Freising:Ein Buch, das Lust auf das Original weckt

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Auch die detailreich gestalteten Musiker der Janitscharen-Kapelle sind Teil der neapolitanischen Krippe. (Foto: Thomas Dashuber/Sieveking-Verlag)

"Buon Natale - Choreographie der neapolitanischen Weihnacht" zeigt die Schätze im Diözesanmuseum

Die großformatigen Bilder nehmen einen sofort gefangen. Versonnen, in sich ruhend betrachtet Maria ihr Kind, das rot-glänzende Haar sorgfältig gekämmt, darauf ein feiner Schleier. Josef dagegen wirkt eher angespannt und mustert den Säugling nachdenklich. Die kostbaren Gewänder, die sorgfältig modellierten Locken, die staunend aufgerissenen Augen eines Fischers, der die Szenerie beobachtet, das Netz noch über der Schulter - der Detailreichtum der Figuren fasziniert beim Durchblättern des neuen Buchs über die neapolitanische Krippe des Freisinger Diözesanmuseums. Und es macht Lust, die Originale mal wieder genauer zu betrachten.

Zwar ist das Museum sei mehr als zwei Jahren geschlossen. An diesem Wochenende aber ist anlässlich des Adventszaubers am Domberg zumindest das Erdgeschoss geöffnet. Auch Teile der Krippe sind dort zu sehen, der nun auch ein eigenes Buch mit dem Titel "Buon Natale - Choreographie der neapolitanischen Weihnacht" gewidmet ist.

Für alle, die das Museum auf dem Domberg schmerzlich vermissen, das aus Brandschutz-Gründen zumachen musste und wohl noch geraume Zeit geschlossen bleibt, mag das Buch ein Trost sein. Für das Museums-Team ohne Ausstellungsräume um Direktor Christoph Kürzeder war die schwierige Situation Anlass, die geplante Publikation über eines der Hauptwerke des Hauses zu beschleunigen. Die Figuren stammen überwiegend aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Gefertigt wurden sie vermutlich für einen hochrangigen Auftraggeber, womöglich sogar für den Königshof. Eine hochwertig gearbeitete Krippe zu besitzen, gehörte in der feinen Gesellschaft Neapels zum guten Ton. Das Freisinger Prunkstück besteht aus 135 menschlichen Figuren - damals keine Seltenheit. Hinzu kommen 65 Tiere, die allesamt so naturgetreu gearbeitet sind, dass sogar die Rasse der Kühe bestimmt werden kann. Seit 1986 ist die Krippe im Besitz des Diözesanmuseums.

Zu sehen war und ist sie seit der Schließung der Räume am Domberg nur selten, eben an diesem Wochenende und vor einem Jahr in einer Sonderausstellung über die Heiligen Drei Könige in Köln. Dafür ließ das Freisinger Museum sogar eine neue, etwa 30 Quadratmeter große Landschaft anfertigen. "In unglaublicher Hingabe und in vielen Nachtschichten" habe der junge Künstler Günter Wimmer aus Steinkirchen (Landkreis Erding) dies in "der unglaublichen Zeit von einem halben Jahr" bewerkstelligt, schildert die Freisinger Kunsthistorikerin Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus. Die neue Landschaft habe mehr Tiefe als die alte, dadurch kämen die nach Größe gestaffelten Figuren wieder besser zur Geltung. Vorbild seien bestehende Arbeiten in Neapel gewesen.

Obwohl es Anfragen gibt: Ausgeliehen werden soll die Krippe, eines der Hauptwerke des Diözesanmuseums, nicht mehr. Die Belastung für die fragilen, 250 Jahre alten Figuren wäre zu groß, sagt die Kunsthistorikerin. Deshalb lagern sie nun die meiste Zeit im Depot. Sie stehen auf eigens angeschafften Regalen, damit die kostbaren Gewänder nicht zerdrückt werden.

Gerade in Süddeutschland gibt es viele Krippenliebhaber, sagt Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus. So Krippen-verrückt wie die Neapolitaner aber sind sie wohl kaum. Welcher Kult dort darum betrieben wird, zeigt das Buch sehr anschaulich.

Erschienen ist das Buch "Buon Natale - Choreographie der neapolitanischen Weihnacht" im Sieveking-Verlag, es kostet 39.90 Euro und kann auch im Diözesanmuseum erworben werden (klingeln!). An diesem Wochenende sind dort am Samstag von 10 bis 20 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr Krippen und weihnachtliche Schätze aus dem Archiv zu sehen.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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