Freising:Der Traum vom Eigenheim ist verschoben

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Freie Wähler fordern Entwicklung eines Wohngebiets mit bezahlbarem Wohnraum - als Einheimischenmodell oder in Erbpacht auf ehemaligen Standortübungsplatz. Die Mehrheit im Bauausschuss folgt aber der Verwaltung und lehnt ab

Von Kerstin Vogel, Freising

FW-Stadtrat Robert Weller erlebt es gerade ganz höchstpersönlich: Menschen seines Alters, seine Freunde, ziehen mit ihren jungen Familien raus aufs Land, weil sie sich den Wohnraum in Freising nicht mehr leisten können, nicht zur Miete und erst recht nicht in Form von Eigentum. Weller und die Freien Wähler finden jedoch, dass das so nicht sein dürfte - und haben deshalb ein Auge auf den ehemaligen Standortübungsplatz bei Pettenbrunn im Norden Freisings geworfen.

Das etwa 130 Hektar große Gelände hatte die Stadt 2005 vom Bund gekauft. Ein damit verbundenes zehn Jahre währendes Nutzungsverbot ist inzwischen ausgelaufen. Hier sollte die Stadt ein Wohngebiet mit bezahlbarem Wohnraum entwickeln - als Einheimischenmodell oder in Erbpacht, so der Antrag der Wählergruppierung. Mehrfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Einfamilienhäuser sollten hier gebaut werden, "mit denen sich vor allem junge Familien den Traum vom Eigenheim erfüllen können".

Die Aufstellung des geforderten Bebauungsplans wurde in der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses allerdings gegen die Stimmen der FW-Stadträte und von Rudi Schwaiger (CSU) abgelehnt. Die Mehrheit im Ausschuss folgte der Argumentation der Verwaltung, die sich auf die im Freisinger Stadtentwicklungsplan (STEP) für das Areal in Pettenbrunn formulierten Empfehlungen berief.

Tatsächlich sieht der STEP für den ehemaligen Standortübungsplatz zwar Nutzungsmöglichkeiten vor, als Freiraum für extensive, ruhige Erholung, als Ersatzstandort für Freiversuchsflächen der Hochschule oder als neuen Standort für das Sportgelände der SG Eichenfeld. Bauliche Nutzungen für Wohnen und Gewerbe werden im Stadtentwicklungsplan dagegen als "nicht sinnvoll" eingeschätzt. Zu groß die Entfernung zum Stadtzentrum, zu schwierig die Anbindung an das Busnetz, zu weit weg für den nicht motorisierten Individualverkehr, lauten einige Stichpunkte, die hier aufgezählt werden.

Außerdem seien die Nachverdichtungspotenziale in der Stadt selber noch nicht ausgeschöpft, so ein weiteres Argument der Verwaltung, das die Freien Wähler allerdings nicht gelten lassen wollten. Man könne doch auf Dauer nicht eine "Bauträger-Stadt bleiben und nur den Geschosswohnungsbau in die Höhe treiben", kritisierte Weller: "Wofür haben wir das Gelände denn gekauft?" FW-Kollege Karlheinz Freitag sagte, das Gelände in Pettenbrunn sei doch "kein Satellit am Ende der Welt". Die Lage sei sehr schön, "das wäre eine gute Wohngegend".

Für die Planung einer Wohnbebauung auf dem ehemaligen Standortübungsplatz sprach sich auch CSU-Stadtrat Schwaiger aus. "Irgendwann ist Ende mit der Nachverdichtung, dann ist es voll", argumentierte er: "Ich würde es für vorausschauend halten hier eine - wenn auch nur grobschlächtige - Planung vorzunehmen."

Die Mehrheit im Ausschuss ließ sich jedoch auch von Schwaiger nicht überzeugen und lehnte den geforderten Bebauungsplan für Pettenbrunn ab. Weil gleichwohl die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, unstrittig war, soll die Verwaltung nun entsprechende Möglichkeiten, insbesondere nach Vorbild des so genannten Einheimischenmodells, erarbeiten - und das möglichst "zeitnah", wie auf Wunsch der Freien Wähler noch in den Beschluss eingefügt wurde.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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