo Mama, mein Handy ist kaputt gegangen. Hier meine neue Nummer. Die alte Nummer kannst du löschen." So oder so ähnlich sehen nach Informationen der Polizei zu Beginn viele der digitalen Tricks aus, die auf perfide Art und Weise den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen sollen. Die Betrugsmasche war auch beim jüngsten Sommergespräch des Freisinger CSU- Landtagsabgeordneten Florian Herrmann mit Vertretern der Polizei in der Region im Weihenstephaner Bräustüberl Thema. Einhellig wurde beklagt, dass die Zahl der Fälle erheblich sei.

Unbekannte Täter nehmen immer öfter Kontakt über Messenger-Dienste auf und geben sich als Angehörige aus. Dabei, so die Polizei weiter, werde regelmäßig angegeben, dass die angezeigte Rufnummer die neue Erreichbarkeit der Angehörigen sei. Im Anschluss werde die Überweisung von Geldbeträgen erbeten, da man sich in einer Notlage befinde oder aktuell selbst keine Überweisungen vornehmen könne.

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Die Betroffenen, so Thomas Weber von der Kriminalpolizei Erding, seien zum Großteil zwischen 50 und 80 Jahre alt. Die Mehrheit jedoch liege in der Spanne von 60- bis 70-Jährigen. "Im Grunde sind die Situationen, die die Betrüger in solchen Fällen vorgeben, völlig lebensfremd", meint Weber. Die häufig vorkommenden Geschichten einer Kaution, die bezahlt werden müsse oder einer Not-Operation infolge eines Unfalls, seien eigentlich leicht durchschaubar. Erfolgreich sind die Täter vor allem durch den Druck, den sie auf die Menschen per Nachricht oder Telefon ausüben. Viele Betroffene sind dann so verängstigt, dass sie den Betrügern ins Netz gehen.

Auch die Folgen einer solchen Tat sind mitunter für Betroffene gravierend. Manche sind danach so verängstigt, dass sie auch tatsächlichen Polizeibeamten nicht mehr die Tür öffnen wollen. Immer wieder übergeben Opfer ihr gesamtes Erspartes. Viele Betroffene begeben sich anschließend in psychologische Behandlung, weil der tiefe Schock sie noch lange begleitet. Viele schämen sich zudem, reingelegt worden zu sein.

Die Polizei rät dringend dazu, in solchen Fällen die angeblich alte Nummer zu kontaktieren, um Rücksprache zu den Angehörigen zu halten. Bei Unsicherheit über die Identität des vermeintlichen Angehörigen solle man sicherheitshalber die Polizei kontaktieren. Überweisungen solle man zudem niemals aufgrund von Chatverläufen tätigen. Was wie eine Binse klingt, scheint genug Erfolg zu generieren, um die Täter diese und ähnliche Betrugsmaschen in großem Stil durchführen zu lassen.

Maßnahmen zeigen Wirkung

Die gute Nachricht: Die groß angelegten Präventionsmaßnahmen der Polizei scheinen Wirkung zu zeigen. "Im Zeitraum vom Januar bis Ende Juli 2023 konnte die Anzahl der vollendeten Taten, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, um mehr als 60 Prozent reduziert werden", so das Polizeipräsidium Oberbayern Nord, das auch für die Landkreise Freising und Erding zuständig ist. Doch das Problem sei mitnichten erledigt. So seien allein 2022 im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Oberbayern Nord mit den Phänomenen "Falsche Polizeibeamte" und "Enkeltrick" beziehungsweise Schockanruf bei 138 vollendeten Taten mehr als drei Millionen Euro von den Tätern erbeutet worden.

Für dieses Jahr ist bis einschließlich Juli eine Schadenssumme von mehr als 1,75 Millionen Euro zu verzeichnen. Weiterhin belaufen sich die versuchten Delikte auf bislang um die 4000, von denen knapp 300 Versuche erfolgreich waren. Allein der sogenannte "Messenger-Betrug" machte mit 230 Delikten einen Großteil der Straftaten aus.

Thomas Weber von der Kriminalpolizei in Erding will sich mit einer Trendvoraussage für das Jahr 2023 zurück halten. "Wenn überhaupt, so haben wir in diesem Jahr weniger Fälle, bei allerdings ähnlich großen Schadenssummen verzeichnet", sagt der Leiter der Kriminalpolizei. Die Devise bleibe daher dieselbe: Aufklärung und Prävention. Die Polizei appelliert dabei vor allem an das gesunde Misstrauen der Menschen. Doch die Maßnahmen wenden sich nicht nur an potentielle Opfer, sondern auch an Banken. "Wenn eine ältere Person vier bis sechsstellige Beträge abheben will, sollten die Mitarbeitenden stutzig werden und den Grund erfragen", meint Weber.

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