Freising:Alles wippt

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Ausverkauftes Haus beim Big-Band-Konzert der Freisinger Schulen in der Luitpoldhalle. Das ist bereits Tradition und diesmal soll sogar Besuch aus Chicago im Publikum mit dabei gewesen sein

Von Rebecca Seeberg, Freising

Es ist, als ob alle Musiker noch einmal tief einatmen, bevor der Dirigent seine Arme hebt und - eins, zwei, drei - das Stück einzählt. Bläser, Gitarristen, Schlagzeuger und Pianisten heben ihre Köpfe und schon erklingen die ersten souligen Töne von Bill Withers "Lean on me". Mit diesem Stück eröffneten die drei Freisinger Gymnasien am Mittwoch das 12. Big-Band-Konzert der Schulen. Veranstalter waren wieder der Lions Club Freising und die Stadt. Obwohl bei dem Anfangsstück ein einziger Mann einem Aufgebot von mindestens 60 Schülern gegenübersteht, findet jeder der Musiker den Takt und ist zu jedem Augenblick präsent. In der ausverkauften Luitpoldhalle wippt das Publikum mit den Köpfen, hier und da zuckt ein Knie und auch wenn es nur der kleine Finger ist, der im Takt hoch und runter geht - schon mit dem Eingangsstück haben die jungen Musiker das Publikum in ihrer Hand.

Das Freisinger Big-Band-Orchester spielt vor ausverkauftem Haus. (Foto: Joerg Koch)

Gekonnt leitet Moderator Klaus Tiedemann von Soul zu Jazz und wieder zu Latin-Rock über. Er sagt, das Freisinger Big-Band-Konzert erfreue sich mittlerweile bescheidener Berühmtheit. Er wisse von jemandem, der extra aus dem fernen Norden der Republik gekommen sei, um den alljährlichen Ohrenschmaus nicht zu verpassen. Im Publikum soll sogar einer aus Chicago sitzen - wer weiß, vielleicht ein echter Chicago-Blues-Musiker auf Talentsuche. "Uns kleinen Hühnerhaufen", so die moderierende Schülerin des Josef-Hofmiller-Gymnasium, "beschreibt man am besten mit dem nächsten Stück." Mit "Chicken Polo" von Les Hooper bringen die Musiker den Funk auf die Bühne. Während Bläser und Schlagzeug in Fahrt kommen, hält der Bassist in der hintersten Reihe kopfschüttelnd einen Haufen Kabel in der Hand und blickt auf die rote Gitarre der Camerloher-Band. Noch gerade rechtzeitig wechselt das Instrument den Besitzer, schon im nächsten Augenblick setzt der junge Musiker zu einem gekonnten Solo an und der Camerloher-Bassist wippt im Takt.

Soul, Jazz, Rock, Funk und Latin: Das Repertoire der Freisinger Big-Band-Orchester ist groß. (Foto: Joerg Koch)

Federvieh scheint Jazzmusiker zu inspirieren, denn kurz nach dieser Einlage spielt auch das Dom zu "Free Bird" von Allan Collins. Unter der Leitung von Michael Schwarz beginnt die Band mit feierlichen Trompetenklängen und holt, als es schmalzig zu werden droht, mit neuem Schwung zu rockigen Saxofon-Melodien aus. Der Bassist des Gymnasiums mutiert zu "The Chicken" im Plüschkostüm, als er zu Jaco Pastorius jazzigen Klängen auf einen Stuhl steigt und ungeachtet der Hitze groovige Riffs zum Besten gibt. Auch der Lockenkopf der Camerloher Band legt zu "Shining Star" ein rockiges Basssolo hin, zu dem er sicher, wenn er den Platz dazu hätte, auf den Knien über den Boden schlittern würde. Ein weiteres bemerkenswertes Solo spielt einer der Musiker des Camerloher am Vibrafon zu "Dajango" von John Lewis, einer Komposition voll dramatischer Crescendi und plötzlichen Stimmungswechseln. Auch die Posaunen-Sektion des musischen Gymnasiums brilliert zu "Bone Talk" von Marc Taylor, während Gunther Fendler dabei eher mittanzt, als dirigiert. Jubelschreie erntet der einzige Sänger des Camerloher-Gymnasiums, der in echter Dean Martin Manier zu "Aint That A Kick In The Head" singt. Und zu "Time of My Live" treten zum Abschluss die zwei Sänger der Joho-Bigband als Baby und Johnny auf, mit Tanzeinlage.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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