Nachhaltigkeit:"Am Kostbarsten ist die Energie, die wir einsparen"

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Stromkosten müssen zum Beispiel aus dem Bürgergeld bezahlt werden - jenen 502 Euro, die als Grundsicherung für Arbeitssuchende gedacht sind. (Foto: Rolf Kosecki/IMAGO)

Tobias Grießl von den Freisinger Stadtwerken erklärt, wie sich die Bürger und Bürgerinnen aktiv an der Energiewende beteiligen können

Von Lena Meyer, Freising

Die Energiekrise und die stetig wachsende Inflation in Europa lassen die Preise deutlich ansteigen, besonders die Energiepreise. Dabei kann schon mit kleinen Maßnahmen Energie eingespart werden - das wiederum schone nicht nur den Geldbeutel, sondern sei auch gut fürs Klima, weiß Tobias Grießl von den Freisinger Stadtwerken. In einem Fachvortrag gibt er einen Überblick und praktische Tipps, mit denen der individuelle Energieverbrauch gesenkt werden kann.

"Am Kostbarsten ist die Energie, die wir einsparen" - das steht für Grießl fest. Denn das, was durch Einsparungen übrig bleibe, könne durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Und das sei wiederum gut für das Klima. Dafür müsse man allerdings nicht anfangen, das Nudelwasser aufzufangen, um es für den späteren Kaffee zu nutzen oder die Heizung überhaupt nicht mehr aufzudrehen. Diese großen Einschränkungen sieht Grießl als übertrieben an. "Man kann auch mit kleinen Sachen Energie sparen" - davon ist der Mitarbeiter bei den Freisinger Stadtwerken überzeugt.

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Organisiert wurde sein Vortrag innerhalb der Nachhaltigkeitsreihe "Challenge accepted 2023" vom Katholischen Kreisbildungswerk Freising in Kooperation mit der Agenda21-Gruppe Energie und Klima. Im Zuge dieser Veranstaltungsreihe sollen die Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen und "selber Akteure werden", sagt Veronika Stegmann vom Katholischen Kreisbildungswerk.

Doch wo begegnen uns die größten Stromfresser im Haushalt? Wo wird die meiste Energie verbraucht? Eine einfache Frage für Grießl: Tatsächlich seien es gerade die Raumwärme und das Warmwasser, was am meisten Energie benötige. "Diese beiden Punkte machen 80 Prozent des Energieverbrauchs eines Privathaushalts aus." Die Beleuchtung hingegen gerade einmal ein Prozent. Schön und gut, es muss also etwas im Heizverhalten der Räume und des Wassers verändert werden. Natürlich bewähren sich hierbei alte Tipps: Türen zwischen den Zimmern schließen, undichte Fenster wieder intakt bringen.

Tobias Grießl von den Freisinger Stadtwerken. (Foto: Johannes Simon)

Das ist bekannt. Ebenso sollten die Heizkörper nicht abgedeckt werden, "sonst können sie nicht richtig zirkulieren", sagt der Experte und verweist zusätzlich darauf, dass Heizungen herunter gedreht werden sollten, bis alle Räume in etwa die selbe Temperatur aufzeigten. Zudem sollten Heizkörper nicht sofort auf Stufe fünf gedreht werden, in der Hoffnung, dass dadurch das Zimmer schneller wärmer werden würde. Das sei Unsinn. Denn auf die höchste Stufe gedreht, würde das System sofort auf das absolute Heizniveau fahren - und das verbrauche schlicht mehr Energie.

Hinzu komme dann noch das richtige Lüften. "Es gibt sogar eine Norm dazu, wie man richtig lüftet", weiß Grießl. Und hierbei gilt - Fenster weit auf, während die Heizung natürlich abgestellt sein sollte. Ganze vier bis fünf Mal sollte dieser Vorgang pro Tag unternommen werden, jeweils für fünf bis zehn Minuten. "Allein durch das richtige Heizen und Lüften können 500 Euro im Jahr eingespart werden", so Grießl.

Wer nicht so lange duscht, spart Geld

Ähnlich schonend für den Geldbeutel sei es, die Duschzeit zu reduzieren. Fünf statt zehn Minuten könnten dabei schon einen Unterschied machen - oder aber, man verwendet dann doch den Waschlappen. Als ebenfalls sinnvoll sieht Grießl den Kauf von wassersparenden Duschköpfen und Armaturen, die mit Luftverwirbelungen arbeiten. Dabei werde Wasser mit Luft angereichert, was den Wasserverbrauch senke. "Das wird immer mehr kommen", sagt Grießl überzeugt. Solche Duschköpfe seien bereits kostengünstig zu haben. Ebenso sinnvoll sei es natürlich, das Wasser nicht sinnlos laufen zu lassen. "Man muss bei manchen Sachen einfach sensibler werden."

Das gilt auch für elektronische Geräte. Denn selbst im Stand-By Modus verbrauchen diese Strom. "Diese Geräte warten immer darauf, genutzt zu werden. Das verbraucht Energie." So könne ein DVD-Player im Leerlauf beispielsweise gut 126,5 Kilowattstunden verbrauchen. "Das kann bis zu 55 Euro im Jahr ausmachen."

"Wir schaffen die Energiewende nicht, wenn wir immer mehr Energie benötigen."

Und ja, man sieht es: ein kaltes, blaues Flimmern in der Dunkelheit, das an Irrlichter erinnert. Tatsächlich steigt der Bedarf an technischen Geräten immer mehr und mit ihm der Energiebedarf. Ein kritischer Aspekt für Tobias Grießl. "Wir schaffen die Energiewende nicht, wenn wir immer mehr Energie benötigen", mahnt er. Dazu gehören teilweise raumhohe Kühlschränke oder aber eben mehrere technische Geräte, die im Leerlauf Strom verbrauchen - darauf wartend, das jemand den Knopf drückt. Was also tun? Eben ab und zu mal den Stecker ziehen. Oder auch auf manche elektronische Geräte verzichten, die man nicht unbedingt braucht, findet Veronika Stegmann. "Ich brauche kein Gerät, das für mich den Teig knetet. Das kann ich auch mal selber machen", sagt sie.

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