Freising:Der Boom hält an

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Kerzen vom regionalen Imker sind ökologisch am sinnvollsten, weil dafür kein Palmöl verwendet wird. Im Bild: Imker Alfons Aigner. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Landkreis gibt es 520 in Vereinen organisierte Imker. Einblicke in dieses Hobby erhalten Interessierte bei einem Besuch des Lehrbienenstands an der Wieskirche mit Landrat Josef Hauner

Von Alexandra Vettori, Freising

Ein gutes Dutzend Interessierter ist am Donnerstag der Einladung von Landrat Josef Hauner (CSU) gefolgt und hat mit ihm den Lehrbienenstand neben der Wieskirche besucht. Ein Spaziergang dorthin wurde es wegen des regnerischen Wetters zwar nicht, doch dafür gab es noch Kaffee und Kuchen im Freisinger Landratsamt, bevor alle in Autos stiegen und in die geheimnisvolle Welt der Bienenvölker eintauchten.

Das Gras im Garten war gemäht, die gute Stube gefegt und über dem heimeligen Honig- und Wachsduft lag das kräftige Aroma von Nelkenöl. "Das hält die Bienen fern" - das war die erste Lektion, die Johann Jositz, der Vorsitzende des Imkervereins Freising, den Gästen gleich nach der Begrüßung erteilte. Angesichts des Besuchs aus dem Landratsamt wollten die Imker auf Nummer sicher gehen und hatten das Öl im ganzen Haus verteilt. Seit 1995 besitzt der Imkerverein Neustift den Lehrbienenstand, damals war das Imkern noch nicht so in Mode wie jetzt. Er ist einer von fünf Ortsvereinen, die im Imkerverein Freising zusammengefasst sind. Das schmucke Häuschen stellen die Neustifter auch dem Kreisverband für Schulungen und Lehrgänge zur Verfügung.

Der Imker-Boom halte an, bestätigte der Vorsitzende des Neustifter Imkervereins, Stefan Lorenz. Allein Neustift zähle derzeit 110 Mitglieder. Insgesamt gibt es im Landkreis 520 in Vereinen organisierte Imker, die sich allerdings auf zwei Kreisverbände aufteilen. 220 sind es im Imkerverein Freising und 300 im Kreisverband Freising des Deutschen Imkerbundes. Die ungewöhnliche duale Struktur, betonte der Vorsitzende des Kreisverbands, Josef Birgmeier, bedeute nicht, dass man sich nicht verstehe. "Da haben irgendwann mal welche gestritten und dann gab es zwei Kreisverbände. Ich finde ja, die Vereine sollten wieder zusammen gehen."

Dass Landrat Hauner schon ganz genau weiß, was die Imker von der Lokalpolitik erwarten, zeigte er mit seinem Grußwort. Gleich nach seinem Amtsantritt hätten ihn beide Kreisvorsitzende unabhängig voneinander besucht und das gleiche Anliegen vorgebracht: "Beim Bau von Kreisstraßen sollen wir Bäume und Sträucher pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen, damit die Bienen immer Futter finden." Derlei Hinweise, sagte Hauner, seien wichtig für die Verantwortlichen, "wenn man es weiß, ist es ein Leichtes, das zu berücksichtigen. Aber man muss es halt wissen." Denn, was sich Nicht-Fachleute kaum vorstellen können - gerade die Monate zwischen Mitte Juni und September sind eine schwierige Zeit für Bienen. Einerseits müssen sie viele Pollen zusammentragen, mit denen sie die Brut aufziehen und gleichzeitig schon die Winterbienen mästen, damit diese Fett ansetzen, um den Winter zu überstehen und im Frühjahr die Brut mit ihren Körperreserven zu nähren. Andererseits blühen aber im Sommer nicht mehr so viele Sträucher wie im Frühling. Hier könne man mit Stauden und Spätblühern den Bienen auch als Gartenbesitzer einen Dienst erweisen, betonte Jositz.

Dass die Imker heutzutage im Durchschnitt mit sechs bis sieben Völkern viel weniger Bienen haben als früher, erklärte Jositz mit dem gestiegenen Arbeitsaufwand. Vor allem der Kampf gegen die Varroamilbe erfordere viel Zeit. Das Bienenjahr ist derzeit übrigens bereits auf dem Höhepunkt, die Völker sind jetzt am größten, weshalb auch jetzt die Zeit des Schwärmens ist. Warum weiße Kleidung beim Umgang mit Bienen ratsam sei, wollte eine Frau wissen. Johann Jositz wusste natürlich auch hier die Antwort: "Was dunkel ist, wird eher angegriffen, das geht noch auf den Bär zurück."

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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