Freising:Bereit für die freie Wildbahn

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Berufsschule entlässt 286 Absolventen in einen neuen Lebensabschnitt

Von Rebecca Seeberg, Freising

"Blind, taub und nackt, so werden Mäuse geboren". Der Schulleiter der Berufsschule Freising schaut lächelnd vom Rednerpult herab. Anlässlich der Abschlussfeier hat er sich in Schale geworfen und betrachtet nun wohlwollend seine Schützlinge. "Nach sechs Wochen werden sie von ihren Eltern aus dem Nest entlassen", führt er seinen Gedankengang fort. Menschen hingegen seien erst nach ungefähr zwei Jahrzehnten so weit, um ihr wohliges Heim mit Pappkarton und Computer unter dem Arm zu verlassen - auf seine Ausführung hin gibt es einiges Gekicher im Saal.

Die 286 Absolventen und Absolventinnen der Berufsschule Freising haben an diesem Donnerstag einen Grund stolz auf sich zu sein. Drei Jahre wurden sie von der Schulfamilie auf diesen Tag hin vorbereitet, mit allen nötigen Fähigkeiten ausgestattet, um nun endlich durch die offenen Pforten zu schreiten, hinein ins Berufsleben.

Es herrscht eine familiäre Stimmung in der Aula des Camerloher-Gymnasiums Freising, in der die Abschlussfeier stattfindet. Neben politischen Vertretern der Stadt Freising, den jährlich zahlreich erschienen ehemaligen Schulleitern sowie den Kreis- und Innungsmeistern sind auch viele der Ausbilder persönlich gekommen, um ihren Schülern zum erfolgreichen Abschluss zu gratulieren. Nicht zuletzt den Lehrern und Ausbildungsbetrieben sei es zu verdanken, dass die jungen Menschen erfolgreich ins Berufsleben starten könnten, so Landrat Josef Hauner.

Die Fachakademie für Sozialpädagogik übernimmt während der gesamten Veranstaltung die musikalische und schauspielerische Untermalung. Solistisch überzeugen Marion Mainz und Stefan Arden im Stück "Pride in the name of love". Beinahe 20 Gitarristen und mehrere Blockflöten sorgen dabei für muntere Stimmung, und obwohl die Töne der Flöten etwas piepsig klingen, muten die Akkorde tatsächlich an wie stolze Fanfarenstöße. Später geben die Mitglieder der Theatergruppe der Fachakademie das Stück "Fliegen" aus dem Musical Peter Pan sowie eine Szene daraus zum Besten. Eva Bönig, stellvertretende Bürgermeisterin, findet dieses Motiv "ganz besonders charmant" - ein Junge, der nicht erwachsen werden, sondern sich die Sorglosigkeit eines Kindes bewahren will. Zwar passe dieses Bild zunächst nicht zum Berufsleben, dennoch hält Bönig die Absolventen an, sich diese Begeisterungsfähigkeit zu bewahren, auch in harten Zeiten. "Behalten Sie sich einen wachen Kopf und einen wachen Blick", rät sie, sodass aus Schülern couragierte und engagierte Bürgern heranwachsen. Auch an der Flüchtlingsthematik führt auf dieser Feier kein Weg vorbei, vor allem, da die Berufsschule ihre Turnhalle als Unterkunft zur Verfügung gestellt hat. Gerade im Hinblick auf die Herausforderungen dieser Zeit sei es wichtig Engagement zeigen, ergänzt Hauner die Gedanken seiner Kollegin.

Von den ausgezeichneten schulischen Leistungen der Schüler zeugen jedenfalls die Anzahl der geehrten Absolventen und Absolventinnen. 44 Preise wurden dieses Jahr an die Jahrgangsbesten verliehen, von denen einige zwar mit hochrotem Kopf, aber dennoch stolz auf die Bühne schreiten.

Mit dem Ende der Berufsschule beginnt für die Absolventen und Absolventinnen ein neuer Lebensabschnitt. Sowohl Hauner als auch Bönig betonen, dass sich die jungen Menschen ihre Freude am Lernen bewahren sollten, denn formuliert man es mit Wilhelm Busch: "Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss."

Auch der Schulleiter ermutigt die Absolventen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. "Meine Damen und Herren", so erklärt er, "mit Ihrem Abschluss sind Sie bestens vorbereitet für die freie Wildbahn." Man müsse dazu nur den Schritt aus dem Nest heraus wagen.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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