Freising:"Der Zustand der Wälder ist kritisch"

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Schon eine liegen gelassene Glasflasche- oder scherbe, eine weggeworfene, glimmende Zigarette kann einen Waldbrand mit verheerenden Folgen auslösen. (Foto: dpa)

Forstamtsleiter Alfred Fuchs warnt davor, leichtsinnig mit Feuer umzugehen, da die Brandgefahr zurzeit extrem hoch sei. Vorbeugend und zur raschen Entdeckung werden jetzt Luftbeobachter in den Himmel geschickt

Von Sophie Vondung, Freising

Die Regierung von Oberbayern hat wegen der großen Waldbrandgefahr Luftbeobachtungen angeordnet. Die Beobachtungsflüge der Flugbereitschaft Oberbayern sind eine vorbeugende Maßnahme der Brandbekämpfung. Für ganz Oberbayern weist der allgemeine Waldbrandgefahrenindex aktuell eine Gefahr der Stufe vier (hoch) aus. Besonders gefährdet sind Wälder auf leichten, sandigen Böden mit geringem Bewuchs, aber auch Waldränder und sonnige Lichtungen. Es gelten die Warnhinweise, in einem Wald oder weniger als 100 Meter davon entfernt, keine offene Feuerstelle zu errichten, kein offenes Licht zu verwenden, keine brennenden oder glimmenden Gegenstände wegzuwerfen und nicht zu rauchen. Für Waldbesitzer ist außerdem wichtig, keine Bodendecken abzubrennen oder Pflanzenreste abzusengen. Diese Möglichkeit, große Flächen schnell von dürren Pflanzenresten zu befreien, nutzten die Bayerischen Staatsforsten jedoch nicht, versichert der Freisinger Forstamtsleiter Alfred Fuchs. Sie sei nicht mit dem Naturschutz vereinbar, zumal bei solchen Methoden auch alle Tiere, die im Pflanzenteppich lebten, sterben würden. In besonders trockenen Bereichen reiche oft schon ein kleines Flämmchen aus, um dürre Gräser zu entflammen und dann ein Lauffeuer und sogar große Brände zu entfachen. Weil die Isarauen jedoch ein sehr nasses Gebiet seien und im Landkreis Lehmböden dominierten, sei die Brandgefahr verhältnismäßig niedrig, sagt Fuchs. "Rückblickend auf meine Zeit in Freising ist der Zustand der Wälder momentan dennoch kritisch", sagt er. "Nur im Jahr 2003 hat die Dürre bis jetzt noch länger angedauert." 90 Prozent der Brände würde von Menschen verursacht werden. Nur wenige Waldbrände würden durch Blitzeinschlag ausgelöst. Der Fokussierungseffekt bei liegen gelassenen Glasflaschen, weggeworfene Zigaretten oder Brandstiftung seien bis jetzt die häufigsten Gründe gewesen, erklärt Fuchs. Die Verursacher könne man jedoch in den seltensten Fällen gefasst werden. "Bis wir den Brand in den Griff bekommen haben, sind die über alle Berge", sagt Fuchs. Ein weiterer Grund für Brände sei, dass Privatbesitzer oft versuchten, Borkenkäfer, die momentan eine große Belastung darstellten, loszuwerden, indem sie Reisighaufen verbrennen. Die Gefahr sei, dass die gelöschten Feuer manchmal wieder zu glimmen anfingen und der Wind die Funken weitertrage bis schließlich ein ganzer Wald brenne, erklärt Fuchs. "Viele Bürger sind sich der Gefahr leider nicht bewusst und denken bei solchen Temperaturen nicht an das Brandrisiko, sondern an ihren nächsten Grillabend an der Isar", warnt der Forstbeamte. Ihm sei aufgefallen, dass besonders Schüler heute kaum mehr Praxiswissen im Umgang mit der Natur aufzuweisen hätten. An den beliebten Grillplätzen an der Isar gebe es zwar Schilder mit allgemeinen Warnungen vor den Risiken eines Lagerfeuers. Um aktiv auf die Leute zuzugehen, fehle ihnen jedoch das Personal, sagt der Forstleiter. Die Luftbeobachtung sei deshalb eine gute Möglichkeit, schnell große Flächen zu überblicken, sagt Fuchs. Sie diene hauptsächlich der Prävention und schnellen Entdeckung eventueller Gefahren. "Aus der Luft können wir auch das kleinste Lagerfeuer sehen und schnell genug reagieren, sollte es eine Gefahr darstellen."

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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