Rettung des "Abseits":Ein Profi soll helfen

Lesezeit: 2 min

Auch wenn die Stadt über den Kauf der Immobilie noch entscheiden muss, plant der Verein, der die Kultkneipe erhalten möchte, bereits in die Zukunft.

Von Petra Schnirch, Freising

Noch ist unklar, ob sich der Stadtrat am 27. Juli für oder gegen einen Kauf des "Abseits" entscheiden wird. Wie die Abstimmung ausgehen wird, "ist schwer einzuschätzen", sagt Norbert Bürger, Vorsitzender des Vereins zur Rettung der Neustifter Kultkneipe am Herrenweg. Dennoch hofft der nach wie vor auf einen positiven Ausgang und plant schon einmal weiter. Der Verein will für die Bauphase einen Projektmanager einstellen, der das Ganze voranbringen soll und sich um Finanzierung, Renovierung und Fördermöglichkeiten kümmert. "Man gewinnt immer, wenn da ein Profi sitzt", sagt Bürger. Vorgesehen ist eine Ganztagsstelle.

Einen Fördertopf hat der Abseits-Verein bereits ins Auge gefasst: Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt unter der Überschrift "Landkultur" Vorhaben im ländlichen Raum, darunter fallen laut Bürger auch die Stadt und der Landkreis Freising. Die Kriterien würden alle "optimal erfüllt". Auch die Stelle eines Projektmanagers könnte auf diese Weises gefördert werden. Sollte das Abseits als bundesweites "Leuchtturmprojekt" ausgewählt werden, könnte davon auch die Stadt Freising als Kooperationspartnerin profitieren, sagt Bürger. Die Stadt soll, so der Vorschlag des Vereins, über den demnächst abgestimmt wird, das Areal kaufen und ihm auf Erbpachtbasis zur Verfügung stellen, bisheriger Eigentümer ist Guy Graf von Moy.

Auch für die Nutzung des ersten Stocks im Hauptgebäude hat der Verein bereits eine Idee. Dort könnte ein "Coworking-Space" eingerichtet werden, schildert Norbert Bürger. Leute, die in kreativen Berufen tätig sind, könnten dort dann Schreibtische mieten. An anderen Orten funktioniere dies gut, die Erfahrung zeige, dass sich die Beteiligten "gegenseitig inspirieren". Interessenten gibt es laut Bürger schon, darunter sind ein Grafiker und ein Historiker, der in alten Dokumenten forscht.

Bei der Renovierung will der Verein viel Eigenleistung einbringen. "Im Abseits-Kreis sind alle Berufe vertreten." Mehr als 70 Handwerker hätten ihre Mithilfe schon zugesagt. Der Verein selbst zählt derzeit etwa 25o Mitglieder. Seit der Schließung der sanierungsbedürftigen Kneipe Ende 2015 wegen Brandschutzmängeln kämpfen Freunde des Abseits dafür, dass es wiedereröffnet werden kann und nicht abgerissen wird. Der Verein will den Kulturbetrieb dann ausbauen. Sowohl im Saal des Hauptgebäudes als auch im Eiskeller sollen Konzerte, Kabarett, Kleinkunst, Theateraufführungen, Ausstellungen oder Lesungen und Poetry Slams stattfinden, wie es in der Projektbeschreibung heißt. Den Eiskeller könnten auch Vereine nutzen.

Das Finanzierungsmodell des Abseits e. V. setzt einen Erbpachtzins von zwei Prozent an, den er "vor dem Hintergrund des aktuellen Zinsniveaus sowie der mit dem Kulturbetrieb verbundenen kulturellen Aufwertung der Stadt Freising" für angemessen hält. Eine unbekannte Größe in dem Konzept ist der Kaufpreis. Sollte sich die Stadt mit Moy auf etwa 1,23 Millionen Euro einigen können, müsste der Verein unter Einrechnung der beim Erwerb anfallenden Nebenkosten etwa 26 000 Euro pro Jahr an Erbpachtzins bezahlen. Hinzu kämen Zinsen und Tilgung eines Bankdarlehens und eine Instandhaltungsrücklage. Das Kulturzentrum müsste so etwa 75 000 Euro pro Jahr erwirtschaften.

Durch Pachteinnahmen der Kneipe sowie Mieteinnahmen im Haupt- und im Eiskellerhaus sowie die Vereinsbeiträge ist das laut Berechnung des Vereins aber machbar. Für die Renovierung von Kneipe und Kulturzentrum setzt er etwa 1,07 Millionen Euro an. Zieht man das Eigenkapital, die laut Verein zugesagte Förderung durch das Leader-Programm, weitere Zuschüsse und Eigenleistungen ab, ist demnach ein Bankdarlehen in Höhe von 637 000 Euro erforderlich.

Zunächst soll die Kneipe wiedereröffnet werden, hier rechnet der Verein mit acht Monaten für Voruntersuchungen, Genehmigung und Renovierung. Dann soll der Saal im Erdgeschoss an die Reihe kommen, er könnte fünf Monate später fertig sein, ein weiteres halbes Jahr danach könnte der Eiskellersaal zur Verfügung stehen - und den Wegfall des Asamsaals kompensieren. Anschließend soll das Obergeschoss renoviert werden.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: