Coronavirus in Freising:Das Virus wird wirtschaftlich spürbar

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Auch für die Freisinger Wirtschaft hat das Covid-19-Virus Folgen, zuletzt wegen der abgesagten Handwerksmesse in München.

Von Friederike Streib, Freising

Die Internationale Handwerksmesse in München ist wegen des Coronavirus' abgesagt. Das spüren auch Handwerksbetriebe im Landkreis Freising. (Foto: dpa)

Bundesweit wird eine Messe nach der anderen wegen des Coronavirus' abgesagt. Nun hat es auch die Internationale Handwerksmesse (IHM) in München getroffen. Die IHM dient vielen Handwerksbetriebe als Plattform zur Präsentation eigener Innovationen, um Kontakte zu knüpfen und um Aufträge an Land zu ziehen. Rund 1000 Aussteller sitzen nun vor verworfenen Plänen. Aus dem Landkreis Freising hatten zehn Betriebe einen Stand auf der Messe gebucht oder wären Teil von Events und Projekten auf der IHM gewesen. Einige hatten schon mit dem Aufbau ihres Standes begonnen, den sie seit Monaten geplant hatten.

Nicht nur die Aussteller spüren den Ausfall der Messe. Auch Betriebe, die für Transport und Auf- und Abbauarbeiten gebucht wurden, bekommen nun reihenweise Stornierungen. Christian Brand betreibt eine Schreinerei und ein Messebauunternehmen in Kranzberg. Für ihn und seine Mitarbeiter fallen nun Aufträge auf der IHM und weiteren Messen weg. "Die Absagen der Messen sind tragisch! Wir haben uns breit aufgestellt und jetzt fallen für die nächsten Monate Aufträge weg, die eigentlich fix waren. Das bedeutet natürlich Verluste. Meine Hoffnung ist allerdings, dass alles in drei bis vier Monaten wieder langsam in Fahrt kommt", sagt Brand im Gespräch. Besonders betroffen, erklärte er, seien aber vor allem die Betriebe, die nur als Messebauer arbeiten.

Die Absage der Handwerksmesse verursacht einen Millionenschaden

Der Gesamtschaden durch die Absage der IHM belaufe sich auf einen Millionenbetrag, sagt Martin Reiter, Kreishandwerksmeister Freisings. Die genaue Höhe sei jedoch noch nicht absehbar. "Viele Handwerker bekommen mehr als die Hälfte ihrer Aufträge für das Jahr über die Messe. Das fällt alles weg", betont Reiter. Um die handwerklichen Gewerbe zu präsentieren und junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen, hatte auch die Handwerkskammer München Oberbayern einen Stand auf der Messe geplant.

"Die Schwierigkeiten beschränken sich aber nicht auf die Absagen der Messen: Viele Materialien, die Betriebe für ihre Produktion benötigen, hängen in China oder anderen Ländern fest", so der Kreishandwerksmeister. Kritisch würde es vor allem dann, wenn in der Region die Zahl der Fälle steige und Mitarbeiter zuhause bleiben müssten. Aufträge könnten dann nicht in vereinbarten Zeiträumen fertiggestellt werden, erklärt Reiter. "Problematisch ist auch, dass die Firmen zum jetzigen Zeitpunkt auf den finanziellen Schäden sitzen bleiben, für die sie gar nichts können", so Reiter. Fakt ist, dass Firmen, die aufgrund von Quarantänemaßnahmen Arbeitsausfälle haben, laut Infektionsschutzgesetz staatliche Entschädigungen in Anspruch nehmen können. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat finanzielle Hilfe für Betriebe, die durch die Pandemie mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben, auch bereits in Aussicht gestellt. Durch die LfA Förderbank Bayern sollen betroffene Betriebe Kredite und Bürgschaften erhalten. Jens-Christopher Ulrich, Pressesprecher der Handwerkskammer München Oberbayern, ist der Meinung, dass sich an dieser Stelle in den nächsten Wochen noch einiges tun wird, auch wenn es im Moment noch keine konkreten Umsetzungen finanzieller Hilfen gibt. Betroffene Betriebe könnten sich aber jetzt schon an die Handwerkskammer wenden, betont Ulrich.

Besonders betroffen ist die Reiseindustrie

Die Folgen der Ausbreitung des Covid-19-Virus treffen über die Handwerksgewerbe hinaus fast jede Branche. Besonders betroffen ist aber die Reise- und Tourismusindustrie. Im Luftverkehr rechnet man mit einem massiven Rückgang an Passagierzahlen. Die Lufthansa Group, die am Münchner Flughafen am stärksten vertreten ist, hat Ende Februar ein Maßnahmenpaket bekannt gegeben und dieses nun weiter verschärft. Das Flugprogramm soll abhängig von der Entwicklung der Nachfrage in den nächsten Wochen auf bis zu 50 Prozent reduziert werden. Lufthansa Mitarbeiter haben die Möglichkeit, unbezahlten Urlaub zu nehmen oder ihren Jahresurlaub vorzuziehen. Auch Kurzarbeit und Teilzeitmodelle sind laut einer Pressemitteilung im Gespräch. Florian Steuer, Pressesprecher der Flughafen München Gesellschaft (FMG), geht davon aus, dass sich diese Art an Maßnahmen in nächster Zeit auf weitere Airlines ausweiten wird. "Es liegt auf der Hand, dass die Ausbreitung des Virus' wirtschaftliche Auswirkungen haben wird. Wenn der Flugverkehr weiter reduziert wird, wird das spürbar werden", sagt Steuer. Dienstreisen in Krisengebiete seien von der FMG grundsätzlich abgesagt worden.

Der eingeschränkte Reiseverkehr trifft in der Folge auch Hotels und Gaststätten in der Region. Anna Elisabeth Hofmeier, Freisinger Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa), sagt: "Von der Absage der IHM sind wir zwar nicht persönlich betroffen, aber auch in unserem Hotel wurden Tagungen abgesagt." Der Verband gibt bekannt, dass 78 Prozent aller Betriebe Umsatzeinbußen auf Grund des Virus' verzeichnen. Die Umsätze gingen dabei bayernweit um durchschnittlich 29 Prozent zurück, heißt es in der Pressemitteilung. Das von der Bundesregierung verabschiedete, milliardenschwere Hilfspaket, das Verbesserungen beim Kurzarbeitergeld sowie Liquiditätshilfen ankündigt, ist laut Pressemitteilung der DeHoGa zwar ein Schritt in die richtige Richtung, reiche aber nicht aus, um die Krise zu bewältigen.

© SZ vom 11.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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